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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,2.1918

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Heft 8 (2. Januarheft 1918)
DOI Artikel:
Bode, Wilhelm von: Der Kunsthandel und das Kunstauktionswesen in Deutschland während des Kriegs
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https://doi.org/10.11588/diglit.14372#0054

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Der Kunfthandel und das Kunstauktionswesen in
Deutschland während des Kriegs

sind nicht drei und ein halbes Iahr verronnen seit Anfang des
/ Weltkriegs, und doch können wir nns nur noch mühsam ein deut--
^ ^liches Bild von der Wirknng machen, die der Krieg in seinen An--
fängen bei uns in Deutschland auf Kunst und Kunsthandel ausgeübt hat;
die völlig verschiedene Entwicklung seit jener Zeit läßt uns die Verhältnisse
in den ersten Monaten, ja fast noch im ganzen ersten Iahre, wie eine
Mär aus alten Zeiten erscheinen. Auktionen gab es nicht, die angekün--
digten großen Versteigerungen wurden zurückgezogen; die Händler schlossen
zum Teil ihre Läden, und wo man sie offen fand, waren die Besitzer froh,
„um Kriegspreise", d. h. mit einem wesentlichen Abschlag, dem seltenen
Käufer die Auswahl aus dem vollen Lager zu überlassen. Hatte schon der
zweite Kriegswinter im Kunsthandel langsame Rückkehr zu den Zeiten vor
dem Krieg gezeitigt, so wies der letzte Winter hier ein völlig verändertes
Bild auf. Auch jetzt sprachen die tzändler noch von „Kriegspreisen", aber
diese bedeuteten nicht mehr einen Abschlag auf die Friedenspreise, sondern
einen Aufschlag, der fast von Monat zu Monat erhöht wurde. Die Nach-
frage war trotz der fast fehlenden Fremden wieder wesentlich größer ge-
worden, und die Ware nahm zusehends ab, obgleich die Händler aus
Privatbesitz aufzukaufen suchten, was bei höheren Preisen irgendwoher
aufzutreiben war. Bei dieser Iagd auf alte Kunstwerke im Privatbesitz
beteiligten sich auch die aus dem feindlichen Ausland ausgewiesenen jungen
deutschen Händler. Sie verstanden es, Deutschland in die Kreuz und in
die Quer nach guten Kunstwerken in Privatbesitz abzusuchsn und wußten
dabei schlechte Sitten vom Strande der Themse und Seine einzuführen,
namentlich durch ständige Schiebungen, durch die sie die Preise oft in
wenigen Tagen auf das Doppelte und Dreifache steigerten. Die immer
zunehmende Beteiligung der „Liebhaber-Händler" und der Äbsrtritt einer
Reihe von Kunsthistorikern in den Handel steigerte noch das wilde Iagen

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2. Ianuarheft (XXXI, s)
 
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