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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,3.1916

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Heft 14 (2. Aprilheft 1916)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14293#0114

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wäre diese die gefährlichere. Die
radikale Partei aber für den, der
nicht so sehr gegen den Sozialisinus
als Ordnnng ist, als vielmehr gegen
die Unordnung, die unter einem
Schwall sozialistischer Phrase ein-
reißen könnte.

So scheint eine Trennung der So-
zialdemokratie in Anbetracht des Ge-
samtwohls unsres Staates und Vol-
kes unter Umständen von Vorteil.
Aber eben nur unter Umständen.
Nämlich, wenn die ernsthaft ar-
beitende sozialistische Partei den
größeren Anhang unter den So-
zialdemokraten fände. So sieht es
aus, aber gewiß ist das ja nicht.
Würde die Mehrzahl der Wähler
zu denen stehn, die ihnen schöne
Reden statt Brot geben, die ihre
Leidenschast statt ihrer praktischen
Bedürfnisse befriedigen, so wäre
gegenüber dem Zustand vor dem
Kriege so gut wie nichts gewonnen.
Dann könnten Liebknecht und Haase
bis ans Lebensende die Reden, die
sie vor dem Kriege hielten, weiter
halten, bereichert noch um einige rhe-
torische Kraststellen, wie sie sich aus
den Lrlebnissen des Krieges irgend-
wie herausholen ließen. Beisall und
Widerspruch würden ihnen ebenso
ertönen wie einst, und es bliebe alles
beim Alten. Wie es werden wird,
HLngt nun davon ab, mit welchem
Geist die Wähler aus den Schützen-
gräben heimkehren. smfj W.

„Offiziöses" im KmistwarL?

^v^-eulich lasen wir's gedruckt: ein
^^Aufsatz im „Kunstwart" sei „offi-
ziös" gewesen. Das ist glatt un-
wahr. Der Kunstwart hat seit seiner
Gründung Mitarbeiter aus allen
Parteien gehabt, von der sozialdemo-
kratischen bis zur konservativen und
aus allen Gesellschastsschichten vom
Arbeiter bis zu einem Mitglied des
Kaiserhauses. Lr hat auch über be-
stimmte Fragen bei hohen Behörden
Auskunft erbeten, wie das die Pslicht

jedes gewissenhaften Blattes ist. Aber
er hat niemals irgendeinen Aus-
satz gebracht, der durch eine politische
amtliche Stelle geliefert, verschasft,
bestellt oder erbeten wäre, niemals
einen Beitrag, den man in ir-
gendeinem Sinne „offiziös" nen-
nen könnte. Der Kunstwart ist nach
allen Richtungen hin unabhängig,
in welchen man das Wort „unab-
hängig" nur irgendwie mit Sinn an-
wenden kann. Dieser Tatsache ver-
dankt er, daß er bald als „natio-
nalistisch", bald als „national un-
zuverlässig", bald als „geheim agra-
risch^ oder „hyperkonservativ", bald
als „fortschrittlich" oder „sozialistisch^,
bald als „philo"-, bald als „anti-
semitisch" usw. angegrissen wird, da
ja dem cheutschen Parteimann der
Gedanke, es könne einer außerhalb
der Parteien ausschließlich nach dem
Gebot der Sache zu arbeiten suchen,
nicht eingeht. Aber dem verdankt
er auch seine Verbreitung und seinen
Linsluß, auch das neuerliche Wach-
sen von beidem gerade jetzt. Nach-
dem er bald ein Menschenalter in
Freiheit gediehen ist, hätte er nicht
einmal materiell einen Grund, sich
in irgendeine Abhängigkeit zu be-
geben. smfj A

Neklamemarken

inter der Notenbeilage findet der
Leser eine Anzahl Reklame-
marken auf einen grauen Bogen
geklebt, Originale. Die Anzei-
gen-Verwaltung unsres Verlags
möchte dergleichen künstig öfter
tun — haben unsre Leser etwas da-
gegen? Wir wissen: ästhetisch läßt
sich das und das dagegen einwen-
den, meinen aber: es sei doch wieder
auch ganz lustig anzusehn, wie sich
diese paar Stückchen Buntheit unter
den schwarzen Anzeigen machen.
Wenigstens meinen wir, man könnt'
es hinnehmen, um eine „Kunst-
beilage" handelt sich's natürlich
nicht, sondern um eine Inse-
ratbeilage. Also bitten wir:

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