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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,3.1916

DOI Heft:
Heft 17 (1. Juniheft 1916)
DOI Artikel:
Bonus, Arthur; Stapel, Wilhelm: Christliches und "Christliches"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14293#0248

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lichen Charakter der Angabe zugeben, daß sie von einem „Oberhof- und
Domprediger" stammt. Nicht aber kann ich mir einen Vers daraus machen,
weshalb uns für ein Stück Bibelauslegung dersichert werden muß, daß es
von einer Lxzellenz stammt, oder für eine alte Dichtung, daß eine sehr
hochgestellte Exzellenz „persönlich die Widmung dazu geschrieben hat".
Ich kann es mir nicht vorstellen, daß die betreffenden Exzellenzen diese
Vernutzung ihrer Titel gern gesehen haben. Dies beides also: die Ver-
bindung des Wohltuns mit halbversteckten oder „homöopathisch dosier-
ten" Bekehrungsabsichten einerseits und die Verquickung andrerseits von
Gottes- und Exzellenzenverehrung sind die Punkte, die mir in der Rich-
tung des christlichen Iünglingtums, wie immer, so besonders in jetziger
Zeit bedenklich erscheinen.

Herr Niedermeyer urteilt anders. Die armen Iünger des Nazareners,
die vom Hohen Rat aus den Schulen gestäupt und von den Vornehmejn
verlacht wurden — sollen sie es wenigstens jetzt in ihrer Ewigkeit ihrem
Meister und sich gesagt sein lassen, daß „wohl der Grund doch in der
Arbeit als solcher liegen muß", wenn man „durch Anerkennung seitens
der Behörden zum Teil osfizielle Anerkennung gesunden hat"?

Dies ist das Dritte: das Trommelschlagen. Sehr naiv schrieb einer
aus der Vereinigung, ich hätte überhaupt die Pflicht gehabt, dieses Liebes-
werk zu kennen: es sei genug in den Zeitungen davon die Rede gewesen.
Der Gute wußte nicht, daß es noch mehr Menschen außer mir gibt, die
gerade da, wo die große Trommel gerührt wird, nicht hinhören. „Christen"
sollte es verständlich sein.

Es geschieht in diesen Aeiten des Krieges viel, sehr viel Liebes in
einer Stille, da kaum die Linke von dem weiß, was die Rechte tut. Ich
will auch das laute Tun nicht verwerfen. Es soll jetzt alles helfen. Ls
wird viel ftille Hilfe unter schweren Opfern gebracht, die niemand sieht,
niemand lobt. Ich will mich nicht dagegen erklären, daß auch solche
helfen sollen, denen diese Arbeit nichts als Freude verursacht. Ls macht
selbst beim Lesen Vergnügen, wie frisch es da hergeht. Man gönnt ihnen
von Herzen diese tätigkeitreiche Unterbrechung des Studinms. Ich halte
sie in diesem Ausnahmefall für recht und gut. Nur sollen die Herren
nicht verlangen, daß man ihretwegen die sittlichen und religiösen Maß-
stäbe umsteckt. Ich fürchte, daß der Eifer um den Ruhm ihres Liebes-
werkes der Sache schadet. Oder zieht sich wirklich keiner von denen, auf
die es ankommt, zurück, wenn er dle Trommel allzulaut hört und mit
etlichem Erschrecken gewisse Zusammenhänge sieht, in die er da zu ge-
raten droht? Ginge es nicht auch mit etwas mehr Bescheidenheit und
etwas weniger Kampfeifer gegen Anderswertende? fms Bonus

2. Evangelischer Preßverband

Gegen meinen Aussatz im ersten Aprilheft „Was die Kirche sein könnte"
verbreitet das „Korrespondenzblatt des Evangelischen Preßverbandes" eine
anonyme Polemik unter gleicher Äberschrift. Daß der Gegner mir, viel-
leicht im Eifer, etwas unterschiebt, was ich nicht geschrieben habe, mag
entschuldbar sein. Mir wird aber vorgeworfen „Äbelwollen", „Haß",
Mangel an „Willen, zu verstehen". „Leicht ist es, aus weltfremder
Schreibecke seine giftigen Pfeile abzuschießen". Und Ähnliches mehr.

Also: ein Schriftsteller, dem ein Anssatz mißsällt, schreibt gegen den ihm
unbekannten Verfasser Beleidigungen nieder, und eine christliche Zeitnngs-
 
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