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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,2.1916

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Heft 12 (2. Märzheft 1916)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14292#0290

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sogar recht wenig ist, und daß Blut
sehr weit über Tinte geht.

Die ganze Angelegenheit hat noch
ein Nachspiel gefunden. Die Ber-
liner Aniversitätsbehörde hat den
kritisierenden Studenten auf unge-
setzlich erscheinenden Umwegen re»
legiert. Das ist ein Gewaltstreich,
der seine Sühne verlangt. Wir kön-
nen gar nicht früh genug dafür sor-
gen, daß sich nicht wiederholt, was
vor hundert Iahren vom Verbot der
Fichteschen „Reden" über die Ver-
folgung Ernst Moritz Arndts bis
zu Fritz Reuters „Gefangentid" hin
in dunklen Machenschaften gesündigt
wurde. Bei der begangenen Rn»
geschicklichkeit des gemaßregelten
Kritikers ist es schwer, diese Sühne
für ihn persönlich durchzusetzen. Um
so lauter ist die Weisheit und der
sittliche Mut der tzeidelberger Rni-
versität zu preisen, welche den Stu-
denten, dessen guter und reiner Wille
sich nicht bezweifeln läßt, und von
dem man Gutes hoffen darf, ohne
weiteres aufnahm und damit von
der unfruchtbaren Pose des Märty-
rers für eine Gedankenlosigkeit er-
löste. Damit ist der Fall, soweit
er den Studenten persönlich betrifft,
hoffentlich erledigt. Das Verhalten
der Berliner A.niversitätsbehörde ist
damit nicht bereinigt. sm^ Bonus

Unter dem Namen „Dürer-
Haus Zehlendorf"

hat Karl Maußner, „Inhaber des
Dürer-Verlags", eine tzandlung er-
öffnet, die auch ein Dürerkopf-

Signet führt, das auf daS leichteste
mit dem des Dürerbundes zu ver-
wechseln ist. Der Arbeitsausschuß
des Dürerbundes gibt hierdurch be«
kannt, daß er sich an der Leitung
des „Dürer-tzauses Zehlendorf"
ebensowenig wie an der des „Dürer-
Kalenders" oder an den andern
Maußnerschen „Dürer^-Unterneh-
mungen durch seinen Beirat betei-
ligt. Er sieht vielmehr im Gebrauch
dieser Namen und im Nachahmen
unsres Signets ein Vorgehen, das
sehr bedenklich, weil sehr zu der Irre-
führung geeignet ist, diese „Dürer"-
Unternehmungen gingen vom Dü-
rerbunde aus. sm^

Vaterländische Dichtung

^vv^er einen Glauben, Götter, Va-
^^terland ans tzerz legen will,
der muß aus einem tiefen Brunnen
schöpfen. tzat er diesen Brunnen
nicht, so lass' er seinen Eimer ruhig
an der Kette hangen; denn wie sehr
er auch klappern und winden mag,
er wird immer nur laues Allerwelts-
wasser heraufholen, keinen Ra-
goczi, der die Nerven zu stählen
und die Sinne zu beleben weiß.
Es gibt nichts Labenderes und Er-
quicklicheres als die vaterländische
Dichtung; es gibt aber auch
nichts Anerquicklicheres. Der tzoheit
der Aufgabe muß die Kraft entspre-
chen. Ist diese da, so werden die
höchsten Wirkungen erzielt; fehlt sie,
so haben wir die bloße Redensart,
von der sich ein gesunder Sinn ab-
wendet. Lheodor Fontane

Unsre Bilder und Noten

enzel tzablik, „Vom Meer". Nicht etwa eine Ansicht
vom Meere, sondern ein griffelkünstlerisches Gedicht über
das Meer. Leute, die „keine Phantasie haben^, sondern „nur
Augen", werden sich immerhin an der ganz ungewöhnlichen Schönheit dieses
Spiels von Licht und Schatten, von Sammettiefe und Seidenglanz und
Spitzenduft erfreuen. Wer „außer den Augen" auch „Phantasie hat^, wird

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