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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,3.1916

DOI Heft:
Heft 13 (1. Aprilheft 1916)
DOI Artikel:
Einiges von Franz Schubert: zur Pflege der älteren Musik, 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.14293#0026

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Härtel, t- Banü, geb. 8,50 M.) werden wohl nur wissenschaftlich Gebildete
und Interessierte in die Hand nehmen mnssen. Ls bietet eine große, mit
vielen Tabellen und Statistiken versehene Systematik der Schubertschen
Lieder,- dazu eine musikwissenschastliche Auseinandersetzung über Schuberts
Knnstmittel und einen nach Dichternamen geordneten, philologisch gewissen-
hasten Katalog der einzelnen Lieder. Der kunstwissenschaftliche Lrtrag des
Buches ist nicht reich, es fehlt dem Versasser an leidenschastlicher Teilnahme
und Hingabe, das Ganze ist „trocken" geschrieben, mehr ein katalogisches
als ein darstellendes, ästhetisch schilderndes Werk. Den Laien wird es
erstaunen durch die Fülle der Einzelfragen und -begrifse, die der Ver--
sasser aus dem so schlicht scheinenden Gegenstand gewinnt, wenn er auch
damit nicht allzu viel anzufangen weiß. Der zweite Band steht noch aus.

Noch vor dem Kriege erschien ein prächtiges Werk, das den Liebhabern
eine wahre Freude sein wird. Den Liebhabern Schuberts und den Lieb--
habern schöner Bücher. „Franz Schubert, Die Dokumente seines Lebens
und Schassens" ist es genannt, und Otto LrichDeutsch gibt es heraus
(Georg Müller, München). Der erste Teil des zweiten Bandes („Die
Dokumente seines Lebens", s. Hälste, (0 u. M.) enthält alle erreichbaren
Briese Schuberts, darunter ein paar neue und einige ungemein rührende
nnd zarte Selbstzeugnisse, serner Briese an ihn, Briefe und Fremdzeugnisse
über ihn, durch welche sein ganzer Lebenslauf beleuchtet und, übrigens
zum ersten Male, völlig erhellt wird. Ein Buch zu sreundwilliger Ver--
senkung, das nicht nur das bescheidene Wesen nnd Walten des Meisters
ins Licht rückt, sondern anch seinen ganzen Freundeskreis, zu dem Schwind,
Schober, Mayrhoser, Vogl und mancher Zeitgenosse aus Ssterreichs musi-
kalisch und gesellschaftlich lebensvollfter Zeit gehörte. Die Doknmente sind
in jahrelanger treuer Forscherarbeit zusammengebracht und in voller Breite
wiedergegeben, so daß das Buch zugleich die absolut zuverlässigste und
reichste Ouelle sür alle künftige Schubert-Forschung darstellt. Der dritte
Band („Sein Leben in Bildern", 25 und 32 M.) gibt zu alledem gleichsam
eine fortlaufende Illustration; auf nicht weniger als 6(7 Tafeln wird alles
wiedergegeben, was irgend mit Schubert zusammenhängt. Bildnisse Schu-
berts, Ein Kapitel Schwind, Zeugnisse, Handschriften, Reliquien, „Schuberts
Tod und Gedächtnis", Seine Familie, Wiener Schubertftätten, Theater-
und Konzertprogramme, Titelblätter, Vignetten und Illustrationen, Lehrer,
Gönner, Freunde, Bekanntenkreis, Befreundete Dichter, Textdichter, Kom-
ponisten, Schuberts Herolde — diese Äberschriften geben einen Begriff, was
alles da der Sammlerfleiß vereint hat. Wir sind im allgemeinen keine
Freunde der Massenveröffentlichung von Bilderbeiwerk; es führt leicht zur
Veräußerlichung. Lines solchen Museumbuchs aber darf man fich wohl
unbefangen freuen; es bildet wirklich eine Art geschichtlichen Dokumentes,
wenn auch ruhig einiges Äberflüssige HLtte entfallen dürfen. Die liebe
alte Zeit spricht traulich aus all diesen Zeugnissen, eine Fülle wertvoller
Köpfe erinnert den Kenner an vergangne Gefellschafteinheiten, ein Stück
Kulturgeschichte, das wir nicht verleugnen wollen, wird uns hier ver-
anschaulicht; auch dies ift ein Werk, das zu eingehender Beschäftigung, zu
manchem ernftem Gedanken und Gedenken einlädt. — Beide Bände sind un-
gewöhnlich reich ausgestattet und nicht übermäßig teuer. Es bleibt nur
zu wünschen, daß ihnen ein voller Erfolg beschieden sei — der schönste
wäre der, die Liebe zu Schubert, dessen Schaffen und Wesen so unermeß-
liche Bedeutung hat, neu zu erwecken und zu stärken. fmsl Sch.
 
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