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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Giefel, Joseph Anton: Die biographischen Aufzeichnungen des fürstlich ellwangischen Raths und Kanzlers Dr. Karl Kibler über den Kardinal Otto, Bischof zu Augsburg (1542 - 1573) und Propst und Herr zu Ellwagen (1552 - 1573), [2]
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Zingeler, Karl Theodor: Zur Geschichte des Klosters Beuron
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0019

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11

„ohne allen Abscheu" des Pfarrers leichtsinniges und ärger-
liches Leben, seine tägliche „Füllerei", darin er gar ertrunken
gewesen, dermaßen angezeigt, daß man leichtlich seinen un-
priesterlichen Lebenswandel abnehmen konnte. Ja sie sagten
ihm in das Gesicht, daß er selbst sie znm Ungehorsam verleitet
habe und in öffentlichen WirthShäusern das Gegentheil von
dem gesagt, was er aus der Kanzel scheinheilig gepredigt habe;
weiter daß er zum östern „ein Faß Wein und Schaas" und
anderes angenommen, wofür er die Kommunikanten ungebeichtet
kommuniziren ließ. Dieses alles wurde ihm vorgehalten, er
aber stund da mit „unterschlagenen, erschrockenen Augen und
erdatertem Gemüth", wobei er keine andere Entschuldigung vor-
zubringen wußte, als: „Ihr habt auch mit getrnukeu uud mit
gegessen."
Darüber berichteten Statthalter und Näthe an den Kardinal,
der hieraus befahl, deu Pfarrer dem Generalvikar vou Augs-
burg zu übergebeu, der geuau über die ganze Angelegenheit
zu iusormireu sei. Gr wurde uuu einige Zeit aus der „Pfalz"
zu Augsburg verstrickt gehalten, woraus ihn S. F. G. seiner an-
geborenen Milde gemäß mit der Weisung entließ, aus die Pfarrei
Gllwangen zu resiguireu, obwohl er eine viel schwerere Strafe
verdient hätte. Der Pfarrer legte vor Statthalter uud Räthen
beinahe weinend ein reumüthiges Bekenntnis; über sein leicht-
fertiges uud Aergerniß erregendes Leben ab, in Zukunft wolle
er sich anders zeigen uud in seinem priesterlicheu katholischen
Stande sterben, worauf er entlassen wurde. Gr hielt sich uuu
längere Zeit im Stift Gomburg aus, diejenige aber, welche er
als katholischer Priester hier zur Ehe genommen hatte, zog ihm
nach. .Beide giengen zum Markgrafen Karl vou Baden, bei
welchem der Pfarrer sich als Angehöriger der augsburgischen
Konfession geriete und dadurch vou diesem Hntercessiormlem"
an den Kardinal erhielt, sich frei hieher zu seinen Gütern ver-
fügen zu dürfen, obwohl er in Gllwangen nichts zu suchen
hatte. Giue weitere „Angelegenheit" ergab sich daraus, daß
man ellwangischerseits von der Bürgerstochter, die der Pfarrer
mit einer Mitgift vou 1000 fl. geheiratet hatte, die Nachsteuer
verlangte.
Dieser Borsall mit dem Pfarrer von Gllwangen veran-
lagte deu Kardinal am 13. Februar 1563 ein Mandat zu
erlassen, daß in der Diözese Augsburg kein Patron eine Pfarrei
und Pfründe überhaupt einem Geistlichen übergebeu dürfe, deu
er nicht vorher dem Bischof oder dessen Generalvikar präseu-
tirt hätte, welcher dann dem betreffenden Geistlichen nach be-
standenem Examen die Investitur ertheileu solle.
Otto erfuhr, daß Bürgermeister und Rath der Stadt
Aalen in der dortigen Pfarrkirche, deren Patron die Propstei
Gllwangen war, den Katechismus durch ihren Schulmeister aus-
legen lassen. Solches erklärte er als einen Eingriff in die
Rechte des Pfarrers und konsirmirte zu diesem Behuse einen
Kaplan auf die St. Johannis-Pfründe, welcher die Jugend
im katholischen Katechismus zu unterrichten uud zur Gottes-
furcht zu erziehen habe. Weiter hatten obige ungefragt und
auf eigene Faust die hl. Geistpfrüude eiugezogeu. Otto be-
willigte nun auf die Bitte der Stadt Aalen hin, die Einkünfte
dieser Pfründe die nächsten 20 Jahre dem Spital zuwenden
zu dürfen.
Sein großer Eifer für die katholische Sache erhellt aus
seinen Schreiben vom 25. Oktober 1561, 3. Januar 1562
und 13. Dezember 1565, worin er den Auftrag ertheilt, keine
Mühe uud Kosten zu scheuen, um die Reliquien der vom
wahren Glauben abgefallenen Klöster und Kirchen, so vor
allen! von Lorch nnd Königsbronn, zu bekommen; ebenso ließ

er beim benachbarten lutherischen Adel, den Bellberg, Vohen-
stein u. a. darum werben.
Sein ganzes Sinnen nnd Trachten aber gieng dahin,
einen sittenreinen Klerus heranzuziehen, der durch seinen exem-
plarischen Lebenswandel am ehesten im Stande sei, die von
der Kirche abgefallenen Unterthanen wieder zu gewinnen. Statt-
halter und Räthe erhalten am 4. Dezember 1568 den gemessen-
sten Auftrag, in der Stadt uud auf dein Laude Visitationen
auzustellen uud vor allem gegen unsittliche Priester scharf vor-
zugeheu. Sollten letztere von ihrem ärgerlichen Lebenswandel
nicht abstehen — und es verharrten in der Thal mehrere
hartnäckig darin — so befahl er, mit aller Strenge vorzugehen.
Unter der großen Anzahl von Mandaten, die an seine
Diözese ergiengen, sind vor allem die zur Abwendung der
Türkeugefahr und znm standhaften Verharren in der wahren
katholischen Religion zu neunen. Als der Sieg von Lepanto
gemeldet wurde, erließ er am 8. Dezember 1571 ein Mandat
des Inhalts: „Mau solle eine fröhliche, lvbreiche Prozession
und Kreuzgang mit höchster Andacht und Lobgesang halten
und ein Hochamt von der hl. Dreifaltigkeit dem Allmächtigen
zu Lob, Ehre, Preis uud Danksagung mit aller geistlichen
Freude uud Andacht fingen, daß die göttliche Allmacht den
christlichen conföderirten Potentaten wider des Bürten grausame,
gewaltige Armada uud Kriegsrüstung, die er wider die Venedier
erstlich und hernach auch andere mit diesen verbündeten Poten-
taten, vorerst die päpstliche Heiligkeit und Königliche Würden
in Spanien vorgenommen," einen so herrlichen Sieg ver-
liehen habe.
Am 4. April 1568 spendete der Kardinal im „Stifts-
münster" zu Ellwangeu das hl. Sakrament der Firmung.
Es folgen nnn in Kibler's Aufzeichnungen mehrere Ver-
kündigungen von Ablässen, worauf die „Beschreibung der Stifts-
admiuistratiou Otto's in weltlichen Sachen" beginnt. (Schluß f.)

Zur Geschichte des Klosters Beuron.
Bon Dr. Ziugeter, f. hvhenz. Archiv-Assessor zu Sigmaringen.
Die nachfolgenden drei Urkunden, welche ich der Güte
des Herrn Freiherru Rudolf von Enzberg zu Mühlheim, in dessen
Archiv sie sich befinden, verdanke, führen uns gerade nicht
in die erhebendste und schönste Zeit des Klosters Beuron, jenes
altehrwürdigen Gotteshauses, das sich mit Recht rühmt, die
älteste klösterliche Niederlassung Hohen,zollerus zu fein, und nicht
minder zu deu ersten nachweisbaren Genossenschaften der regu-
lirten Chorherren nach der Regel des hl. Augustinus gehört.
Wer nur den Wortlaut der 1499 von Bischof Hugo von
Konstanz für das Kloster gegebenen „Ordnung" betrachten
und daraus Schlüsse auf die Zustände desselben ziehen wollte,
würde zu weit gehen. Allerdings war eine gewisse Laxheit
eingeschlichen, die lähmend sowohl aus das religiöse Leben der
Klosteriusasseu, als auch auf die wirthschaftlicheu Verhältnisse
einwirkte. Aber die Gebote, beziehungsweise Verbote, welche
die „Ordnung" enthalten, sind nicht so sehr eine Rüge für
wirklich vorgekommene Verfehlungen, als vielmehr eine Richt-
schnur für das Verhalten in geistlicher und weltlicher Beziehung.
Bischof Hugo vou Landenberg H hatte es sich hauptsächlich zur
Aufgabe gemacht, das religiöse Leben der Männer- und Frauen-
klöster zu reformiren, zu kräftigen, ihnen wieder deu Geist
ihrer Stifter einzuflößcn, wie er überhaupt auf die sittliche
Hebung des Klerus ernstlich bedacht war. Nicht nur Beuron

Glatz. Zur Geschichte Hugo's vou Laudenberg. Fr. Diöz.-Arch. IX.
 
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