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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 32,1.1918

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Heft 4 (2. Novembereft 1918)
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Bonus, Arthur: "Demütigung"?
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Avenarius, Ferdinand: In Sachen der Alldeutschen: und auch in eigener Sache
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https://doi.org/10.11588/diglit.14375#0130

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seien, um es glauben zu köunen, vor allem, um an den „Ruhm" dieses
Sieges glauben und ihn genießen zn können.

Dazn kommt, daß diese Demütigung immerhin Europa mit uns teilt.
Wilson ist Weltdiktator. Ein Wort von ihm zerschellt einen Staat, der
vier Iahre Weltkrieg ausgehalten hatte. Und atemlos lauschen die Völker,
was Seinc Äbermajestät beschließt. Die Ententevölker selbst umschmcicheln
seine Knie. Im ganzen können wir immer noch etwas würdiger aussehen,
als die Sklavenmassen, die den Washingtoner Triumphwaaen umjubeln
irnd die Hände nach den Geschenken ausstrecken, die man ihnen von daher
zuwerfen will.

Schließlich, das Rad hat sich gedreht, gewiß, es hat sich sehr schnell
gedrcht, seit jenen Frühlingstagen, als wir oben standen. Es ist nicht
gesagt, daß es sich nicht noch weiter dreht. Nicht, daß wir an nnlitärische
Wendungen dächten. Aber einmal: die Füße derer, die den Zaren be-
gruben, scharren nicht nur vor unsrer Türe. Es ist möglich, daß die
Entente durch Versagung anständiger Friedensbedingungen uns dem Bol-
schewikentum überliefert —, aber kaum uns allein, und kaum uns am
schlimmsten. Und dann sind die politischen Probleme nicht in diesem Iahr
zu Ende. Es kommen neue Iahre und neugelagerte Probleme. Neue, so
gewiß Deutschland ein neuer Staat geworden ist, demgegenüber vieles, um
das der Krieg entbrannte, anders zu stehen kommt. Mancher, der glaubt,
nns jetzt Fußtritte geben zu dürfen und der es damit nicht eilig genng
haben zu können meint, wird vielleicht in nicht allzu langer Zeit bedauern,
nicht eine andere Sprache mit uns gesprochen zu haben. Halten wir unser
Hirn trocken.

Zn allem Ende kann man fragen, ob „Demütigung" und „Ehre" über-
haupt die richtigen Maßstäbe für das geben, was heute geschieht. Manche
unter uns haben in der Zeit der schnellen Siege sich voller Sorgen gefragt,
ob der Hochmut, der da zu hören und zu spüren war, uns zum Guten
sein konnte. Ietzt durchlebt unser Volk eine Zeit der Selbstbesinnung
und Selbstreinigung: sie wird nicht umsonst gekommen und gegangen sein.
Wer mächtiger und geschwollener aus diesem Ringen hervorgeht, das er-
leben wir. Äber das wahre Wachstum der Völker an Tiefe, Reife, innerer
Mächtigkeit und damit den Vorbedingungen auch äußerer Geltung in der
Zukunft, darüber wird erst eine spätere Zeit unterrichten. ' Bonus

In Sachen der Alldeutschen

und auch in eigner Sache

Leser würden sich wundern, wenn sie wüßten, wie vicle Aufsätze
>-M Ivon nrir und andern aus unserm Kreisc gegen alldentsche Politik
geschrieben, sogar gesetzt — und doch nicht gedrnckt worden sind. Einige
entsinnen sich vielleicht noch der Stellung abseits fast der gesamten Presse, die
ich kurz nach Kriegsbeginn in der. Bcurteilung Spittelers und bei andern
derartigen „Fällen" cinnahm, meincr Warnungen vor übereilenden Verketzc-
rungen, die Ängerechtigkeiten und Änklugheiten zugleich waren, nnd der ganz
eigentlichen Exkommunikation aus der Gemeinschaft der Deutschen, die mir
selber darauf in langen Aufsätzen alldeutscher Blätter ausgesprochen wurde. Ich
habe dann im Kunstwart erklärt, daß und warum ich auf die Beantwortnng
dieser Angriffe verzichtete; meinen Willen zur deutschen Sache wollte ich durch
positives Tun betätigen, nicht durch unter uns Deutschen zermürbende Polemik.
Dann wurde die „Vaterlandspartei" gegründet: nach der Zusammensetzung
ihres Vorstandes und ihrer ersten Handlungen liegt ihr Grundirrtum klar:

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