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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,4.1917

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Heft 20 (2. Juliheft 1917)
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Heiß, Hanns: Frau von Staël: hundert Jahre nach ihrem Tod
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Müller-Olpe, ...: Kommunalbaumeister: auch eine Heimatschutzfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.14298#0086

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gersterungsfähigkeit, Idealismus, die unterstreicht sie, ohne vor den An--
wahrscheinlichkeiten einer Steigerung in puritanisch angehauchte und leis
lächerliche, ganz unirdisch engelhafte Vollkommenheit zurückzuschrecken.

Ihr Gemälde ist auch aus der Perspektive des weimarischen Deutschlands
arg verzeichnet. Aber es hatte und hat heute noch seine Verdienste, vor denen
die Kritik verstummen muß. Frau von Stael hat ihre Schuld an Deutsch-
land, den Gewinn, den sie selbst aus der Beschäftigung mit deutschen Dingen
zog, dankbar und königlich heimgezahlt. Liebevoller, eindringlicher, mit
mehr Erfolg als andere vor und nach ihr hat sie auf die Werte deutscher
Arbeit hingewiesen, deutschem Einfluß die Bahnen zur Weltwirkung er--
schlossen. Goethe, Kant und wer sonst noch von den Unseren von damals
draußen für Deutschland Bewunderung abgerungen hat, sie sind von ihr
über die Grenzen getragen worden. Mcht bloß Frankreich, auch England
und Amerika hat Frau von Stael zur deutschen Literatur und Philosophie
geführt. Rnd sie hat darüber hinaus für Deutschland in einer seiner dun-
kelsten Stunden tapfer Partei ergriffen, laut das Beste und Unvergängliche
deutscher Eigenart gepriesen. Das darf ihr nicht vergessen werden, und
darum ziemt es sich, jetzt an sie zu erinnern, die (8(7, am (H. Iuli morgens
(dem Gedenktag der Bastille-Erstürmung), erst einundfünfzig Iahre alt, von
leidvollem Siechtum durch den Tod erlöst wurde, betrauert von ihren
Kindern, von ihrem Gatten und von den vielen, denen bewußt war, was
Europa an ihr verlor. Hanns Heiß

Kommunalbaumeister*

Auch eine Heimatschutzfrage

^^agtäglich kommen an die Ortsbehörden und ihre Baubeamten Zu-
schristen, die bei der Ausführung von öffentlichen und privaten
^^Bauten in Stadt und Land bessere künstlerische Ausgestaltung ver-
langen. Das ist sehr erfreulich. In besonderen Verfügungen haben auch
die einzelnen Regierungen selbst auf Veranlassung der zuständigen Minister
wiederholt auf ihre Behörden einzuwirken versucht. Eine sehr große Arbeit
ist in diesen Richtungen während der letzten Iahre geleistet worden. Zweifel-
haft bleibt jedoch, ob die praktische Durchführung der gegebenen Anregun-
gen befriedigt und ob die bisher errungenen Erfolge dem Aufwand an
Krast überall entsprechen. Die immer erneuten tzinweise der Verwaltungs-
organe und Fachleute scheinen eher zu beweisen, daß die bisherigen Erfolge
den Erwartungen nicht durchweg entsprechen.

Weshalb entstehen noch immer so viele tzäuser, die
ästhetischen Anforderungen nicht entsprechen?

Die Wurzel des Abels liegt meist bei dem Bebauungsplan. Er muß
auf das sorgfältigste überlegt und wohl vorbereitet die technischen, künstle-
rischen, hygienischen und wirtschaftlichen Grundsätze der Stadterweiterungs-
kunst bedenken und ein Programm bilden, das bei der häufig über Erwarten
schnellen Lntwickelung zu keiner Zeit, in keinem Punkte versagt.

Wie entstehen nur unsere Bebauungspläne meiit?

In Orten mit großer industrieller Entwicklung weckt die rapid zunehmende
Bautätigkeit den Wunsch, einen regelrechten Bebauungsplan zu bekommen,

^ Dieser Aufsatz ist auch in des Verfassers Buch „Vaurneister und Verwal-
.tung" (Selbstverlag) enthalten, das Lnde Iuni dieses Iahres erschien.

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