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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

DOI Artikel:
Giefel, Joseph Anton: Die biographischen Aufzeichnungen des fürstlich ellwangischen Raths und Kanzlers Dr. Karl Kibler über den Kardinal Otto, Bischof zu Augsburg (1542 - 1573) und Propst und Herr zu Ellwagen (1552 - 1573), [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0017

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wesan-


Wlätter für kirchengeschichtliche AÜitthcUmigen und Studien
aus Schwaben.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Rottenburg.

Durch alle Buch Hand- j
tun gen, sowie gegen Ein- j
sendung d. Betrags direkt j
U.d.Exp cd ition d.Dcut- 1
scheu Volksblatts in j
Stuttgart, Militürstr. 2L, *
kann das Diözcsnn - j
Archiv allein zum Preise ;
von M. l. 20. Halbjahr- f
lich, das Pastoralblatt l
allein zum Preise von M. j
1- 20. halbjährlich bezogen j
werden. :

Mit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrten herausgegeben
von Dr. Engelbert Hofele> Pfarrer in Ummendorf.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an Dr. Engelbert Hofele, Pfarrer in ltmmendorf b. Biberach, gerichtet werden.

Nr. 2. Stuttgart, den 1. Februar 1884. 1. Jahrgang.

Inhalt: Die biographischen Aufzeichnungen des fürstlich ellwangischen Raths und Kanzlers I)r. Karl Kibler über den Kardinal Otto, Bischof
zu Augsburg (1543 — 1573) und Propst und Herr zu Ellwangen (1552—1573). Mitgetheilt voll Or. Giefel aus dem k. Staatsarchiv zu
Stuttgart (Fortsetzung). — Zur Geschichte des Klosters Beuron. Von I)r. Zingeler, fürstlich hohenzoll. Archiv-Assessor zu Sigmaringen. —
Augsburger Reformatoren. Historisch-kritischer Beitrag zur Geschichte der Reformation. — Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Land-
lapitels Ehingen a./D. Nene Serie. Ehingen. Die Pfarrei. — Literarisches.

Die biographischen Auszeichnungen
des fürstlich ellwangischen Raths und Kanzlers Or. Karl
Kibler über den Kardinal Otto, Bischof zu Augsburg
(1543—1573) und Propst und Herr zu Ellwangen
(1552—1573)?
(Mitgetheilt von vr. Giefel aus dem K. Staatsarchiv zu Stuttgart.)
(Fortsetzung.)
Am 13. Dezember ist er mit seinen Eomthuren wieder
abgezogen, hinterließ aber eine Besatzung, welche bis zum
16. Dezember verblieb, an welchem Tage sie von den Würt-
tembergischen vertrieben und die Propstei restitnirt wurde. Die
Sache wurde sofort am kaiserlichen Kammergericht anhängig
gemacht und der rechtmäßig erwählte Propst Kardinal Otto
n6 llriirm prnepomturne po88e88ionem immittirt und von
.Kaiser Ferdinand I. mit den Reichoregalien und „den Weltlich-
keiten" belehnt.
10 Jahre lang hatte der Kardinal gegen den Deutsch-
meister sowohl in koro 8neculnri als in curia 14omana zu
streiten. Am 10. Dezember 1555 erhielt er in auclitorio
rotme das llrtheil primae irmtantiae gegen den Deutschmeister,
welches Ereigniß er in Ellwangen mit den Worten anzeigte:
„Dieweil Gott der allmächtige in allen Dingen zu loben, sollt
Ihr zu dessen Ehre und Lob mit innerlicher Danksagung zu
Ellwangen ein Lobamt der hl. Messe singen lassen, dabei auch
Gott in guter Andacht bitten, daß er den Stift im Frieden
erhalten, beschützen und beschirmen wolle." Otto war der
besten Zuversicht, aber des Deutschmeisters Agent vollsührte
ein „Bubenstück" nnd wirkte beim Papst ein Breve 3nb cd
nb reptitie aus, worin es ausdrücklich hieß, daß der Kardinal
dem Deutschmeister die Propstei Ellwangen per trarmactionem
resignirt habe. Ohne alles Mißtrauen schrieb der Papst dieses
an den Kaiser, worüber Otto in große Unruhe kam, der Kaiser
möchte den Dekan und das Kapitel zu Ellwangen dazu ver-
mögen in kicdnm illnm ce88ionem einznwilligen.
Am 3. Mai 1562 meldet der Kardinal von Rom ans
nach Ellwangen: Die päpstliche Heiligkeit habe ihren geheimen
nuckitor und Eommi88nrius, Namens Odescalco, zu den
omtore.8 rotne geschickt, um allen möglichen Fleiß zu einem
gütlichen Anstrag zwischen dem Deutschmeister nnd ihm an-
znwenden. Er aber habe im Hinblick ans sein gutes Recht
sede Unterhandlung mit dem Deutschmeister abgeschlagen und
gebeten, dem Reckst seinen freien Laus zu lassen, worauf der

Papst mit Bereitwilligkeit einging. Vom Kaiser erhielt Otto
einen Brief mit den bekannten Worten: 6nt irmtitin cd perend
murlttu3. Den glücklichen Ansgang des Prozesses meldet der
Kardinal am 29. Mai 1562 nach Ellwangen und beauftragt
das Kapitel nU Inuttem 8nncdi38irnne ed inttivittrme drinidn-
di.3 eine feierliche Prozession abzuhalten.
Am 21. März 1562 meldete er von Rom aus: Sein
ganzes Leben lang werde er nie aus das Bisthnm Augsburg
oder die Propstei Ellwangen resigniren, und um diesen beiden
Stiften besser vorstehen zu können, habe er lieber auf die
Propstei Würzbnrg verzichtet. So war also des Kardinals
Unschuld endlich an den Tag gekommen, aber schon wartete seiner
eine neue „Ungerechtigkeit". Während seiner Abwesenheit nämlich
von Deutschland erschienen daselbst Schmähschriften gegen ihn,
was ihm sehr wehe that nnd gegen welche er sich am 2. Juni
1556 in einem Schreiben an Statthalter und Näthe von Ell-
wangen vertheidigte.
Selbst gegen den Willen des Kaisers, der für einen seiner
Leibtrabanten eine Provision vom Stift Ellwangen verlangte,
gieng ihm das Wohl der Propstei voran. Damit die geistlichen
Einkünfte nicht gegen den Sinn der Stifter angewendet wer-
den, ließ Otto am 23. September 1557 einen Befehl ergehen,
denjenigen, welche im Stifte Pfründen nnd Nutzungen genießen,
ohne hiezu gualifizirt zu sein oder ohne geistlich werden zu
wollen, dieselben abznnehmen. Auch ließ er im Jahr 1556
für das Amt Thannenbnrg und 1563 für das Amt Kochen-
burg Saalbücher über die dortigen Kirchengüter anlegen.
Gegen die Veräußerung letzterer erließ er im Jahre 1560 ein
scharfes Mandat, und im Jahr 1559 ordnete er als „oberster
Heiligenpfleger" eine regelmäßige Rechnnngsablage an.
Weit mehr als das materielle Wohl der Propstei lag ihm
das „Seelenheil nnd Wohlfahrt" seiner Unterthanen am Herzen.
Als S. F. G. benachrichtigt wurden, daß ein Prädikant ans dem
Württembergischen, der zuvor ellwangischer Priester nnd Bürger
war, 8 Tage lang mit seinem Weib hier gelegen sei nnd von vielen
seiner Sektgenossen große Ehrerbietung genossen habe, daß der-
selbe sogar wiederholt Winkelpredigten gehalten habe, erließ er
am 24. April 1559 einen scharfen Beseht an Statthalter nnd
Räthe zu Ellwangen, obgedachten Prediger und überhaupt jeden,
der es wagen sollte, in Winkelpredigten das Volk zu verführen,
sofort gefangen zu nehmen und ihm darüber zu berichten.
„Dieser Winkelpredigteneffekt ist bald ausgebrochen." Die
Bürger nnd Unterthanen siengen an, von dem alten katholischen
 
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