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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 14 (2. Aprilheft 1917)
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Fuchs, Emil: Nicht bitter werden!
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Schumann, Wolfgang: Theaterkultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0076

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danken. Nur sollten wir nicht glauben, aus theoretischen (Lrwägungen
allein jene Organisation schaffen zu können, die hier notwendig wird.
Das wird Sache der schöpferischen Organisatoren sein, die uns die
Lntwicklung und die geistige Kraft unsres Volkes bringen möge. Frei-
lich ist es ein Iammer, daß unsre innere Verwaltung im Staate so sehr
schwach ist an solcher organisatorischen Kraft. Der greise Adolf Wagner
hat den Gedanken aufgestellt, daß die letzten Ouellen aller wirtschaftlichen
Möglichkeiten, Kohle und Eisen, verstaatlicht werden müIten, um dem
Staate jenen organisatorischen Linfluß zu sichern, der ihm zukommt. Wär
es auch möglich, daß eine reinsittliche Organisation das erreichte? Ich
wage es nicht zu entscheiden. Iedenfalls aber haben wir Lebensgebiete,
wie Krankenkassen und Anfall- und Altersversicherung, wo der Staat Vot--
wendigkeiten der Gemeinsamkeit zu wirkenden Tatsachen erhoben hat.
Schreitet er auf diesem Wege fort, so muß es ihm mehr und mehr ge-
lingen. dem Gewissen des Volkes für die Gemeinschaft herrschende Ge--
staltungskraft im wirtschaftlichen Leben zu sichern.

Solange und soweit das aber noch nicht geschehen ist, wollen wir uns
nicht in eine törichte Verbitterung verrennen. Ls ist weder möglich, von
heut auf morgen diese Organisation der Gemeinsamkeit im wirtschaftlichen
Leben zu schaffen, noch durch Polizeimaßregeln sie zu ersetzen, noch den
Einzelnen zu verurteilen, weil er der jetzt vorhandenen Notwendigkeit
des Konkurrenzzwanges dient. Wer von uns hat denn vor dem Krieg
auch genügend Interesse und Willenskraft dem Staate zur Verfügung
gestellt, um diese Aufgabe zu lösen?

Aber wir müssen allesamt erkennen, daß hier eine ungeheure Auf-
gabe liegt. Eine Aufgabe, die gelöst werden muß. Rnd wir müssen
durchsetzen, daß die Organe der inneren Verwaltung oben und unten sie
nicht etwa leicht nehmen. Wir müssen auch unser Denken und staat--
liches Mitarbeiten zur Verfügung stellen. Tatsache ist, daß auch in den
Kreisen der großen Industrie das Bewußtsein dieser sittlichen Notwendig--
keiten wächst. Wird der große Organisator dorther kommen? Iedenfalls
muß auch ohne ihn alles nur Mögliche getan werden, daß schon mitten
im Krieg noch recht viel dieser ersehnten Gestaltung gelingt.

Wo es nicht gelingt, da muß ein innerliches tzerrwerden uns über die
Bitterkeiten dieser Zeit hinweghelfen. Nicht selber bitter werden dürfen
wir, weil noch so vieles an der wirtschaftlichen Organisation unsres Volkes
mangelhaft ist. Lmil Fuchs

Wir bringen diesen Aufruf, ohne zu seinen Gedanken Stellung zu
nehmen, um seiner Stimmung willen. Denn daß diese Stimmung
sich in unserm Volk verbreite, scheint uns ein Gebot der Stunde. K.--L.

Theaterkultur

^^^aß wir so gut wie nichts haben, was den Namen „Theaterkultur^
^Dlverdient," daß wir einen riesenhaften, aber kulturlosen „Betrieb" statt
^»^dessen haben, dies ist vielleicht das Einzige, worüber sich die ernst--
haften Theaterfreunde aller Nichtungen einig sind. Ls hat denn auch
seit Iahrzehnten weniger an Kritik, an Vorschlägen zur Besserung und

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