s. Von demselben Schriftkünstler. Die Schrist nicht mehr persönlicher Ausdruck, sondern tzandgymnastik
l». Deutsche Schulschrift unsrer Zeit. Erstarren der Schrift unter dem Zwange mathema-
tischer Grundformen: Ellipse und Spirale. Das Ideal ist starre mathematische Richtigkeit
Fortschritt weist Abb. 2 auf, eine
Schriftprobe aus der Zeit der Re--
formation. Sie ermangelt nicht der
Schreibflüssigkeit; wie denn die
tzandschriften Luthers, Dürers, Hans
Sachsens und ihrer Zeitgenossen be-
weisen, daß die deutsche Schreibschrift
zu jener Zeit voll entwickelt war. Die
Beispiele 3 und H aus dem s7. und
18. Iahrhundert veranschaulichen den
Weg, den die Schrift weiter in ihrer
Vollendung ging, stets ein treuer Aus-
druck deutschen Charakters. Äber-
raschend wirkt die Mannigfaltigkeit
der Formen und die Eigenart ihrer
Bildung, wo wir heute nur Schema
und Eintönigkeit kennen. Wie sind
diese in die deutsche Schreibschrift
hineingekommen?
Zu Anfang des neunzehnten
Iahrhunderts begann die „ecriture
anglaise" mit ihren eleganten Zügen
und Schwüngen einen besonders star-
ken Eindruck auf die Deutschen aus-
zuüben. Die Lobhudeleien über diese
Schrist, der sich deutsche Schreib-
meister befleißigten, klingen uns
heute unbegreiflich. Von dem äuße-
ren Getue der englischen Schrift
eingenommen, führten sie eine Ver-
gewaltigung der deutschen Schreib-
schrift durch. Obgleich die „ecriture
anglaise" „lateinisch", also rund und
der deutschen Schrift so in gewissem
Sinne entgegengesetzt war, übertru-
gen sie dennoch die Formungsgrund-
sätze jener auf diese. Sie brachen
zuerst, im wahren Sinne des Wor-
l». Deutsche Schulschrift unsrer Zeit. Erstarren der Schrift unter dem Zwange mathema-
tischer Grundformen: Ellipse und Spirale. Das Ideal ist starre mathematische Richtigkeit
Fortschritt weist Abb. 2 auf, eine
Schriftprobe aus der Zeit der Re--
formation. Sie ermangelt nicht der
Schreibflüssigkeit; wie denn die
tzandschriften Luthers, Dürers, Hans
Sachsens und ihrer Zeitgenossen be-
weisen, daß die deutsche Schreibschrift
zu jener Zeit voll entwickelt war. Die
Beispiele 3 und H aus dem s7. und
18. Iahrhundert veranschaulichen den
Weg, den die Schrift weiter in ihrer
Vollendung ging, stets ein treuer Aus-
druck deutschen Charakters. Äber-
raschend wirkt die Mannigfaltigkeit
der Formen und die Eigenart ihrer
Bildung, wo wir heute nur Schema
und Eintönigkeit kennen. Wie sind
diese in die deutsche Schreibschrift
hineingekommen?
Zu Anfang des neunzehnten
Iahrhunderts begann die „ecriture
anglaise" mit ihren eleganten Zügen
und Schwüngen einen besonders star-
ken Eindruck auf die Deutschen aus-
zuüben. Die Lobhudeleien über diese
Schrist, der sich deutsche Schreib-
meister befleißigten, klingen uns
heute unbegreiflich. Von dem äuße-
ren Getue der englischen Schrift
eingenommen, führten sie eine Ver-
gewaltigung der deutschen Schreib-
schrift durch. Obgleich die „ecriture
anglaise" „lateinisch", also rund und
der deutschen Schrift so in gewissem
Sinne entgegengesetzt war, übertru-
gen sie dennoch die Formungsgrund-
sätze jener auf diese. Sie brachen
zuerst, im wahren Sinne des Wor-