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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,2.1916

DOI Heft:
Heft 12 (2. Märzheft 1916)
DOI Artikel:
Avenarius, Ferdinand: Wann beginnen wir?
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14292#0256

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Wann beginnen wir?

ilf tzelfferich!" hat neulich wieder einer gerufen und dabei den Vor«
FHschlag gemacht, die nach dem gegenwärtigen Gesetz verfallenen Ver«
^^>^lags- und Aufführungsrechte zugunsten der Lebenden zu verwerten.
Derselbe Vorschlag ist im Kunstwart schon vor langen Iahren gemacht und
mindestens sechsmal wiederholt, er ist außerdem von mir vor zehn Iahren
in einer motivierten Lingabe dem Reichstage unterbreitet, er ist dann in
der 65. Dürerbundflugschrift, die so und so viele Auflagen erlebt hat, auf-
bewahrt worden. Wenn irgendein neuer Interessentenkreis durch Kunst-
wart- oder Dürerbund-ArbeiLen gestört wird, so beginnt regelmäßig die
Agitation gegen den unheimlichen (Linfluß von Kunstwart und Dürerbund,
der zum Monopol auszuarten drohe. Ich muß zitieren, was ich nun
auch schon vor sechs Iahren geschrieben habe. „Ganz besonders lehrt
mich etwas Bescheidenheit. Seit bald zwanzig Iahren schreibe ich gegen
die Alleinherrschaft der Gedanken, die unser Urheberrecht regieren, seit
einem Iahrzehnt bemüh ich mich immer wieder, die Erkenntnis davon zu
verbreiten, daß alle Kreise der deutschen Bildung, einschließlich sogar der
Sozialdemokraten, hier auf einen kapitalistischen Leim gekrochen sind, der
nachgerade unsre ganze Kultur überschleimt. Was hier besteht, ist so un-
geheuerlich, daß es keine drei Iahre mehr leben könnte, wenn die deutsche
Bildung sich einmal gründlich damit beschäftigte. Das tut sie aber
nicht. Bei dem, was mir je länger je mehr als die wichtigste Kunstwart-
arbeit überhaupt erscheint, bei allem, was ich zur Begründung einer ver-
nünftigen Volkswirtschaft mit Geistesgütern vorbereiten möchte, steh ich
noch immer so gut wie allein. Man meint, das brauche nur die »Fachleute«
zu kümmern, was doch unsre ganze Geisteskultur an metallene Seile bindet.^
Auf meinen „Einfluß" in diesen Dingen jedenfalls kann ich mir wirklich
nichts einbilden.

Bei unsrer Volkswirtschaft mit Geistesgütern kommen die Rechte der
Verstorbenen in Betracht, von denen der „tzilf Helfferich^-Rufer spricht, aber
noch sehr viel sehr wichtige Dinge sonst. Denn worum sich's hier handelt, das
ist nicht weniger wichtig, als die Volkswirtschaft mit stofflichen Gütern.
Vielleicht hat der Krieg die Voraussetzungen dazu geschaffen, daß wir

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