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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,2.1916

DOI Heft:
Heft 11 (1. Märzheft 1916)
DOI Artikel:
Hempel, Richard: Ödlandumwandlungen und Heimatschutz
DOI Artikel:
Kleibömer, Georg: Die Türkei, von der türkischen Seite gesehn
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https://doi.org/10.11588/diglit.14292#0229

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licher Besichtigungen gemeinsam mit den Vertretern der Regierungen und
der ausführenden Körperschaften zweckdienliche Grundsätze und Richt»
linien vereinbaren. Diese müssen in verschiedenen Gegenden verschieden
sein, je nachdem es sich üm Moor oder Heide, um Niederungs« oder
Hochmoor, um Tiefland oder Bergebenen handelt und verschiedenes Klima
in Frage kommt. Die Bedingungen für gefälliges Wohnen und Wirt»
schaften sind am Iütischen Landrücken anders als in den großen Moor»
gebieten Nord-tzannovers oder als in den eingesprengten Binnenmooren
und tzeiden an der Weser, in Brandenburg und in Ostpreußen oder als
auf dem tzohen Venn der Eifel. Auch auf die Eigenart der Menschen
kommt es an, die sich heimisch fühlen ünd mit der Gegend für immer
fest zusammenwachsen sollen. Wollen also die Naturfreunde einen wirk«
lichen segensreichen Einfluß auf die Schaffung einer neuen Land- und
tzeimatschönheit ausüben, so müssen sie ausgewählten Männern ihr volles
Vertrauen schenken. Diese aber müssen hinaustreten aus ihren Vortrags-
sälen und sehen, hören und gestalten helfen an Ort und Stelle! ^

Richard tzempel

Die Türkei, von der türkischen Seite gesehn

ahnen läßt man nur einen Tag wehen, und nicht Tag und Nacht!
So sollte man auch der Freude über einen Bundesgenossen, den man
fand, eine gewisse Spanne Zeit einräumen und dann wieder an
die ernste Arbeit gehen. Unser Freundschaftsverhältnis zu den Türken
hat nun aber schon monatelang einen wahren Freudenrausch in Deutsch-
land hervorgerufen, als ob dieses Bündnis, das doch für lange Friedens»
zeiten bestehen bleiben soll, gar keine Probleme mit sich brächte, die mit
Ernst und Gründlichkeit zu erwägen wären. Statt dessen eine nach tzun-
derttausendauflagen zählende Literatur, die vielfach in unverantwortlich
oberflächlicher und einseitiger Weise unser Verhältnis zu den Türken
darstellt.

Ganz in letzter Zeit hört man endlich ein paar ernste, nüchterne, sach-
liche Stimmen durch diesen bedauerlichen tzurrachor hindurchklingen, und
so dürfte denn wohl die tzoffnung berechtigt sein, daß man in Deutschland
nun anfangen will, sich mit dieser wichtigen Sache ernster zu befassen.

Wir hier im Lande haben alle mit Erstaunen und Bedauern beob-
achtet, 'wie schlecht beleuchtet man in Deutschland die hiesigen Verhältnisse
sah. Wir sahen ja auch die andere Seite! Das schien man im deut-
schen Vaterland überhaupt vergessen zu haben, daß ein deutsch-türkischer
Bund auch eine türkische Seite hat, ich meine, daß auch die Türken
ihre eigene 'Ansicht und ihre eigenen Wünsche bei diesem Bündnis haben.
Es ist ja eigentlich selbstverständlich, daß die türkische Regierung rein tür-
kische Interessen vertritt, es ist eigentlich ebenso selbstverständlich, daß
die Wünsche der beiden Verbündeten nicht immer durchaus übereinstim-
men, und daß dann (ber Berücksichtigung des großen Endziels, das im
Ausbau der Freundschaft besteht) jede Seite ihre Interessen geltend macht.
Statt dieser so selbstverständlichen rein sachlichen Behandlung der An-
gelegenheit macht das deutsche Volk wieder seine Politik mit dem tzerzen.
Die Türken sind darin ganz anders. Nichts von Sentimentalität, ganz
real erfassen sie die Zustände. Es ist sicher für Tausende von Deutschen gut,
an Beispiel und Gegenbeispiel zu zeigen, daß wir auf falschem Wege sind:

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