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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,4.1917

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Heft 23 (1. Septemberheft 1917)
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Schumann, Wolfgang: Carl Sternheim
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Corbach, Otto: Geld, 2: Geldreform
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https://doi.org/10.11588/diglit.14298#0215

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emsigen Spiegler einer Zeit, der in tausend Gestalten wiedergibt, was Tag
um Tag vom Leben draußen ihn berührt hat, den tiefsinnigen Zusammen«
fasser des Geistes einer Zeit, der die wesentlichen Züge herausholt und in
Gestalt und Formel zwingt, den glühenden Denker, der aus der Gegen-
wart die Zukunft heraushorchen und sie gestaltend verkünden will, den
Linsamen, der sich von aller Welt abschließt und seines Herzens Innerstes
ausschüttet) den PhantasiestarkeN) der für sich und seine Wahlverwandten
eine eigne neue Welt errichtet — sollen wir neben solchen Gattungen, die
alle von Großen der Geschichte vertreten werden^ nun eine neue anerken-
neN) den Kulissensteher? Den kleinen „Intellektuellen", der hinter einer
Kulisse des Welttheaters steht, eifrig Notizen sammelt über alles, was
Kammerdienern verräterisch und bezeichnend erscheint, und aus den No-
tizen Lustspiele und Novellen drechselt? Bis zum Beweise des Gegen«
Leils nehme ich an, daß die Welt sich nicht allzulange durch dieses Ver-
fahren verblüffen lassen wird. Wolfgang Schumann

Die Dramen „(9(3^, „Der Scharmante", „Der Kandidat", „Tabula rasa^,
sowie die Erzählungen Sternheims erschienen bei Kurt Wolfs in Leipzig,
die früheren Werke im Insel-Verlag, Leipzig.

Geld. 2

GeldrefvVm

^A^or dem Kriege wurde eine Frage wie diese nur von wenigen ernst
Hgenommen: „Ist eine metallische Währung notwendige Voraus«
^^setzung für das in die Währung eines Landes gesetzte Vertrauen,
oder kann die staatliche Anerkennung von Noten als gesetzliches Zah-
lungsmittel den gleichen Zweck erfüllen, dessen Erfüllbarkeit man bisher
ausschließlich der metallischen Währung zuerkannte?" Wie sehr sich in
weiten Kreisen die Anschauungen hierüber gewandelt haben, beweist ein
längerer Aufsatz „Zur Geld- und Valutafrage" von Dr. N. L. Weill, der
kürzlich in einem für die tzandelswelt so maßgebenden Blatte wie der
„Frankfurter Zeitung" (Nr. 3W vom (7. Dezember (9^6) erschienen ist,
wenn auch die Schriftleitung aus üblicher Vorsicht erklärte, sich den Aus-
führungen des Verfassers „durchaus nicht in allen Punkten" anschließen
zu können. Darin wird jene Frage bejaht und diese Antwort mit vor-
züglichem Sachverständnis begründet. Weill weist auf die vielen An-
zeichen hin, die es heute schon wahrscheinlich machen, daß bei der durch
den Krieg emporgeschraubten tzöhe der Verschuldungen mancher Länder
die Ware Gold nicht mehr lange imstande sein wird, Passivitäten der
Zahlungsbilanz vollständig auszugleichen. Schweden hat sich bereits wei-
terer Goldzufuhr verschlossen. In den Vereinigten Staaten wächst rasch
die Neigung, diesem Beispiel zu folgen. Andere neutrale Länder wür-
den es dann erst recht nachahmen. Dann aber wäre der Fall gegeben,
daß Gold höchstens nur mehr zu einem kleinen Bruchteil zur Zahlung der
ausländischen Verbindlichkeiten, das heißt zur Aufrechterhaltung der Wäh-
rung in den Verbandsländern, ausreichte. Damit würde dann auch sür
die Praktiker bewiesen sein, wie unwirtschaftlich es ist, Waren (Gold) im
Werte von vielen Milliarden Mark jahre- oder jahrzehntelang zinslos
in den Kellern der Staatsbank liegen zu lassen. Ein solches Ereignis,
meint Weill, wäre einer der stärksten Schläge für England, „welches nicht
nur die Kosten des Burenkrieges für vergeudet, sondern auch seinen Besitz
 
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