ein Recht gestellt wird, das jeden
Mißbrauch ausschließt, so haben wir
einen Kulturfortschritt von unermeß-
licher Tragweite.
Die Sache liegt so klar, daß eine
Entscheidung nicht zweifelhaft sein
könnte, wenn wir ein wenig mehr
staatsbürgerliche Bildung in unserem
Volke hätten. Aber heute ist der
Mammonismus noch in der Lage,
mit schönen Worten Gesetze zu
machen, die innerlich unwahr sind.
Am scharfsten ist das in Republiken
ausgeprägt, die unter mammonisti-
scher Führung stehen wie Frankreich.
Dort hat man am s2. Iuli OOZ ein
Heimstättengesetz angenommen, und
mit dem ganzen französischen Pathos
damit Iahre hindurch das franzö-
sische Volk genarrt, und zum Schluß
konnten mit diesem Gesetz bisher im
ganzen nur 85 städtische und s58
ländliche Heimstätten errichtet werden.
Die einzelnen Rechtssormen, unter
denen die Ausgabe der Heimstät-
ten möglich ist, können hier nicht
erläutert werden. Adolf Damaschke
hat in dem soeben erschienenen zwei-
ten Band seiner „Aufgaben der Ge-
meindepolitik": Das Gemeindegrund-
eigentum und seine soziale Verwer-
tung (2s. bis 25. Tausend, Iena,
Gustad Fischer, Preis s,20 M.) alle
die Möglichkeiten, die hier in Be-
tracht kommen, zusammengestellt:
Verpachtung, Erbbaurecht, Ulmer
Wiederkaufsrecht, Rentengutsbil-
dung. Ieder Bürgermeister und
Gemeinderat, jeder Pfarrer und Leh-
rer, der die Verantwortung über ein
Stück unsres deutschen Bodens trägt,
das für Kriegerheimstätten nutzbar
gemacht werden kann, vermag an der
Hand dieses Büchleins die Rechts-
form zu wählen, die für seine Ver-
hältnisse am geeignetsten ist.
In jedem Fall aber ist der Boden
dieses Vaterlandes künftighin zu
heilig, als daß damit gehandelt wer-
den könnte wie mit irgendeiner
Ware. Terrainspekulation ist ein
Wort, das unserer Sprache so sremd
ist, wie sein Inhalt unserm Wesen.
Die Kriegerheimstätten werden auch
eine Kraftquelle für deutsche Zu-
kunft werden dadurch, daß sie zuerst
machtvoll daran helfen, die „Ter-
rainspekulation" auszuschließen aus
dem deutschen Siedlungswesen.
A. W. Ferdinand
MeisterstüÄlein der „Wirt-
schaftskunst"
rstes: Ein aufrichtiger Apotheken-
besitzer schreibt einer süddeutschen
Zeitung: „Da wir nun einmal in
der Zwangslage sind, infolge der
Zuckerknappheit teilweise Saccha-
rin freigeben zu müssen, so sollte
man annehmen dürfen, daß auch
ein Preis für die Abgabe an das
Publikum festgesetzt werden würde,
der dem tatsächlichen Wert des Pro-
dukts entspricht. Nun wurde aber
ein Mindestverkaufspreis
von 20 Pfg. für das kleine Röll-
chen Saccharin von 25 Tabletten
festgesetzt, ein Preis, der eine arge
Ausbeutung des Publikums darstellt.
In Friedenszeiten wurde von den
Saccharinfabriken dasselbe Röllchen
zu (Vs bis 2^2 Pfennig an den
Wiederverkäufer abgegeben, wäh-
rend jetzt den Saccharinfabriken ein
Preis von (3 Pfennig bewilligt
wird (und zwar amtlich sestgesetzt)."
Zwe'.tes: In Mecklenburg und
Pommern erscheinen dänische Agen-
ten und kaufen Spargel auf. In
der Offentlichkeit wird Lärm ge-
schlagen: das deutsche Volk brauche
jetzt den Spargel dringender als die
dänischen Konservenfabriken. Herr
Kautz vom Reichsamt des Innern
erklärt darauf: die Spargelausfuhr
sei gerechtfertigt, erstens durch die
Interessen der Interessenten, zwei-
tens durch die damit zu bewirkende
Hebung der deutschen Valuta. Wer
sind die „Interessenten" ? Das Volk,
das den Spargel ißt? Nein, die
Spargelbauer und Spargelhändler.
209
Mißbrauch ausschließt, so haben wir
einen Kulturfortschritt von unermeß-
licher Tragweite.
Die Sache liegt so klar, daß eine
Entscheidung nicht zweifelhaft sein
könnte, wenn wir ein wenig mehr
staatsbürgerliche Bildung in unserem
Volke hätten. Aber heute ist der
Mammonismus noch in der Lage,
mit schönen Worten Gesetze zu
machen, die innerlich unwahr sind.
Am scharfsten ist das in Republiken
ausgeprägt, die unter mammonisti-
scher Führung stehen wie Frankreich.
Dort hat man am s2. Iuli OOZ ein
Heimstättengesetz angenommen, und
mit dem ganzen französischen Pathos
damit Iahre hindurch das franzö-
sische Volk genarrt, und zum Schluß
konnten mit diesem Gesetz bisher im
ganzen nur 85 städtische und s58
ländliche Heimstätten errichtet werden.
Die einzelnen Rechtssormen, unter
denen die Ausgabe der Heimstät-
ten möglich ist, können hier nicht
erläutert werden. Adolf Damaschke
hat in dem soeben erschienenen zwei-
ten Band seiner „Aufgaben der Ge-
meindepolitik": Das Gemeindegrund-
eigentum und seine soziale Verwer-
tung (2s. bis 25. Tausend, Iena,
Gustad Fischer, Preis s,20 M.) alle
die Möglichkeiten, die hier in Be-
tracht kommen, zusammengestellt:
Verpachtung, Erbbaurecht, Ulmer
Wiederkaufsrecht, Rentengutsbil-
dung. Ieder Bürgermeister und
Gemeinderat, jeder Pfarrer und Leh-
rer, der die Verantwortung über ein
Stück unsres deutschen Bodens trägt,
das für Kriegerheimstätten nutzbar
gemacht werden kann, vermag an der
Hand dieses Büchleins die Rechts-
form zu wählen, die für seine Ver-
hältnisse am geeignetsten ist.
In jedem Fall aber ist der Boden
dieses Vaterlandes künftighin zu
heilig, als daß damit gehandelt wer-
den könnte wie mit irgendeiner
Ware. Terrainspekulation ist ein
Wort, das unserer Sprache so sremd
ist, wie sein Inhalt unserm Wesen.
Die Kriegerheimstätten werden auch
eine Kraftquelle für deutsche Zu-
kunft werden dadurch, daß sie zuerst
machtvoll daran helfen, die „Ter-
rainspekulation" auszuschließen aus
dem deutschen Siedlungswesen.
A. W. Ferdinand
MeisterstüÄlein der „Wirt-
schaftskunst"
rstes: Ein aufrichtiger Apotheken-
besitzer schreibt einer süddeutschen
Zeitung: „Da wir nun einmal in
der Zwangslage sind, infolge der
Zuckerknappheit teilweise Saccha-
rin freigeben zu müssen, so sollte
man annehmen dürfen, daß auch
ein Preis für die Abgabe an das
Publikum festgesetzt werden würde,
der dem tatsächlichen Wert des Pro-
dukts entspricht. Nun wurde aber
ein Mindestverkaufspreis
von 20 Pfg. für das kleine Röll-
chen Saccharin von 25 Tabletten
festgesetzt, ein Preis, der eine arge
Ausbeutung des Publikums darstellt.
In Friedenszeiten wurde von den
Saccharinfabriken dasselbe Röllchen
zu (Vs bis 2^2 Pfennig an den
Wiederverkäufer abgegeben, wäh-
rend jetzt den Saccharinfabriken ein
Preis von (3 Pfennig bewilligt
wird (und zwar amtlich sestgesetzt)."
Zwe'.tes: In Mecklenburg und
Pommern erscheinen dänische Agen-
ten und kaufen Spargel auf. In
der Offentlichkeit wird Lärm ge-
schlagen: das deutsche Volk brauche
jetzt den Spargel dringender als die
dänischen Konservenfabriken. Herr
Kautz vom Reichsamt des Innern
erklärt darauf: die Spargelausfuhr
sei gerechtfertigt, erstens durch die
Interessen der Interessenten, zwei-
tens durch die damit zu bewirkende
Hebung der deutschen Valuta. Wer
sind die „Interessenten" ? Das Volk,
das den Spargel ißt? Nein, die
Spargelbauer und Spargelhändler.
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