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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 32,1.1918

DOI Heft:
Heft 2 (2. Oktoberheft 1918)
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Avenarius, Ferdinand: Ja, also!
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https://doi.org/10.11588/diglit.14375#0062

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Za, also!

keinerlci Krieg erzwingen könnte, das kann dem deutschen Erblaster
? Fgelingen, dem innern Zwist!" Wird das Wort bestätigt? Prinzen nnd
» ^ ^ Proletarier, hochkonservative Ministcr und sozialistische Gewerkschaftler,
führende Abgeordnete und leitende Publizisten aller Parteien beschworen seit
Monaten und beschwören noch immer: laßt endlich das Trennende beiseit und
verbündet euch, und vielleicht ist kein einziger mehr da, der nach einigem Nach--
denken dem heute noch bewußt widerspräche. Warum, in aller Götter und Teufel
Namen, stehn wir trotzdem zwar endlich Schulter an Schulter, aber immer noch
nicht, ohne daß wir uns wenigstens so nebenbei zankend in die Rippen stießen?

Ia, man verfällt auf lächerliche Bilder, wenn man nnser Verhaltbn besieht.
Man verfällt vor dem Verhalten dieses nnsres im fünften Iahr von der halben
Menschheit unbesiegten Volkes von Dnldern und Kämpfern auf Bilder, die
lächerlich zum Weinen sind. Wir Deutschen, sagt ihr, sind eben das nnpolitischste
Volk der Welt. Es scheint: ja, das sind wir. Künstler unsrer Ncgiernngen haben
den großen Historiensaal mit Grotesken der Politik immer wieder al fresco
bemalt, aber keine cinzige Partei im Reich hat deshalb das Recht zu Empörungs--
nnd Steinigungsgeflüster gegcn diese Herren, denn eben aus den Gedanken der
Parteien entnahmen sie für ihre Schöpfungen die Vorbilder. Und die Politik
dieser Parteicn selbst? Sie hatte den Leitspruch, scheint's: scht ihr den Splitter
im Auge des NLchsten, so schafst ihn dadurch weg, daß ihr auf dieses Auge los--
schlagt, worauf ihr euch vcrwundern nnd entrüsten dürft, wenn der andre eure
Methode der Verbündung erwidert.

-^xchon der Wille zur Verbünüung war in weiten Kreisen lange Zeit weder
>--sachlich, noch war er auch nur fest. Zog es sich draußen zusammen, wuchs
er, helltc sichs auf, magerte er dahin. Er schien wie bei Handelsgeschäften zu
arbeiten, dieser Willc: allerlei Schönes vorn, im Hintergrunde Interessen,
bessere oder schlechtere Offerten je nach der Konjunktur, Umsärbcreien und Ver-
schleierungen, und dann wieder einmal ein Zwischenspielchen mit Anschelten,


2. Oktoberhest tSt» (XXXII, 2)
 
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