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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,4.1917

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Heft 23 (1. Septemberheft 1917)
DOI Artikel:
Oehlerking, H.: Vom Harmonium, 1
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Sigerus, Else: Von den Siebenbürger Sachsen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14298#0222

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6 bis s wirkt. Geistvoll ist die Erfindung der 5oktavigen Celesta, welche
Ln Verbindung mit einem Pedale, Hackenregister, zur Ausschaltung der
Dämpfung die originalgetreue Vorführung von'Harfenpassagen gestattet. —
Lindholm Borna-Leipzig vereinfachte die Registermechanik, richtete die
Kombinationskoppel praktisch ein und ließ sich die Doppelexpression (ge-
teilt für Diskant und Baß) für das Saugluft-Harmonium patentieren. —
Schiedmayer-Stuttgart, die älteste, deutsche Druckluft-Harmoniumfabrik,
baute das vom „Verein Deutscher Harmoniumfabrikanten^ festgesetzte „ein-
heitliche tzarmonium", ferner das um einen (6-Fuß erweiterte „Normal-
Harmonium", sowie das „Normal-Kunstharmonium". (Schluß folgt)

H. Oehlerking

Von den Siebenbürger Sachsen

^»^ie deutschen Soldaten, die bei ihrem Linzug in tzermannstadt
(--H^„Deutschland, Deutschland über alles" gesungen hatten, der fernen
^^Heimat zu Lhren, waren sehr verwundert, als sie bei näherem Zu-
sehen sich da hart an der Balkangrenze in einer deutfchen Stadt fanden,
die mit ihren krumm.en Straßen und roten Giebeldächern, mit den Türmen
und Mauern den mittelalterlichen in Franken glich. Sie staunten noch
mehr, als sie inmitten von Magyaren und Numänen von blondem,
helläugigen Volk in der Muttersprache begrüßt wurden, die sie in Angarn
zwar oft schon gehört Hatten, die aber hier auch die Sprache der Stadt-
verwaltung, des Geschäftslebens, der Schule und der Kirche ist. In Rngarn
gibt es zwei Millionen Deutsche, aber kein so geschlossen und kein so ent-
schlossen deutsches Volk wie das siebenbürgische.

Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen, dieses tzäufleins Deutscher
zwischen erdrückenden Massen andrer Nationen, dieses „Bollwerks der
Christenheit" an der Grenze der einst übermächtigen Türkei, diese Ge-
schichte ist beispiellos reich an Leiden, Tapferkeit und Treue. Die Deut-
schen sind im Iahrhundert, eingeladen vom ungarischen König, aus
Rhein- und Moselfranken in das „desertum" Siebenbürgen gekommen,
haben das Land urbar gemacht, Dörfer angelegt und Städte gegründet.
Zuerst „Flandrenses" genannt, wurden sie später mit dem für Deutsche
damals allgemein üblichen Namen „Sachsen" bezeichnet. Schon im Iahre
brach der Mongolensturm über sie her, und seitdem waren ihnen
die Waffen ebenso notwendig, aber auch ebenso gewohnt wie die Pflug-
schar. Sie mußten sich wehren gegen die Abergriffe der Nachbarn im
Lande und gegen die fortwährenden Cinfälle über die Grenze. Der
Note Turm hat seinen Namen von dem Blut, das ihn so rot gefärbt
haben soll, als die Sachsen dort treue Grenzwacht hielten. König Lud-
wig sagte von ihnen, sie seien „diejenigen Bürger seines Reiches, auf deren
Kraft die Sicherheit jener Grenzen wie auf festen Säulen ruhe, und deren
unwandelbare Treue die Erfahrung fortwährend rühmlich bewähre". Im
Innern waren dauernd KLmpfe mit dem Adel zu bestehen, dann ward
das Land verwüstet in Thronstreitigkeiten und Bürgerkriegen und in will-
kürlicher Gesetzlosigkeit, und durch furchtbare Epidemien sank die Be-
völkerung zeitweise auf die Hälfte herab. In diesen fast ununterbrochenen
Kämpfen um ihr Volkstum nun haben sich die Sachsen bis heute als
deutsches Volk in Ungarn erhalten, obwohl sie sich im fy. Iahrhundert
nur unbedeutend vermehrten und obwohl seither die Magyarisierung einer-
 
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