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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,4.1917

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Heft 20 (2. Juliheft 1917)
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Herter, Hans: Die Lage der Ethik in unserer Zeit
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14298#0091

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steht, so entsteht für eine größere Anzahl seiner Angehörigen die Frage,
was sie mit ihrem Leben anfangen können und sollen, und zugleich tritt die
weltpolitische Möglichkeit auf, für das Vaterland die alte Stellung wieder
zu erobern. Damit wären die Bedingungen für eine „neue" Groß»Ethik
gegeben: sie hätte das nationalpolitische Ziel zu rechtfertigen und die An-
leitung der in tzandlungfreiheit Lebenden zu übernehmen.

Es wäre auch ein andrer Fall denkbar, etwa der, daß die Epoche der
Nationalstaaten abliefe und ganz neue weltpolitische Möglichkeiten in das
Vorstadium der Verwirklichung träten, etwa in der Art, wie die Pazifisten
sich den Verlauf der Zukunft denken. Das würde wiederum eine Ethik her-
ausfordern zu großzügiger Begründung höchster Weltordnungvorstellungen
und zur Anleitung Williger, ihrer Verwirklichung vorzuarbeiten. Sie
würde sogleich übernationales „Prestige^ haben.

Beide Möglichkeiten weisen ebenso wie der Verlauf der Geschichte der
Ethik seit etwa hundertzwanzig Iahren darauf hin, daß die Ethik eine
Abhängige der Weltpolitik ist.* Hans Herter

^ Erst nach Vollendung dieser Skizze kommt mir ein Aufsatz L. Lroeltschs
zur tzand, den ich den Lesern dieser Zeitschrift besonders nahelegen möchte (enth.
in der „Ehristlichen Welt", Marburg (9^, Heft 8), einmal weil er eine klare
Auseinandersetzung mit R. Planck bedeutet, der ja auch im „Deutschen Willen"
seine Gedanken vorgetragen hat, dann aber weil Troeltsch, gewiß einer der tiefst-
blickenden Kenner der christlichen Ethik, in fesselnder und Merzeugender Weise
auch deren Abhängigkeit von der Weltpolitik darlegt. Lroeltsch hat seine große
Darstellung der christlichen Soziallehren (worunter die politische, Ziele setzende
Ethik mit zu verstehen ist) mit dem (8. Iahrhunbert abgeschlossen, weil deren
Macht im (9- Iahrhundert von der weltgeschichtlichen Entwicklung auf ein
Mindestmaß herabgedrückt wurde. Der Zusammenhang dieser Idee, die Lroeltsch
im Gegensatz zu mir genau begründet, mit den oben skizzenhaft und ohne Be-
gründung vorgetragenen Ideen wird jedem Leser einleuchteu. tz. H.

Vom tzeute fürs Morgen

Vom guten Beispiel der
Llnparteiischen

inige Züricher und Basler —
oder vorsichtiger ausgedrückt:
einige zur Zeit in Zürich und Ba-
sel wohnhafte — tzerren unterhal-
ten uns mit Auseinandersetzungen
darüber, wie diese oder jene mehr
oder weniger törichten Außerungen
deutscher Preß- und Flugschrifter-
zeugnisse im feindlichen Ausland
aufschlagen. Das zu wissen, wäre
an sich gewiß von Wert für uns. Es
ist auch pädagogisch erklärlich — und
es sind große Pädagogen unter den
Herren —, daß man versucht, es uns
recht deutlich zu machen. Nach al-

ten Anschauungsgesetzen geschieht
das am erfolgreichsten durch kräf-
tige Äbertreibungen. Nur hat die
Methode einen tzaken: Die tzerren
halten uns für ziemlich schwer von
Begriffen und die Äbertreibungen
sind demgemäß — sagen wir: sehr
kräftig. Da sie aber nicht von uns
allein, sondern auch vom feindlichen
Ausland gelesen werden, so wirkt,
was zum Frieden gemeint ist und
in der Eifrigkeit seiner Gesten bei
uns ein freundliches Lächeln erregt,
dort als Ermunterung der antideut-
schen Verhetzung und damit der
friedensfreundlichen Absicht ent-
gegen. So hatte Prinz Ale-
xander voü tzohenlohe eine Erläu-

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