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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,4.1918

DOI Heft:
Heft 23 (1. Septemberheft 1918)
DOI Artikel:
Mumbauer, Johannes: "Klassisch" und "romantisch" im heutigen Katholizismus, [1]
DOI Artikel:
Schumann, Wolfgang: "Die Sinfonie von Beethoven bis Mahler"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14374#0164

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Freiheit der Vewegurig umspamrt. Sie hat es nicht erfüllt zum Teil durch
Schuld mancher Katholiken, die unter Außerachtlassung der mhthischen Mensch-
heitstradition und unter Abschwächung des Offenbarungsgutes und des kirch-
lichen Erbes mit dem Rationalismus oder dem Idealismus des Klassizismus
ihre schwächlichen Kompromisse schlossen. „Die tieferen künstlerischen, kulturellen
nnd religiösen Folgerungen und Forderungen der Romantik", die keine lebendige
nationale Bewegung mehr ist, sind noch heute unerfüllt. „Seitdem liegt dieser
reckenhafte Geist der Romantik in Deutschland und aller Welt ungerufen und
harrt vergebens des Rufes, wieder aufzustehen, zu erwachen." Flaskamp er-
hebt den Ruf zu der Anfgabe, die sich daraus für die katholischen Deutschen,
welche sich fast ganz im politischen Kampfe erschöpft hatten, ergibt: „Statt auf
die rein weltliche Selbstbehauptung als Massenfaktor zu großes Gewicht zu
lcgen, hätte vielmehr Sorge getragen werden sollen und müssen, auch die
Bildungshöhe der Romantik allgemeiner in das katholische Deutschland einzu-
führen, sie auszubreiten, Kunst, Wissenschaft, Allgemeinkultnr und religiöses
Bewußtsein in einem der Romantik entsprechenden oder sie noch überbietenden
Grade zu pflegen." Das Versäumte muß jetzt — womöglich in Gemeinschaft
mit dem übrigen christlichen Deutschtum — durch Erneuerung des romantischen
Kulturideals nachgeholt werden: „an die frühere organische Kultur wieder an-
knüpfen und die neueuropäische liberale Bildung nicht einfach in sich auf-
nehmen und so in vielfältigem Kompromiß seiner Bildung mit seinen religiösen
Aberzeugungen und geschichtlichen und alltäglichen Erfahrungen leben, sondern
wie die ersten christlichen, dann die romanisch- und deutsch-mittelalterlichen Iahr-
hunderte die antike, diese neueuropäische Bildung umformen, in die höhere Ord-
nung des Lebens wieder einformen, aus den Gesetzen dieser höheren Ordnung
erneuern, das ganze Leben mit ihrem Geiste durchsäuern." Alles aber „nicht
in schwächlicher Nachahmung der Romantik, sondern in bewußter Gründung
auf der von der Romantik wieder aufgedeckten Tradition und in nnermüdlicher
Bearbeitung aller Lebensgebiete im Geiste der deutschen Romantik, die schließ-
lich an Reichweite, Fülle, Mannigfaltigkeit und Allseitigkeit des Stoffes und,
wenn auch nicht an Vollendung, so doch an Lebensechtheit, an Wahr-
haftigkeit und Wahrheit der »Form«, Bewegungen wie Humanismüs,
Renaissance, Idealismus, Humanität, Klassizismus, Moderne weit überragt
und am ehesten, im weiteren Ausbau ihres Gehalts, zur Schöpferin einer
neuen deutschen Form, Kultur, berufen ist. . . Das ist ein Aufruf an das
katholische und übrige deutsche Christentum zur organisch folgerichtigen Aus-
wirkung seiner besonderen Volkskraft, dem entsprochen werden muß, um einst
vor deni llrteil der Geschichte zu bestehen." Iohannes Mnmbaner

(Schluß folgt)

„Die Sinfonie von Beethoven bis Mahler"

^^l^^it einem Vortrag über dieses Thema, der bei Schuster L Löffler in
I Berlin erschienen ist, sucht Paul Bekker „die Anwendbarkeit der
^ ^ ^soziologischen Betrachtungsart auf ein Gebiet zu zeigen, das bisher
nur der ästhetischen Kritik zugänglich schien". Er bildet also eine Ergänzung
des in diesem Blatt mehrfach besprochenen Buches „Das deutsche Musikleben".
Was ist eine Sinfonie? Bekker genügt die beschreibende Antwort (ein sonaten-
artiges, viersähiges Orchesterwerk) nicht; er sucht nach einer die „inneren llr-
sachen" des Daseins der Gattung Sinfonie erfassenden Definition, und fragt
weiter: Warum werden gewisse „Sonaten" für Orchester geschrieben? Ant-
wort: Weil gewisse musikalische Erfindungen so geartet sind, daß ihre „volle"
Wirkung nur durch bie orchestrale Kraftentfaltung gesichert erscheint. Als
erster Tonkünstler wollte Beethoven „zu einer Masse sprechen". „Darum legte
er das Werk von vornherein so an, faßte er die Gedanken so, daß ihre Wieder-
gabe schon akustisch das Mindestmaß des Raumes und damit die Größe der
tcilnehmenden Gemeinde klar bestimmte." „Er komponiert also nicht nur das,
 
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