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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,3.1918

DOI Heft:
Heft 13 (1. Aprilheft 1918)
DOI Artikel:
Avenarius, Ferdinand: Feststimmung
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https://doi.org/10.11588/diglit.14373#0015

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Feststimmung

>^^ielleicht hat erst derjenige das Beste der Lebenskunst erreicht, tzer es
K zustande bringt, auch den Wochentag in Sonntagstimmung zu feiern,
jedenfalls aber wird schon, wer sich selber liebt, darauf halten, daß
er zum mindesten die Feste auch in Feststimmung begeht. Das heißt:
losgelöst von dem, was „abgemacht und fertiggekriegt" werden muß, aber
auch von allem, was stört und beunruhigt. Im innerlichen Beisammen
also mit dem, was beruhigt, und darüber hinaus: mit dem, was befruchtet
und belebt. Festtagstimmung, das ist: Freigefühl und Großgefühl.

Aber die habe einmal, wer jetzt in den Zeitungen liest! Mit dem gegen-
seitigen Anschelten oder Anschielen zwar: „Pfui, der denkt anders und ge-
hört alfo ausgeschlossen", mit dem ist es etwas besser geworden, seit bis
zum Kaise', hinauf mit aller Entfchiedenheit davor gewarnt wird. Nur
kann, wer feine Landsleute kennt, schwer an die Dauer der Besserung
glauben. And was für wunderschöne Sachen sonst laufen heut durch
die Zeitungen! Ein strahlender Name für hundert blinkende: Daimler.
Wer jetzt in neutralem Lande mit Fremden zusammsnsitzt, muß der nicht
rot werden, wenn er manche Mit-Deutsche nennen hört? Wie viele noch
mögen, wenn nicht seiner Erfolge einige Geldsäcke voll, so doch seines
Geistes mehr als einen einträglichen Hauch verspürt haben! Festtag-
stimmung mit solcher Gesellschaft, — wo bekommt man das befreiende,
das großmachende, das heilige Lachen dafür her?

Dafür nirgendwo, den Leuten gebührt, was sich mit Lachen nicht
einmal begleiten läßt. Aber für Sie, Herr Leser, und mich ist das rechte
befreiende Lachen erhältlich, nicht über jene Herrschaftsn, fondern trotz ihrer
und übw' uns selber. Wie lebten wir diese Weltzeit wieder im engen Kreisl
Stellen wir uns unsre Enkel vor, wie sie zwischen den Zeilen ihres der->
einstigen Geschichtsbuches auf ihre Eroßväter, Sie und inich zurückblicken.
„Das haben die miterlebt!" werden fie denken, „davon sind die Zeugen
gewesen!" W o von? Werden uusre Nachkommen dann als die eigentlichen
Träger der Geschichte von 191't bis 1918 die Daimler-A.--G. und ihresglsichcn
sehn? Es ist wieder die alte Erfahrung vom Höcker am Weg, der sich vor
den Berg stellt, vom Berge, der wieder den Gipfel verdeckt, diesen Gipfel,

U Aprilhest IZN8 sXXXI, 12)
 
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