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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,3.1916

DOI Heft:
Heft 18 (2. Juniheft 1916)
DOI Artikel:
Hermann, Alexander: Das Deutschtum in Rußland
DOI Artikel:
Belgicus, ...: "Der Wiederaufbau Belgiens"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14293#0302

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aus den Ruinen blühen"? Sollte man in Rntzland (was wohl möglich,
aber recht unwahrscheinlich ist) nach dem Kriege den Kampf gegen den
„innern Feind" aufgeben, so werden diese dnrchweg staatstreuen russischen
Bürger deutschen Geblüts den verlorenen Boden rasch wiedergewinnen.
Wahrscheinlich aber wird der Deutschenhaß in einem besiegten Ruß-
land noch schärfere Formen annehmen. Dann werden sich hier die Geister
scheiden.^ Ein Teil der städtischen Deutschen, vielleicht der größere, wird
sich zum Russentum bekennen und rasch in ihm aufgehen. Der andere Teil
wird Anschluß ans Mutterland suchen. Die charaktervollen Vertreter des
Deutschtums, deren Volksbewußtsein die Feuerprobe übersteht, werden be-
sonders auf „Neuland" im größeren Deutschland ein geeignetes Feld der
Betätigung suchen. Mögen sie es finden! Möge Deutschland seine ver-
lorenen Söhne um sich sammeln! Rußland wird sie später einmal so
bitter vermissen, wie wir ihren Einzug segnen werden. smj

Alexanber Hermann

„Der Wiederaufbau Belgiens"

tz^^ber den Wiederaufbau Belgiens berichten die Zeitungen und reden
) » die Architekten. Fachblätter und Architektenvereine haben den An-
^^spruch auf tätige Mitarbeit erhoben. Der so warmherzig sür das
Schicksal des ihm anbefohlenen Landes besorgte Generalgouverneur in
Belgien hat diesen Eifer sich dienstbar gemacht. Er hat aus der ihm von-
seiten der beiden sührenden Verbände, des Deutschen Architekten- und
Ingenieur-Vereins und des Bundes Deutscher Architekten, unterbreiteten
Vorschlagliste ein paar kluge und ersahrene Männer ausgewählt, die
nun schon zu einer geheimen Besprechung in Brüssel zusammengetreten
sind.

Rm was handelt es sich eigentlich? Wiederausbau Belgiens — das um-
saßt eine Reihe sehr verschiedenartiger Fragen. Zunächst und als das
Wichtigste kommen die technischen Kunstbäuten, Brücken, Bahnhöfe, Tunnel,
Schleusen, Dämme in Betracht. Soweit diese nicht schon unmittelbar nach
der Besetzung unter militärischer Leitung durch unsere ausgezeichneten
Pioniere mit überraschender Schnelligkeit wiederhergestellt sind, werden
diese Bauten eben nach Bedars sertiggestellt werden, und allmählich wird
man auch daran denken, die provisorischen Holzbrücken, zumal an der Maas,
wo die Belgier sehr überslüssigerweise sämtliche Brücken gesprengt hatten,
durch bleibende zu ersetzen. Zurzeit liegt hiersür noch kein Bedürsnis vor,
da die jetzigen Interimsbauten dem praktischen Verkehr genügen. Daß dann
bei der endgültigen Anlage manche der vor dreißig und mehr Iahren ge-
bildeten häßlichen Eisenkonstruktionen, die so unvermittelt in eines der schön-
sten Flußtäler einschneiden, durch andere Konstruktionen, vor allem durch
überbausreie Eisenkonstruktions- und Betonbrücken, womöglich auch durch
Steinbrücken, die doch immer die schönsten sind, ersetzt werden müssen —
das liegt ja wohl nahe. Ganz von selbst wird in unserm Zeitalter, dem
das Gewissen sür landschastliche Schönheit geschärft ist, dann auch, wenig-
stens an den hervorragendsten Punkten, diese Erwägung mitsprechen müssen.

Es wird sich dann handeln um die Wiederherstellung der durch den Krieg
mitgenommenen Denkmäler, Kirchen, Schlösser usw. Es ist ost genug aus-
geführt worden, daß in den besetzten Teilen Belgiens die vor mehr als
anderthalb Iahren so viel beschrienen Zerstörungen sich gottlob als un-

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