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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,2.1916

DOI Heft:
Heft 9 (1. Februarheft 1916)
DOI Artikel:
Avenarius, Ferdinand: Nicht zweierlei Deutsche!: zum 27. Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.14292#0108

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Nicht zweierlei Deutsche!

Zum 27. Zanuar

^W^enken wir noch oft genug daran, wie das bei Kriegsbeginn war? Wie
^quer über den blauen Sommerhimmel sich jählings die ungeheuren
Schatten schlugeN) Schatten von Rauch aus aufflammenden Lohen an
allen Grenzen, wie die Stürme dreinbrausten schier unverständlich von drei
Horizonten zugleich, wie es schien: die Welt steht auf, um uns zu vernichten.
Dann aber, wie wir mit einem Male ein Wunder erfuhren: unser Volk
war einig. Nun hatten wir den Glauben in bergeversetzender Kraft:
uns kann nichts geschehn. Wer besiegt Deutsche, wenn sie einig sind?
Und selbst wenn man das könnte — das Beste hatten wir ja nun doch,
die Vorbedingung und die Gewähr der höchsten Zusammenfassung und
Höchsten Entwickelung der deutschen Kräfte.

Das Beste! Denn kein Niederringen durch die Abermacht von außen
her könnte uns zerbrechen, nur der Riß im Innern. Auch Parteikämpfe
nicht, wir wissen alle, daß sie notwendig sind. Und daß sie fruchtbar sein
können, als das Entfalten von Lebendigem, das immer in irgendeiner
Weise erhält oder schafft. Daß Parteikämpfe die innere Linheit eines
Volkes nicht zu zerreißen brauchen, bewiesen uns andre Länder längst.
Der tzaß zerreißt. Nicht einmal, die draußen als Feind gegen Feind ein-
ander verwunden und töten, hassen sich, sie wissen, daß auch der drüben
sich im Rechte fühlt und fühlen darf. Sollen nun die, welche jetzt auf
einer Seite miteinander sich schützen und helfen als Kameraden, nach
dem Frieden wieder mit tzaß im eignen Volke vergiftet werden, als sei im
Frieden „innerer Feind", wer im Kriege das Vaterland mitschützender
Bruder ist?

Ls sieht so aus. Es sieht wahrhaftig so aus, als wenn schon jetzt wäh-
rend des Krieges es mehreren und mehreren sauer würde, den Gottesfrieden
zu halten. Und das Verketzern Einzelner, wie schädlich es sei, ist dabei
noch nicht das Gefährlichste. Das Verketzern ganzer Parteien, ganzer
Stände, das ist's. Das moralische Minderbewerten, das Andersdenkende

t- Februarheft (XXIX, 9)
 
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