Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,3.1916

DOI Heft:
Heft 16 (2. Maiheft 1916)
DOI Artikel:
Vom Heute fürs Morgen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14293#0194

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Behörden die Lehre vom Anreiz als
grundsätzlich berechtigt anerkannt
würde? fmj Wilhelm Stapel

Ein deutsches Wort für Jn-
valide

„Kriegswunde?"

uf unsre Einladung im zweiten
Februarheft, uns auf der Suche
nach einem guten deutschen Wort
für den Kriegsinvaliden zu Helfen,
haben wir einen bunten Strauß von
Vorfchlägen erhalten. Wir danken
hiermit allen, die sich bemühten.
Daß wir nicht die Heimat-- und Feld-
post mit der Versicherung unsres
Dankes für jeden einzelnen belasten
möchten, wird man begreiflich finden.

Die meisten Fürsprecher hat das
Wort „Kriegsverletzter" ge-
funden. Auch der „Vortrupp" trat
in seiner Nummer vom s6. MLrz
dafür ein: „Dieser Ausdruck bezeich-
net genau das, was bezeichnet wer-
den soll, und vermeidet alle Klip-
pen: er ist weder geziert, noch sprach-
lich bedenklich, noch auch zu um-
fassend; er erweckt kein falsches
Bild und erzeugt keinen unangeneh-
men Beigeschmack/ Eingewendet
wurde dagegen von einem Linsen-
der, daß man bei dem Wort ver-
letzen immer nur an äußere Ver-
letzungen denke. Wir unserseits wür-
den keinen Anstoß an einer pars
pro toto nehmen, zumal die pars
so zweifellos in der Äberzahl ist.
Uns befriedigt an dem Wort nur
das eine nicht, daß es eine Verbal-
form ist, die besonders in Zusam-
mensetzungen wenig geschlossen klingt.

Am zweithäufigsten wurde vor-
geschlagen: der „Kriegswunde^.
Wir halten dieses Wort für die
beste Lösung. Es ist ein vollge-
wichtiges, gut deutsch gebildetes
Hauptwort und paßt glatt in alle
Zusammenfügungen: Kriegswun-

denversorgung, Kriegswundenkasse,
Kriegswundenrente, es läßt sich auch
bequem adjektivisch verwenden. Da-

gegen möchten wir den auch mehr-
fach vorgeschlagenen „Kriegsver-
wundeten" als mißverständlich ab«
lehnen.

Peter Rosegger schlug „Sold-
ner^ vor. Bereits im Dezember-
heft des „Heimgartens«. In einigen
österreichischen Bezirken soll es ge-
bräuchlich sein. Gewiß ein rundes,
volles Wort, aber man wird dabei
den „Söldner" nicht recht aus dem
Ohr und aus der Vorstellung los.

Wir wollen nun, teils zu Nutz,
teils zur Ergötzung der Leser, auch
die übrigen Vorschläge hier mit-
teilen. Ls bleibt jedem unbenom-
men, den einen oder andern für
seinen Gebrauch anzunehmen. Alfo
man schlug uns noch vor:

Krieger. Alter Krieger. Alt-
krieger. Wundkrieger. Opferkrie-
ger. Lhrenkrieger. Kriegsversor-
gungsberechtigter. Kriegsgezeichneter.
Kriegsbresthaster. Kriegsbrestling.
Kriegsmalträger. Kriegsversehrter.
Kriegssehrling. Kriegssehrmann oder
einfach Sehrmann. Kriegssiecher.
Krrdgsverletzter. Kriegsbeschädigter.
Kriegsgeschädigter. Kriegsschadener.
Kriegsleidender. Kriegsleidiger.
Kriegsleider. Kriegsleidling oder ein-
fach Leidling. Kriegsleidheld. Leid-
mann. Kriegsverunglückter. Kriegs-
gehemmter. Kriegsbrüchiger. Kriegs-
fehlhaber. Kriegskranker. Kriegs-
dulder. Kriegsgeheilter. Wundgrauer.
Kriegszeuge. Kriegsbruder. Kriegs-
mahner. Kriegsgeadelter. Kriegs-
pflegling. Dankmann. Saxnot (nach
dem alten sächsischen Kriegsgott).

Nur zwei Einsender sprachen sich
dafür aus, das Wort Invalide bei-
zubehalten. Und zwei Verwundete
meinten, man sollte nur ruhig das
gute, derbe Wort Kriegskrüppel ge-
brauchen.

Der Landwehrmann Kutschke, der
sowohl im Werfen von Handgrana-
ten wie in der Zubereitung von
Kartoffelklößen ganz Außerordent-
liches leisten soll, entschied sich für

(53
 
Annotationen