Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

DOI Artikel:
Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Landkapitels Ehingen a./D., [1]: Ehingen, die Pfarrei
DOI Artikel:
Literarisches
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0024

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16

Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Band-
Kapitels Thingen a./D.
Neue Serie.
Ehingen. Die Pfarrei.
4) Von —1454 Walter von Lanbenberg,
ans einem altadelichen Geschleckte entsprossen, war bei 60 Jahre
Pfarrer dahier, n. 1404 heißt er schon mehrjähriger Pfarrer,
genehmiget n. 1406 die vom Kapitel Ehingen in die Psarr-
tirche gestifteten Jahrtäge für die Kapitels-Mitglieder und Gnt-
thäter. Er war ein angesehener und sehr eifriger Geistlicher,
dem die Priesterpräsenz oder sog. St. Blasien-
Fraternität ihren Ursprung verdankte. Schon zu seiner
Zeit bestunden in Ehingen 12 ewige Meßpsründen oder Kapla-
neien. Ueberdies waren bei der Pfarrei 3 Helfer angestellt.
Um nun die Gottesdienste feierlicher halten zu können, zugleich
aber auch um bessere Aussicht und Ordnung über die Geist-
lichen, welche in ihren Psründhäusern für sich lebten, einzu-
führen, bewog er alle, in eine geistliche Verbindung oder
Bruderschaft zu treten. Sie unterwarfen sich nun.gewissen
Lebensregeln, welche hauptsächlich die richtige Haltung des täg-
lichen Gottesdienstes, das Gebet für die aus ihrer Mitte Ver-
storbenen unter der Aussicht eines ans ihrem Kreise gewählten
Deputats bezweckten. Der Deputat selbst stund jedoch unter
dem Pfarrer. Walter entwarf eigene Statuten. Bischof Hein-
rich von Konstanz hat sie unterm 6. Septbr. 1437 nicht nur
bestätiget, sondern auch zu halten befohlen. Selbst Papst
Nikolaus bestätigte n. 1456 diese Verbrüderung. Sie fand in
der ganzen Umgegend so großen Beifall, daß Adelige und
Bürgerliche sich zahlreich in dieselbe ansnehmen ließen und so
viele Jahresstistnngen machten, daß die Zahl derselben n. 1521
schon ans 187 angewachsen war. Die ersten Statuten erlitten
zwar einige Veränderungen, welche die Brüder unter sich ver-
abredeten und n. 1701 von Bischof Margnard Konrad neuer-
dings bestätigen ließen. Auch die später gestifteten Pfründen
wurden in die Fraternität ausgenommen. Selbst Maria Blanka,
Gemahlin Kaiser Marimilians I., betrieb in einem eigenhändigen
scharfen Briese 66. Freibnrg i. Br. 24. Juli 1498 die Aus-
nahme ihres Kaplans Hieronvmns Prunst, der zugleich die
Kammerers-Pfründe besaß. Walter bestimmte auch den Stadt-
rath a. 1440, eine eigene Predigerstelle zu gründen, deren
Obliegenheit es sein solle, an den damals so zahlreichen Feier-
tagen durch Predigt das Volk im Christenthnm zu unterweisen.
Die Zahl der Predigten solle jährlich 80 sein. Bis 1505
war die Zahl der Kaplaneien ans 21 angewachsen. Nachdem
Lanbenberg so viel für die Ordnung der kirchlichen Verhält-
nisse gethan, starb er n. 1454. Ehre seinem Andenken!
5) Sein Nachfolger war Johann Täschler, von dem
nichts Weiteres bekannt ist.
6) Ans ihn folgte Ludwig v. Freiberg. Er wird
Kirchherr genannt. Uni seiner dem Hause Oesterreich geleisteten
Dienste willen gab ihm Kaiser Friedrich III. das Asylrecht für
den Psarrhof, 66. Neustadt in Oesterreich 1465, Dienstag vor
Nikolaustag. Dieses Asylrecht behaupteten auch die nachfolgen-
den Pfarrer, bis endlich das Asvlrecht allgemein in Oesterreich
aufgehoben wurde. Dieser Ludwig war ein Sohn Michaels
v. Freiberg zu Neustenßlingen und der Ursula v. Paier zu
Hagenwiel. Er war ein sehr gelehrter und in allen Geschäften
erfahrener Mann, Herzog Sigismunds Kanzler, war auch in
Geschäften mehrmals in Nom und bei Papst Sixtus IV. sehr-
beliebt. Bischof Hermann v. Landenberg in Konstanz nahm
den Ludwig znm Koadjutor und als er 1477 starb, erhielt
v. Freiberg vom Papste Sixtus IV. die Zusicherung, daß er

Bischof von Konstanz werde. Er nahm den erledigten Bischofs-
Stuhl in Besitz. Der größere Dheil der Domherren war aber
gegen ihn. Sie wollten sich ihr freies Wahlrecht nicht
schmälern lassen und wählten nun den Otto v. Sonnenberg
zum Bischof. Hieraus folgte eine Trennung, die das ganze
Bisthnm erschütterte. Der Papst war für den v. Freiberg,
der Kaiser für Otto. Endlich nach 2 traurigen Jahren starb
Ludwig zu Rom, wo er seine Sache betreiben wollte, 82 Jahr alt.
Unter ihm erlitt die Pfarrei eine große Veränderung.
Der Patron, Erzherzog Albrecht VI. stiftete n. 1456 die hohe
Schule zu Freiburg. Dazu gab er auch die reich dotirte Pfarrei
Ehingen. Die Sache gieng nur langsam. Erst n. 1469 trat
Kaiser Friedrich III. seine Rechte aus die Pfarrei ab und diese
Ueberlassnng bestätigte unterm 21. Juli 1469 Bischof Hermann
von Konstanz. Der päpstliche Stuhl gab seine Zustimmung
erst am 7. Novbr. 1477. Von jetzt ab war die Universität
Freibnrg der xmrocllus proprins, der Pfarrer nur mehr Psarr-
Dicarins, obwohl ihn: der Titel eines Stadtpsarrers und alle
Kapitels-Rechte verblieben. (Fortsetzung folgt.)

Literarisches.
Ans Ellwangens Vergangenheit. Von Or. A.
Vogelmann, Prof. a. D. Druck und Verlag von L.
Weil in Ellwangen 1883. (Gegen Einsendung von 1 M.
in Briefmarken an L. Weil portofrei.)
Zur Spezialgeschichte von Ellwangen sind schon manche werth
volle Beiträge geliefert worden. Wir erwähnen hier die Abhandlung
von Prof. Braun über die ältesten Zeiten, Gymnas.-Progr. 1845,
die Geschichte der höheren Lehranstalten in E. von Prof. Leon-
hard, die Stiftskirche und die Stiftsheiligen Ellwangens von Pfarrer
Busl, Ellwanger Koadjutors-Wahl vom Jahre 1770, mitgetheilt aus
dem k. Staatsarchiv von Dr. Giefel. Die biographischen Aufzeichnungen
des fürstlich ellwangischen Raths und Kanzlers Dr. Karl Kibler über
den Kardinal Otto, Bischof zu Augsburg (1543—1073) und Propst und
Herr zu Ellwangen (1552—1575). Von Dr. Giefel. „Ein Hymnus zum
67. Geburtstag des Fürsten Franz Georg anno 1749" mitgetheilt von Stadt
Pfleger Richter. Ferner „Aus dem Leben des ehrwürdigen Philipp Jenin
gens Priester der Gesellschaft Jesu." Nach ?. Pergmayr mitgetheilt von
A loys Piscalar. Priester derselben Gesellschaft. Paderborn 1859; Philipp
Jeningen, der Apostel vom Virngrnnd und Ries. Stuttg. Kath. Sonn
tagsblatt 1882. Nr. 27 ff.; Kurze Beschreibung des Schönenbergs. Ell-
wangen 1854; Beschreibung der lauret. Kapelle und Kirche auf Schö-
nenberg. Ellwangen 1870; ?. Magnoald Ziegelbauer (1689—1750
aus Ellwangen, eine biographische Skizze (in „Beiträge zur KFrchen-
gesch., Archäologie und Liturgik von Dr. K. I. Hefele, Bd. II. S. 120
und S. 135). „Vollständige Beschreibung der gefürsteten Reichs-Propstei
Ellwangen 1864" von Al. Se ekler und das sieue, prachtvolle und ge-
diegene Kunstwerk „Die ehemalige Benediktiner-Abtei-Kirche zum hl.
Vitus in Ellwangen 1882" von Prälat Dr. Schwarz.
Mit Freuden begrüßen wir daher die gegenwärtigen weiteren
sehr interessanten Beiträge eines mit dem klassischen Boden Ellwangens
verwachsenen Gelehrten und eifrigen Spezialforschers. Dieselben ent-
halten: Hariolf und die Gründung von Ellwangen. Nach dem Bericht
des Abtes Ermanrich. Uebersetznng einer latein. Abhandlung aus dem
Leben Hariolss in Form eines Gespräches, welche die älteste Nachricht
über die Gründung des Benediktiuerklosters Ellwangen gibt. — Zwei
Festgedichte in Kantatenform: Klemensfeyer. Den 23. November
180 t (nach einer Handschrift von 1801) zur Namenssestfeier des letzten
Propstes von Ellwangen Klemens Wenzeslaus. Die Hariol-
phidcn. Eine Kantate. Ihrem durchlauchtigsten Chursürsten
Friedrich Zweiten. Dargebracht von den Bewohnern Ellwangens
am Tage der Huldigung den 22. Juli 1803. — In welches Jahr
fällt die Entstehung des hiesigen Benediktinerklosters?
eine sehr gründliche historische Untersuchung, in welcher der Verfasser
zu dem Resultat gelangt, das Jahr 7v4 nicht als das Jahr der
Gründung, sondern als das der Vollendung des Kloster- und Kirchen-
baues anzusehen. — Rechtliche und politische Stellung. Unter
dieser Ueberschrift werden verschiedene wichige Aphorismen über das
Verhältnis) Ellwangens zu Kaiser und Reich, zum hl. Stuhl und zu den
Schirmvögten, besonders zur Zeit der Benediktinerabtei und theilweise
auch während der Zeit der Propstei geboten.


Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
Annotationen