Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,4.1917

DOI Heft:
Heft 19 (1. Juliheft 1917)
DOI Artikel:
Hofmann, Walter: Buch, Volk und Bücherei
DOI Artikel:
Gurlitt, Cornelius: Deutsche und französische Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14298#0026

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Büchern lebt, je werter ihm die Menschen sind, die seine Bücherei auf»
suchen, um so stärker entwickelt sich in ihm die Aberzeugung, daß dem
Geiste der Bücherei nur gedient ist und die volle Förderung der Leser
nur erreicht wird, wenn zwischen Bücherschatz und Leserschaft der leben-
dige Mensch steht. Auf dieser Gesinnungsgrundlage entwickelt sich nun
die moderne individualisierende Ausleihe, die schönste Tätigkeit des bücher-
liebenden und menschenfreudigen Bibliothekars, entwickeln sich alle jene
Methoden und tzilfen, die auch im lebhaften Bibliothekbetriebe ermög-
lichen, den einzelnen Leser im Auge zu behalten, ihm mit Rat und Wink,
mit tzinweis und nützlicher Aufklärung beizuspringen, ihm dieses Buch
zur Ansicht vorzulegen, seinen Beschwerden und Wünschen ein offenes
Ohr zu leihen, den Iugendlichen mit leiser tzand von verfrühten Gxperi-
menten abzulenken, den Erwachsenen mit unaufdringlicher Anregung neue
Bahnen zu eröffnen. Auf dem Boden einer solchen Arbeit entwickeln
sich jene undeffinierbaren Beziehungen zwischen der Bevölkerung und der
Anstalt, entwickelt sich die achtungsvolle tzaltung der Leserschaft, entwickelt
sich die liebevolle Pflege des Außern des Buches und des gesamten Ge-
wandes der Bücherei, entwickelt sich im Großen und Kleinen jene Atmo-
sphäre wirklicher tzumanität, die die Räume der modernen volkstümlichen
Bücherei erfüllt und von hier ausstrahlt weit über die Mauern der Büche-
rei hinaus. ^ Walter Hofmann

Deutsche und französische Knnst*

^^^or mir liegt die Abersetzung des zweiten Bandes von Romain
^Rollands Roman „Iohann Christof". Sie stammt von Otto Grau-
toff, der sich durch sein Werk über den französischen d. h. nor-
männischen Maler Poussin eben als ein Mann bekundet hat, der mit
heller Begeisterung sich in das Schaffen eines fremdländischen Meisters
vertiefen kann, und seinen tzetden nicht minder gegen französische Rnter-
schätzung verteidigt, wie gegen solche aus anderen Völkern. Lr erweist
sich darin als ein nach deutscher Art unbefangener Forscher, der so wenig
durch nationale wie durch Lsthetische Voraussetzungen sich in seinem Urteil
beeinflussen läßt.

Gleichen Geist — zu seinem Ruhme sei es gesagt— findet man bei
Rolland. Bei ihm handelt es sich darum, durch Gegenüberstellen der
Pariser Gesellschaft und eines tiefsinnigen jungen deutschen Musikers den
Stand des französischen Geisteslebens vor dem Kriege zu schildern, wobei
er sich nicht scheut, die Aberlegenheit Deutschlands wenigstens in dem
hier vor allem besprochenen Gebiet, der Musik, anzuerkennen. Er stellt
seinen jungen Deutschen so den Franzosen entgegen, wie einst Tacitus den
Germanen seine Volksgenossen, um ihnen einen Spiegel ihres Verfalles
damit vorzuhalten.

^ Romain Rolland, Iohann Ehristof in Paris. Roman. Her-
ausgegeben von Otto und Erna Grautofs. Frankfurt a. M., Rütten L
Loening. (Vgl. die literarische Besprechung in der Rundschau dieses Heftes.)

Lmile Mäle, Studium über die deutsche Kunst. Herausgegeben
mit Entgegnungen von P. Elemen, K. Gerstenberger, A. Götze, E. Gurlitt, A.
Haseloff, R. Kautrich, H. A. Schmid, I. Strygowski, G. Supka, O. Wulff von
Otto Grautoff. Leipzig, Klinkhardt L Biermann.

Otto Grautoff, Nicolas Poussin. München, Georg Müller. lM.
 
Annotationen