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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,1.1917

DOI Heft:
Heft 4 (2. Novemberheft 1917)
DOI Artikel:
Herter, Hans: Tragik im Völkerkampf
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https://doi.org/10.11588/diglit.14422#0148

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Tragik im Völkerkampf

erren vom Hause X sitzen gemeinsam zu Tisch. Angeregte Rnter-
v^haltung, behagliches Essen. Sie sprechen über Geschäfte oder Politik
°^/oder erzählen sich Familienangelegenheiten, oder kritisieren Vor-
gesetzte und Mitarbeiter, oder das neueste Buch oder den Theaterabend von
gestern. Nach dem Essen ein Plauderstündchen, zwei spielen Schach, zwei
lesen die Zeitung, zwei „nicken". Dann kehren sie wohlgemut jeder zu
seiner Arbeit zurück. So verläuft — nein, so verlief bis vor wenig
Monaten jeder Tag. heute ist es anders. Seit nämlich Kollege P ein-
getreten ist. Der erscheint als letzter zu Tisch. Hastig, wortkarg schlürft
er die Suppe, schlingt er die Gerichte, neben sich den Handelsteil der
Zeitung, gelegentlich ein Notizbuch. Er beteiligt sich nur am Gespräch,
wenn das Geschäft besprochen wird, kurz, klar, nüchtern. Kaum daß die
Nachspeise aufgetragen ist, eilt er zur Arbeit weg. Wie er früh im
Kontor der erste, abends der letzte ist, so auch nach und vor Tisch.
Seit seinem Eintritt ist das Leben im Geschäft unfroh. Er hat Erfolge,
steigt auf, gibt Neuerungen an, darunter sogar unbezweifelbar gute, ge-
wiß. Aber es ist was Nngemütliches, ja Angesundes in ihm, das steckt
auch einige von den andern an; besonders die, die für andre zu sorgen
haben, kürzen nun auch die Plauderstunde, versagen sich dem Spiel, der
Anterhaltung. P scheint von alledem nichts zu merken. Iedenfalls
nimmt er keine Rücksicht. Kaum einer weiß, daß Sorgen, daß Ver-
Pflichtungen, daß Not ihn antreiben . . .

„Deutschland schob sich in die Erdwirtschaft als Industrieller, Händler
und Kolonist zu einer Zeit ein, als England mit einigen Genossen die
Welt endgültig zu ruhiger Ausbeute geteilt wähnte und jeden Neuling
als Störenfried ansah, gleichgültig, ob er groß oder klein war. Da sich
nun weiter zeigte, daß man die deutsche Tüchtigkeit als eine besonders
billige Wirtschaftskraft nimmermehr unterbieten konnte, und daß die
deutsche Anpassungsfähigkeit teils das Vorbild der wirtschaftlichen Vor-

2. Novemberheft ldi? (XXXI,
 
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