Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

DOI Artikel:
Roder, Christian: Eine Württemberger Reise vom Jahre 1569, [2]
DOI Artikel:
Staudenmaier, P: Die Einführung der Reformation in der Landschaft Ortenau, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0091

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
daa namhaft, wurde sähen lasse». Als wir aber gen Booten
Münster kamend, so dan zunechst der Stadt bvgelägen, sandind
wir unsers l. Vetteren eeliche Hnßsronwen in tödtlicher Krank-
heit. Und diewyl tvir mit Fugen nit wol konntind abschey-
den, sonder vermeinlind, des Ends zu erivarten, hat uns nff
sin Altzeigen Hill die Eptysfin, Frouw Barbara Voll-
maajerZ') eine Bürgerin von Rootwyl, gar früntlich und
eerlich desselben Tags zu Gast gehalten und sich in der Mal-
zyt deß öffentlich gegen mir merken lassen, wie sy der evan-
gelischen Religion in keinen Wäg ungeneigt sye, mit Bitt
an mich, daß ich iren die namhaft und kläglich History von
der Künigin uß Engelland, hochloblicher Gedechtniß, Joanua
Graja, so nmb des Glonbens willen (vor wenig Jaareu)
enthauptet worden, vertütschen >tnd minem Vetkereit, irent
Amtmann und Hofmeister, überschicken wolle, wöliches ich auch
willigklich versprochen und fürderlich erstattet Hab. Vetter
Ehristofsel Pedins eltister Sun hat minen Balthaßar hinyn
gen Rootwyl gesürt und in alle milchen, Elöster, Schulelt
sähen lassen; ich aber bleyb by minen Vetteren, als der keiueS-
wägö tonnt von siner lieben und hieby gar kranken Fronwen
abträtten. Moruderigs aber, Suntag Epaudi j 22. Mai >, wyl
mich die Pfingsten hevm nötiget, habend wir den Vetter und
syu liebe Hnssronwen sampt dem ganzen HllSgesind der Gnaad
und allerbestem Trost Gottes besolhen und uns widerllm nfs
den Heymwäg begäben. Kamend durch Deißlingen und-
Auchingen gen Villingen an den Schwartzwald, un-
sers l. Vatlers Heymat.
Berichtigung. In Nr. 10, S. 75, Zeile II muß es heißen:
„Schon frühzeitig war Balthasar M. in den Barfüßerorden zn Bil-
fingen (die beiden gesperrten Worte sind durch ein Versehen des Setzers
ausgelassen) eingetreten" rc.

Die Einführung der Reformation in der Land-
schaft Ortenau.
Nach Quellen bearbeitet von U. S t and e n m a i e r, kathol. Pfarrer in
Sulz bei Lahr.
(Nachdruck verboten.)
(Schluß.)
An den Grenzen der Ortenau, iu Koudringen, Mundingeu
und Opfingen im Breisgau, hatte der Markgraf von Baden
als Landesherr bereits 1560 diese Orte resormirt, so daß der
Abt von Schultern die Kompetenzen der Prädikanten fest-
stellen mußte, ebenso hatte der Pfarrer von Sasbach bei Acheru
Ulrich Kaufmann, ein Weltpriester, geheiratet, und suchte nach
seiner Absetzung vom Bischof diesen Ort nebst dem Orte Laus
zu evangelisireu; daun 1576 verlangten dieselben neben ihrem
Pfarrer noch einen Helfer oder Miethling, was der Bischof
Johann dem Abt mittheilte, um die Orte dem Glauben zu
erhalten.
Im Widerspruch mit Vierordt sagt Marguard Bender:
der erste Prädikant zu Allmannsweier, Amts Lahr, wurde von
dortiger Herrschaft 1584 (Straßburg und Böklin), gewaltsam
eingesetzt; sein Vorgänger scheint lutherisch geworden zu sein,
und der Abt diesen Mann, Lorenz Hizig, seiner Gesinnung nach

'") Es ist Barbara Votmar, Aebtissin von 1565—1505. Daß sie
irgend welche reformalionsfrenndUche Anwandlungen gehabt habe, ist
nichl bekannt, auch nicht wahrscheinlich. Siehe die Geschichte des Reichs-
stifts Rvlenmünster von Glatz im Freiburger Diözesanarchiv VI. S. 41.
HZ Jane Grey, Urenkelin Heinrichs VII., das unschuldige Opfer
ihres hochverrätherlschen Schwiegervaters, hingerichtet mit ihrem Gemahl
Gmlsord am 12. Febr. 1554.
Richtig Dauchingen.

gekannt zu haben. Dieser konnte, wenn er nach damaliger
Weise das Pfarrgut der Gemeinde zuwandte, die Gemeinde
leicht evangelisireu, und nach seinem Tod hatte der Abt darum
keinen Halt mehr und die Straßburger Ammeister behielten
1583 dartun den Zehndhaber von Allmannsweier für die
dortige Pfarrwitlwe zurück und setzten den ersten Prädikanten
ein. Bald darauf brachen 1588 die nassauischen Beamten aus
Lahr gewaltsam ins Kloster Schütter» ein und prügelten so-
gar den Prior durch. Daß hiebei religiöser Fanatismus mit-
wirkte, ist außer Zweifel.
Nicht besser trieben es die Geroldsecker als Kastenvögte
der Abteien Ettenheimmünster und Schütter». Es verbot des-
halb der Bischof von Bamberg als Oberlehensherr von Schüt-
ter» denselben, 1504, künftig an Klosterorten lutherische Prä-
dikanten statt katholischen Priestern einzusetzen, und sie sollen
ihren Kastenvogteid leisten, unzweifelhaft weil sie ihn über-
traten. Bitter beschwerte sich über diese Herrn Balthasar
Jmser, Abt zu Ettenheimmünster und sein Nachfolger Lorenz
Gutjahr; vergeblich hatte sein Vorfahrer Lorenz II. (Effinger)
mit dem Abt Conrad (Frick) von Schultern schon vor dem
Bauernkrieg um Erlösung von diesem vornehmen Raubgesindel
gebeten.
Von jetzt an schweigen die Akten über diese Zustände,
denn unter den schwachen Regenten des Deutschen Reiches, die
selbst wie ein Mapimilian 11. dem Protestantismus geneigt
waren, breiteten sich die Protestanten stets mehr gerade bei
uns durch die Braudenburgischen-Lothariugischen Wirren aus,
die besonders für Ettenheimmünster verhängnißvoll wurden,
indem der protestantische Bischof sich in kirchliche Angelegen
heilen mischte; und die nördliche Ortenau (Oppeuau und Ober-
kirch) von Württemberg vertragswidrig evangelisirt wurde.
Als die Theiluug zwischen Baden-Baden und Durlach
vorgeuommeu wurde, befahl der Markgraf Wilhelm allwärtö
katholische Priester einzusetzen, laut Erlaß vom 13. Oktober
1629, und es mußte der neue Pfarrer k. Josef Lacherer dem
Prädikanten, der noch 9 Wochen 3 Tag zu Friesenheim am-
lirt hatte, das Ratum bezahlen; jedoch hatte schon im Herbst
1628 Friesenheim einen katholischen Pfarrer in der Person
des obigen ?. Joses Lacherer erhalten, nachdem schon mehr
als 60 Jahre kein katholischer Pfarrer präsentirt worden
war, was mit dem sog. obigeil Herreuabschied von 1567
stimmt. Uebrigens gab man allseitig noch nicht die Hoffnung
auf, die Leute wieder zum alten Glauben zurückzusühreu, denn
1630 beschloß man gelegentlich eines Neubruchzehuds zu K'önd-
ringen, der Abt von Schultern solle davon drei und der dortige
Prädikant einen Theil nehmen, bis die Leute wieder katholisch
würden. Diese waren übrigens noch nicht so zahlreich, denn
sonst hätten sich die Lutherischen zu Diersburg, 'Friesenheim,
Heiligenzell, Oberschopfheim und Oberweier nicht mit einem
Prädikanten begnügt, den ihnen der Markgraf Wilhelm zuge-
staud, wenn sie ihn auf eigene Kosten erhalten wollen, was
sein Amtmann Sommervogel nicht hatte zugeben wollen (1648).
Es kann darum der böse Mahlbergische Amtmann Olisyi nicht
das Röder'sche Begräbnis; 1649 zu Oberweier zerstört haben,
da er erst später hier eintrat. Das Archiv S. 229 irrt sich
darum. Bei diesen Sachen war der lahrische Eppriester Rem-
steiu, Pfarrer von Haslach, betheiligt. Das Pfarrhaus wurde
zu Friesenheim dem katholischen Pfarrer 1654 übergeben, der
Prädikant erhielt eine Kompetenz von 22 Maltern Frucht und
12 Ohm Wein und die Hälfte des Etterzehnds; den Knope-
lern dagegen wurde ein eigener Prädikant verweigert; von
auswärts her durften sie sich pastoriren lassen, was bis 1665
dauerte, wo endlich ein Prädikant hinkam, und zwar auf Be-
 
Annotationen