390 Die Neapolitan. u. Spaniſchen Maler.
gel der Kenntniß von der Zergliederungskunſt zuzu-
ſchreiben iſt.
Dom Chriſtoph Montagnon, Ritter des Jacobs-
orden, machte dem Koͤnige Karl II. eine ſolche Beſchrei-
bung von der Geſchicklichkeit des Giordano, daß er
ſich dadurch bewegen ließ, ihn 1690 an ſeinen Hof
zu berufen, und ihm die Ausmalung des Eſcurials
aufzutragen. Er erhielte ein anſehnliches Reiſegeld
und eine Beſoldung fuͤr ſeine Familie. Er trat die
Reiſe nach Barcellona, nebſt ſeinem Sohne Nicolaus,
dem Enkel und einigen Schuͤlern auf den koͤniglichen
Galeeren an. Ben der Ankunft in Madrid ſchickte
man ihm einige ſechs ſpaͤnnige Kutſchen entgegen. Der
Ritter Montagnon raͤumte dem Giordano Zimmer
in ſeinem Hauſe ein, und brachte ihn nach Hofe. Der
Koͤnig wartete voll Ungeduld, umarmte ihn beym Ein-
tritt ins Zimmer zweymal, und gab ihm einen goldnen
Schluͤſſel, zum Zeichen, daß er zu allen Zeiten in den
Pallaſt kommen konnte. Der Koͤnig ſagte zu dem
Kuͤnſtler, daß er ihn nicht ſo alt faͤnde, als er nach
der Beſchreibung geglaubt haͤtte; worauf dieſer zur
Antwort gab: die Ehre einem großen Monarchen zu
dienen, mache ihn um einige Jahre juͤnger, und die
Gegenwart ſeiner Majeſtaͤt bringe ihn wieder auf ein
Alter von zwanzig Jahren zuruͤck. Wenn ihr noch
ſo jung ſeyd, verſetzte der Koͤnig, ſo werdet ihr auch
nicht muͤde ſeyn; und fuͤhrte ihn erſt zur Koͤniginn,
ihr die Hand zu kuͤſſen, und darauf in ſeine Gemaͤl⸗
degallerie.
Gior-
gel der Kenntniß von der Zergliederungskunſt zuzu-
ſchreiben iſt.
Dom Chriſtoph Montagnon, Ritter des Jacobs-
orden, machte dem Koͤnige Karl II. eine ſolche Beſchrei-
bung von der Geſchicklichkeit des Giordano, daß er
ſich dadurch bewegen ließ, ihn 1690 an ſeinen Hof
zu berufen, und ihm die Ausmalung des Eſcurials
aufzutragen. Er erhielte ein anſehnliches Reiſegeld
und eine Beſoldung fuͤr ſeine Familie. Er trat die
Reiſe nach Barcellona, nebſt ſeinem Sohne Nicolaus,
dem Enkel und einigen Schuͤlern auf den koͤniglichen
Galeeren an. Ben der Ankunft in Madrid ſchickte
man ihm einige ſechs ſpaͤnnige Kutſchen entgegen. Der
Ritter Montagnon raͤumte dem Giordano Zimmer
in ſeinem Hauſe ein, und brachte ihn nach Hofe. Der
Koͤnig wartete voll Ungeduld, umarmte ihn beym Ein-
tritt ins Zimmer zweymal, und gab ihm einen goldnen
Schluͤſſel, zum Zeichen, daß er zu allen Zeiten in den
Pallaſt kommen konnte. Der Koͤnig ſagte zu dem
Kuͤnſtler, daß er ihn nicht ſo alt faͤnde, als er nach
der Beſchreibung geglaubt haͤtte; worauf dieſer zur
Antwort gab: die Ehre einem großen Monarchen zu
dienen, mache ihn um einige Jahre juͤnger, und die
Gegenwart ſeiner Majeſtaͤt bringe ihn wieder auf ein
Alter von zwanzig Jahren zuruͤck. Wenn ihr noch
ſo jung ſeyd, verſetzte der Koͤnig, ſo werdet ihr auch
nicht muͤde ſeyn; und fuͤhrte ihn erſt zur Koͤniginn,
ihr die Hand zu kuͤſſen, und darauf in ſeine Gemaͤl⸗
degallerie.
Gior-