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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,4.1918

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Heft 20 (2. Juliheft 1918)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14374#0088

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kung der Richtermacht gegenüber
der schrankenlosen Beherrschung des
Prozeßbetriebes durch die Parteien
und die Rechtsanwälte.

Die Gegenwart drängt hin auf
eine größere Teilnahme der Bevöl-
kerung an der Rechtsprechung, wie
dies aus den Verhandlungen über
den Entwurf der Strafprozeßord-
nung in der Zeit vor dem Kriege
deutlich hervorging.

Ein Zeichen der Zeit ist auch
die friedensrichterliche Bewegung.
Iherings Buch „Kampf ums Recht«
staud durchaus im Zeichen des In-
dividualismus und der Aufklärung.
Demgegcnüber sind in der Rechts-
friedensbewegung durchaus soziale
Ideen wirksam, und findet eine
Wiederanknüpfung an alte deutsche
Rechtsideen statt.

Ferner ist das Streben gerichtet
auf eine volkstümliche Sprache und
Fassung der Gesetze. Wenn auch
heutzutage die Sprache der Rechts-
bücher nicht mehr so poetisch und
bilderreich sein kann, wie die der
alten deutschen Rechtsspiegel und
Weistümer, so strebt man doch eine
Hervorhebung der allgemein mensch-
lichen Ideen an, und eine ein-
fachere, schlichtere Sprache.

Schließlich aber und vor allem
ist das Streben gerichtet auf eine
Versittlichung des Rechts. Der
innige Zusammenhang des Rechts
mit Sitte, Sittlichkeit und Reli-
gion kommt wieder zum Bewußt-
sein; das Recht, das in dialekti-
scher Reinkultur gezüchtet war, wird
wieder in unmittelbare Beziehung
zum Leben selbst gesetzt. Die alten
deutschen Sprichwörter „Recht ist
Steuer und Grundseste alles Gu-
teu«, „Gott ist ein Anfang alles
Rechts", „Recht ist der Lande Wi-
derhalt", „Der Richter sitzt an Got-
tes Statt" u. a. m. kommen mehr
und mehr wieder zum Bewußtsein,
und die Sätze alter stoischer Rechts-
weisheit: „Am der Menschen willen

ist alles Recht gesetzt", „Recht ist die
Kunst des Guten und Billigen" fin-
den willige Ohren und Herzen.

So ist zu hoffen, daß in dem
Ringen um die Gestaltung des
neuen Deutschlands auch das deutsche
Rechtsleben zu einer neuen Blüte
hinangeführt wird, daß der von
innen drängende Gestaltungswille
sich auch hier zur segensreichen
Wirklichkeit entfaltet. Dann wird
Fichtes Weissagung in Erfüllung
gehen, wie er sie kurz vor seinem
Tode in seinem politischen Frag-
ment von MS verkündet hat, eine
Weissagung, die vor allem in die
Herzen aller Meister und Iünger
des Rechts hineingehämmert werden
müßte: „Und so wird von den
Deutschen aus erst dargestellt werden
ein wahrhaftes Reich des Rechts,
wie es noch nie in der Welt er-
schienen ist, in aller der Begeiste-
rung für Freiheit des Bürgers,
die wir in der alten Welt er-
blicken, ohne Aufopferung der
Mehrzahl der Menschen als Skla-
ven, ohne welche die alten Staaten
nicht bestehen konnten: für Frei-
heit gegründet auf Gleichheit alles
dessen, was Menschengesicht trägt.
Nur von den Deutschen, die seit
Iahrtausenden für diesen großen
Zweck da sind und ihm lang-
sam entgegenreifen — ein
anderes Element für diese Ent-
wicklung iu der Menschheit ist nicht
da!"_ R.Eberhard

Beratung in KriegSgräberfürsorge
as von Kriegsbeginn an vorhandene
Bestreben, unseren Gefallenen in
der Heimat oder draußen ein würdiges
Grab, eine weihevolle Gedächtnisstätte
zu bcrcitcn, hat eine staatliche Organi-
sation ins Leben gerufen, welche die
Kriegsfriedhofkunst in jeder Hinsicht
fördern will. Mag es sich um Neu-
anlage eines Einzelgrabes handcln, um
scine richtige Gestaltung im Verhältnis
zum ganzcn Friedhof, nm besondere
Grabfeldcr, die innerhalb des ganzcn
Friedhofs ausschließlich den Gefallcncn

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