Die portugiesische Kunst 355
Ebenso besitzt die Schule des Nordens, die zur selben Zeit
wie die von Lissabon sich entwickelte, ausgezeichnete Vertreter.
Um 1510 malte der Meister von Tarouca
für die Kirche dieser Stadt einen Petrus
und einen Michael von packendem Realis-
mus. Sein Schüler war Vasco Fernandez,
Gräo Vasco genannt. Gräo Vasco soll in
Vizeu in einer Mühle, die sein Vater betrieb,
geboren und von Emanuel 1. nach Italien
geschickt worden sein. Obwohl alte Ur-
kunden gefunden sind, in denen Maler mit
den Namen Vasco, Velasco, Velascus (Ve-
lazquez auf spanisch) Vorkommen, scheint
der Künstler nicht vor 1530 förmlich er-
wähnt worden zu sein. Der Kalvarien-
berg, eine Wiederholung des heiligen Petrus
des Meisters von Tarouca, Pfingsten, die
Taufe Christi mit hervorragendem Chri-
stuskopf, das Martyrium Sebastians
und der heilige Petrus (Kathedrale von
Vizeu), die dem Gräo Vasco zugeschrieben
werden, gehören zu den schönsten Malereien
des beginnenden 16. Jahrhunderts (Abb. 687).
Der Kopf des Apostels, die Tiara, die Ornamente, die Neben-
dinge, die gotischen Türme Roms könnten das Werk eines
flämischen Malers sein, die Einzelheiten des Throns erinnern in
ihren klassischen Formen
an die französische Re-
naissance, die von Nicolas
Chatranais und Jean de
Rouen in Portugal ein-
geführt war. Petrus selbst
aber ist ein einheimisches
Modell und beweist, daß
auch dieses trotz seiner
Kostbarkeit so wenig be-
kannte Werk in Portugal
ausgeführt wurde.
Die Fons Vitae von
Porto (2,25:2,70) gibt
ein Rätsel auf, dessen
Lösung noch nicht gefun-
den wurde (Abb. 688).
Der Christus am Kreuz, der sich für die Erlösung der Mensch-
heit opfert, die vom Schmerz gebrochene Jungfrau, ihr schönes
s
Abb. 705. Silbernes Triptychon
Ebenso besitzt die Schule des Nordens, die zur selben Zeit
wie die von Lissabon sich entwickelte, ausgezeichnete Vertreter.
Um 1510 malte der Meister von Tarouca
für die Kirche dieser Stadt einen Petrus
und einen Michael von packendem Realis-
mus. Sein Schüler war Vasco Fernandez,
Gräo Vasco genannt. Gräo Vasco soll in
Vizeu in einer Mühle, die sein Vater betrieb,
geboren und von Emanuel 1. nach Italien
geschickt worden sein. Obwohl alte Ur-
kunden gefunden sind, in denen Maler mit
den Namen Vasco, Velasco, Velascus (Ve-
lazquez auf spanisch) Vorkommen, scheint
der Künstler nicht vor 1530 förmlich er-
wähnt worden zu sein. Der Kalvarien-
berg, eine Wiederholung des heiligen Petrus
des Meisters von Tarouca, Pfingsten, die
Taufe Christi mit hervorragendem Chri-
stuskopf, das Martyrium Sebastians
und der heilige Petrus (Kathedrale von
Vizeu), die dem Gräo Vasco zugeschrieben
werden, gehören zu den schönsten Malereien
des beginnenden 16. Jahrhunderts (Abb. 687).
Der Kopf des Apostels, die Tiara, die Ornamente, die Neben-
dinge, die gotischen Türme Roms könnten das Werk eines
flämischen Malers sein, die Einzelheiten des Throns erinnern in
ihren klassischen Formen
an die französische Re-
naissance, die von Nicolas
Chatranais und Jean de
Rouen in Portugal ein-
geführt war. Petrus selbst
aber ist ein einheimisches
Modell und beweist, daß
auch dieses trotz seiner
Kostbarkeit so wenig be-
kannte Werk in Portugal
ausgeführt wurde.
Die Fons Vitae von
Porto (2,25:2,70) gibt
ein Rätsel auf, dessen
Lösung noch nicht gefun-
den wurde (Abb. 688).
Der Christus am Kreuz, der sich für die Erlösung der Mensch-
heit opfert, die vom Schmerz gebrochene Jungfrau, ihr schönes
s
Abb. 705. Silbernes Triptychon