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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,2.1916

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Heft 8 (2. Januarheft 1916)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14292#0100

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bliebenen scheint solche tzoffnung zu
gestatten. Alle ästhetisierende Na«
turduselei, und die dem »Iahrhun-
dert des Kindes« entsprossene »Iu-
gendkultur« sind von der klaren Er«
kenntnis vaterländischer Pflichten
kraftvoll überwunden. Die langen
Lotenlisten in der »Freideutschen
Iugend«, in den Blättern der Wan«
dervögel sind des Zeugen."

Ich habe auf S. 2H5 in tzeft 6
ausgeführt, weshalb mir diese Dar-
stellung schief und oberflächlich scheint
und bitte, meine Bemerkungen dort
an diesen nunmehr authentischen
Sätzen nachzuprüfen. Was war es,
das auch alten Teilnehmern den
Meißner-Tag zu einem der stärksten
Erlebnisse ihres Daseins machte?
Was war denn das „Bewunderte"
und woher kam das „Lpoche--
machende", von dem doch Frl. Sie-
mering selber spricht? Ich meine,
es wäre ihre wichtigste Aufgabe ge«
wesen, das höchst erfreuliche Posi«
tive darzustellen und verstehen zu
machen. Daß Leute in den Werde«
jahren nicht reif sind, versteht sich
von selber, was aber steht in Frl.

Siemerings Sätzen von den Wer-
ten des Meißner-Tags? sin^ A

Handel und Wucher

^s haben die Kaufleute eine ge-
^ bräuchliche Regel unter sich: ich
will meine Ware so teuer verkaufen
als möglich. Das halten sie für ein
Recht. Damit aber ist dem Geiz
Raum gemacht und der Hölle alle
Lüren und Fenster aufgetan. Denn
was heißt das anders als: ich frage
nichts nach meinem BLchsten, wenn
ich nur meinen Gewinn habe; was
geht's mich an, daß ich meinem
Bächsten zehnmal Schaden tu? Da
siehst du, wie dieser Spruch unver-
schämt nicht nur gegen die christliche
Liebe, sondern auch gegen das natür-
liche Gesetz verstößt. Was kann
noch Gutes und ohne Sünde im
tzandel sein, wenn solch Rnrecht
sein tzauptstück und seine Regel ist?
Es kann dann der tzandel nichts
anderes sein als den andern ihr
Gut rauben und stehlen.

Luther (in der SchrifL „Von Kaufs-
handlung und Wucher")

Ansre Biwer und Noten

^^^as ist auch noch da" — unter diesem Gedanken erinnerten wir
>-D^voriges Iahr an die Welt der Stille und des Friedens, die mitten
„ E Kriege bleibt, die uns als tzeimat bleibt, tröstet und stärkt.
Es mag heute wie damals ein Bild des Straßburgers Paul Leschhorn
sein, das uns davon spricht, einer seiner träumerischen und dennoch in
ihrer Wirklichkeitstreue durchaus wachen Schnittdrucke, „Buchen im Nebel".
Unser farbiges Blatt ist nicht in Merfarbendruck, sondern in einem stein-
druckartigen Verfahren hergestellt. -

Nach einem Steindrucke von Karl Schäfer ist das Blatt „tzagen"
angefertigt. Eins der nach unserm Dafürhalten nicht zahlreichen Blätter
„neuer Richtung", in denen die Freiheit der Zeichnung wirklich zu er-
höhtem Ausdruck geführt hat. Wenn Metzner, der Plastiker, seine
düstern Nibelungen-Riesen am Völkerschlachtdenkmal erstarren und ver-
steinen läßt, so läßt der Graphiker seinen tzagen als höchst lebendigen
Schatten kämpfen in erregtem Licht. Alles andre ist nur ein Gewirr,
in dem es von Lichte glutet und flackt und von Schatten ausweicht und
lauert. Die Niedergeschmetterten am Boden sind nur angedeutet, von
entsetzten Blicken nur geahnt. An der Grenze des Zerrbildes, aber
 
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