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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,1.1917

DOI Heft:
Heft 2 (2. Oktoberheft 1917)
DOI Artikel:
Aus den Feldbriefen eines deutschen Knaben: auch eine Stimme zur Kriegsanleihe
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Hoffmann, Paul Theodor: Humanität als Begriff und Gefühl, 1: Herder
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https://doi.org/10.11588/diglit.14422#0072

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Reinheit nur ganz begreifen nnd könntet selbst so werden wie wir, deren
junges Blut im Opferfeuer geweiht ist!

^«nd sollte dies nicht Euer Zeugen für uns sein, daß wir uns über-
^stark fühlen hier draußen, wo Schwäche der Tod ist? Euch selbst ent--
äußern um unsertwillen: wie herrlich groß wirkt dieser euer Wille
auf uns! Denn das ist das Rrsächlichste hier, daß wir alles Leben
nehmen im Hinblick auf euch, uud daß wir allen Stolz und allen Mut
von euch empfangen. Wir verstehen es nicht, wenn nicht alles ge->
schieht, was uns zur Hilfe dient. Ilnd was gilt Gut und Geld, wenn der
große Gedanke zu Schaden kommt, wenn wir arm vor uns selbst dastehen
gegenüber einem gerüsteten Gegner. Das ist für uns ein innerer Sieg,
dem nichts Ahnliches hier zu vergleicheu ist, wenn die Heimat eine Tat
wagt. O tätet ihr doch alle Tage Großes für uns! Wir sehuen uns nach
neuen Opfern von euch. Denkt auch bei der Kriegsanleihe daran! Wir
aber warten weiter am Feinde.

HurnanitäL als Begriff und Gefühl. 1: Herder

^H^it seinen „Ideen" ist Herder der Sänger des hohen Liedes vom
R / Menschentum geworden. Wohl hatte schon die Antike ihren
^^^Menschen im edelsten Ebenmatz verkörpert, die Renaissance den
großen schöpferischen Menschen geschaffen, die Aufklärungszeit die Frage
nach dem Sinn des Menschen in ihre klare Helle gerückt, aber das alles
betraf doch nur einzelne Menschentypen. Der zuerst aus allen Völkern
der Erde mit nie endender Liebe das ihnen Gemeinsame, die Humanitas,
hervorzuholen sich mühte, der das ewig Menschliche, das uns hinan--
zieht, als prometheisches Feuer herbei bringen wollte: das war Herder.
Freilich, die „reine", die „vollkommene" Idee der Menschheit zu fassen,
das war auch ihm versagt, auch er konnte nur Erscheinungsformen finden,
denn die Idee ist ja kein fest bestimmbar Seiendes, sie ist immer im
Werden. Sie entwickelt sich im Vorwärtsschreiten der Menschheit. Indem
Herder ihre Entwicklung genetisch aufweist, führt er den Menschen, wie
Kühnemann sagt, „zum Bewußtsein der Iahrmillionen, durch dereu
Arbeit er (der Mensch) hervorgebracht worden, und er läßt ihn sein
Wesen verstehen als des kulturbildenden Geschöpfes, in der Aufgabe,
die für alle Menschen die gleiche, nämlich der Kultur der Humanität".
Damit stellt sich aber der Humanitätsbegriff zugleich als Aufgabe dar:
die reine Menschlichkeit zu findeu, in der alle Disharmonien der Völker
und der Einzelnen untereinander schwinden, in der die von Liebe durch--
wärmte Vernunft den rohen Egoismus der uackteu Macht überwindet
und Gerechtigkeit und Sittlichkeit die herrschenden Genien sind. Bis
dahin hat's freilich auch für Herder, der keinen Weltkrieg, an dem wir
heute leiden, erlebte, noch gute Weile. Doch seine Gedanken klingen
in den tröstenden Satz aus: „Indessen geht die Vernunft und die ver--
stärkte gemeinschaftliche Tätigkeit der Menschen ihren unaufhaltsamen
 
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