Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,1.1916

DOI Heft:
Heft 3 (1. Novemberheft 1916)
DOI Artikel:
Avenarius, Ferdinand: Mißbrauch der Photographie zur Völkerverhetzung: an neuen Beispielen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14295#0153

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mißbrauch der Photographie zur Völkerverhetzung

an neuen Beispielen

ersten Oktoberheft habe ich unter der Äberschrift „Bilder als Ver»
^t leumder auch bei uns?" das Unkraut-Sträußlein abgebildet, mit wel-
^Fchem die französische Regierung gegenüber den im „Bild als Ver-
leumder" gezeigten Dokumenten von Entente-Fälschungen nun das deut-
sche Illustrationswesen auf einem durch Zivil-- und Militärgewalt ver-
breiteten Agitationsblatt zu verdächtigen sucht. Ls erwies bei genauerer
Prüfung nicht eine einzige deutsche Bilder-Arkundenfälschung zum Zweck
der Verleumdung. Bilder aber, wie deren die französische Ägitations-
schrift aus der gesamten deutschen Presse noch nicht ein Dutzend brachte,
finden sich schon nach meiner beschränkten Kenntnis drüben zu Tausen-
den. Einige hundert davon werde ich demnächst mit genauen Ouellen-
angaben in einem Buche veröffentlichen.

Die Bedeutung der Weltlüge gegen unser Volk wird von uns Lrotz aller
Gespräche darüber und trotz aller polemischen Abwehr immer noch weit
unterschätzt. Wir erregen uns gelegentlich zu einem Kraftwort, begnügen
uns häufiger mit Verachtung, noch häufiger aber lachen wir über das,
was uns in seiner Wut ja nur kindisch erscheint. „Lügen haben kurze
Beine." Aber für den Weg vom Blatt ins Auge reichen sie, und in alle die
Hände bringt Blatt nach Blatt das langbeinigste und meistarmige Wesen
der Welt: der englisch-französisch-russische Preßapparat. Der verfügt über
Auflagen, gegen welche die unsrigen lächerlich klein sind, bis zu einer
und zu mehreren Millionen, er bewässert schon in Friedenszeiten aus
seinen Röhren unzählige weitere Lügen-Pflanzungen, und, was wir ja
nicht vergessen dürfen: er sät und düngt jetzt in der ganzen feindlichen
Welt, nein, auch in der gesamten überseeischen neutralen Welt ohne
jede Behinderung und ohne jede Kontrolle von außerhalb. Sogar nach
Amerika kommen ja deutsche Zeitungen kaum mehr: auch unsern Brüdern
und Freunden in Äbersee ist jedes Mittel genommen, neue Fälschungen
an den Dokumenten zu widerlegen. Drei Vierteile der Erde
sind der Weltlüge gegen unser Vaterland vorläufig
hilflos ausgeliefert. Wiederholen sich die Behauptungen nun
immer und immer wieder ohne siegenden Widerspruch, bald mit erlahmen-
dem Widerspruch, schließlich bei wachsender Entsagung ohne Widerspruch
überhaupt, wiederholt sich Täg für Tag ringsum diese Sprache, die vom
deutschen Wesen vor täglich neuen angeblichen „Beweisen^ mit Verachtung
und Empörung spricht, so wirkt das allmählich auch auf den gutwilligen
Neutralen, der sich anfangs den Kopf von der Suggestion noch frei hielt.
Täuschen wir uns darüber nicht: für viele Länder und große Völker sind
wir jetzt die Hunnen. Rnd vielleicht noch wichtiger, als für die Zeit der
Waffengänge, wird es für die Zeit nach dem Frieden seiü: die Welt-
geltung des deutschen Namens zurückzuerobern. Wer da
schon jetzt hemmen, helfen, widerlegen, wer mit nützlichen Mitteln
für das deutsche Ansehn arbeiten kann, der tu es!

Für die Technik des feindlichen Bilderschwindels will ich mich heute
auf ein paar Beispiele eines Gebietes beschränken, der Ausnutzung von
photographischen Wirklichkeitsaufnahmen zur- lügnerischen
Verdächtigung. Äns Deutsche verblüfft es, wie gering da drüben oft selbst
bei deru Leitern der größten „Weltblätter" das ausgebildet ist, was wir
 
Annotationen