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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,4.1918

DOI Heft:
Heft 24 (2. Septemberheft 1918)
DOI Artikel:
Lassalle über Zeitungsannoncen: in Sachen der Volkswirtschaft mit Geistgut
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Essig, Hermann: Du Sonne!: aus Hermann Essigs Nachlass
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https://doi.org/10.11588/diglit.14374#0203

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Ausruser, der öffentliche Trompeter, der mit hunderttausend Stimmen
dem Publikum anzeigt, wo eine Ahrkette verloren, wo der beste Tabak, wo
das Hosfsche Malzertrakt zu haben ist. Was hat der Prediger mit dem
öffentlichen Trompeter zu tun, und ist es nicht eine Mißgeburt, beide
Dinge miteinander zu verbinden?

In einem sozialdemokratischen Staat muß also ein Gesetz gegeben wer-
den, welches jeder Zeitung verbietet, irgend eine Annonce zu brin--
gen, und diese ausschließlich und allein den vom Staate oder
von den Gemeinden publizierten Amtsblättern zuweist.

Von Stund an hören die Zeitungen auf, eine lukrative Geldspekulation
zu sein. Von Stund an ziehen sich die spekulierenden Kapitalien von
ihnen zurück. Von Stund an verhungert das stehende Heer der Zeitungs--
schreiber oder wird Stiefelputzer: das ist seine Sache! Von Stund an hört der
Zeitungsschreiber von Metier auf und an seine Stelle tritt der Zeitungs-
schreiber von Beruf! Von Stund an existieren nur solche Zeitungen und
können nur solche Männer Zeitungen schreiben, welche ohne Rücksicht auf
lukrative Bereicherung die Mission in sich fühlen, für die geistigen Inter-
essen und das Wohl des Volkes zu kämpfen. (S. 27)

T

«^nsofern die Blätter Annoncen bringen, stellen sie, wie bereits bemerkt,
r)nur den öffentlichen Ausrufer dar. Es ist dies also eine Funk-
tion, die, ebenso einfach und notwendig, wie etwa der Nachtwächterdienst,
zu den Attributen des öffentlichen Wesens in seiner staatlichen oder städti-
schen Organisation gehört. Noch heute könnt Ihr etwa in kleinen schwäbi-
schen Städten sehen, wie von einem Trompeter ausgeblasen, oder von
einem Gemeindebeamten ausgeschellt wird, was verloren, was gefunden usw.
Auch trifft bei dieser Arbeit nicht einmal irgend einer jener ohnehin meist
sehr schlechten Gründe zu, die man gewöhnlich geltend macht, dem Staat
oder den Gemeinden irgend eine produktive Arbeit zu entziehen. Es ist
hierbei weder von Erfindung, noch von einem besonderen individuellen
Anternehmergeist die Rede, sondern nur von einer einfachen, vom Inserie-
renden bestellten mechanischen Tätigkeit, die ganz ebenso gut zum Nutzen
und im Auftrag eines Kapitalisten ausgeführt werden kann. Und es ist
überhaupt nur in der heutigen Zeit, zu deren Grundsätzen es einmal ge-
hört, daß alles Profitable der Profitwut einzelner Kapitalisten zur Aus-
beutung anheimfallen muß, es ist nur in dieser Zeit zu begreifen, daß
dieser öffentliche Ausruferdienst so lange dem Nutzen und Interesse ein-
zelner Kapitalisten überlassen werden konnte. Durch diese vom Staate
oder den Gemeinden publizierten Annoncenblätter würden ferner jährlich,
viel zu niedrig veranschlagt, mindestens (—2 Millionen gewonnen werden,
um so mehr, als sich hier alle Betriebskosten sehr ermäßigen würden, als
sich ferner diese Blätter keine Konkurrenz untereinander machen und in
keiner noch so großen Gemeinde mehr als ein einziges Blatt erscheinen
würde. (S. 28)

Du Sonne!

w

Aus Hernrann Lssigs Nachlaß.
cr trocknet öie Tränen des Grases von Racssillon,

wcnn öie Blüten fallen
wic gcschüttclte Lose

vonr tllanöclbanm, der im p^renäenwind zittert?!
wer bclcbt die Blütcn zu lcbendigen Faltern?!

(73
 
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