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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 3.1886

DOI Artikel:
Brinzinger, Adolf: Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster, [12]
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Stengele, Benvenut: Inventuraufnahme bei den im Jahre 1803 dem deutschen Orden zugewiesenen Klöstern im Bereiche des jetzigen Königreiches Württemberg, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20205#0009

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Kirchen der alten Reichsstadt, vielleicht sind ihnen dann auch
unsere Notizen über die Paulskirche nicht ohne Interesse, zu
welchen wir das Material aus den Städten Stuttgart, Eß-
lingen, Tübingen, Ncgensburg, Augsburg znsannnenzutragen
die Mühe nicht gescheut haben.

Inventuraufnahm«
bei den im Jahre 1803 dem deutschen Orden zu-
gewiesenen Klöstern im Bereiche des jetzigen
Königreiches Württemberg.
Von ?. Benvenut Stengele, Or<Z. INIn. Lonv. in Würzburg.
(Fortsetzung.)
Kapuzinerkloster in Wangen.
Die Stadt Wangen hat 1800 katholische Einwohner
(400 Bürger), welche sich vom Landban nähren und liegt am
Fluß Argen. Das Kapuzinerkloster liegt außerhalb der Stadt an
der 'Straße, welche nach Lindau und Bregenz führt. Es be-
steht aus einer Kirche, 32 Zellen, 5 heizbaren Zimmern, einein
Speisesaal, zwei gewölbten Weinkellern ans zwölf Fuder, zwei
ungewölbten Kraut- und Obstkellern, einen: Baum- und Kraut-
garten. Der ganze Umfang beträgt 5 Morgen, wovon der
Garten zwei Morgen einnimmt.
Personalstand: 10 Patres, 4 UrnkreZ stuckenkes und
5 krnkreZ Inici; Guardian ?. Serenus Bonner ans Bibrach,
alt 48, Proseß 30. Ältester Pater 77, jüngster 25, ältester
Bruder 60, jüngster 30. Das ganze Personal ist gesund.
Übrigens steht das Kloster bei der Stadt als ein Werkzeug
in Kredit, wodurch die ganze Nachbarschaft herbeigelockt wird,
um Wirten, Bäckern und Krämern Absatz zu verschaffen, das
auch so sehr gelingt, daß an: Portiunkula-Feste ein einziger
Wirt oft 5—600 fl. Losung haben soll und daß an abgesetzten
Feiertagen nicht selten 2—3000 Menschen vom Lande in die
Stadt strömen, weßwegen diese vom sehnlichsten Wunsche be-
seelt ist, daß das Kloster und mit diesem der fromme Glaube
an dasselbe nie erlöschen möge.
Freiwillig haben sie ans Verlangen der Stadt, jedoch
gegen Verwilligung eines ansehnlichen Almosens, nachdem zwei
Kaplaneien dahier eingezogen wurden, folgende Offizia über-
nommen:
1. Einen Prediger ans Sonn- und Feiertage an die da-
hiesige Stadtkirche zu stellen.
2. Sämtliche Kranke im Hospital sowohl als in der
Stadt wöchentlich zweimal zu besuchen und auf Verlaugeu
Beicht zu hören.
3. Täglich in: Sommer und im Winter um 6 Uhr eiue
hl. Messe zu lese:: für die Dienstboten.
4. An Sonn- und Feiertagen eine hl. Messe zu lesen
um 10 Uhr.
5. Täglich zwei hl. Messen zu lesen in der dahiesigen
Hospitalkirche.
6. An Sonn- und Feiertagen eine hl. Messe vor der
Predigt in der Stadtkirche zu lesen.
Alle diese Dienste, welche zmm Teil auf Stiftungen ruhen,
und von den eingezogenen Kaplaneien sonst besorgt wurden,
werden gegenwärtig noch geleistet; nur die Stellung eines
Predigers an die dahiesige Stadtkirche hat durch die Baye-
rischen Organisationsdekrete ansgehört; und außerdem leisten
die Kapuziner ihrem Stande gemäß noch Aushilfe in folgenden
Gebieten: Als im Österreichischen, Deutschordischen, der Land-
kommende Altschhausen, Gräflich Wnrzachischen, wo ein Mann
beständig sich als Beichtvater aufhält, in: Gräflich Wolseggi-
schen, im Gräflich Zeilischeu, in: Gräflich Trauuischeu, im

Freiherrlich Ratzenriedischen, im Freiherrlich Sickensteinischs"'
im Fürstlich Dietrichsteinischeu (ehem. St. Gallischen),
Gräflich Quadtischen — sonst Abtei- und Stadt-JsnisckF"
Gebiete. In diesen Gebieten erhalten sie zum Teil bestiim"^
Almosen, zum Teil bestehen ihre Belohnungen darin, daß dick
Termin zugelassen ist, wie weiter unten Erwähnung gescheht
wird. Das Klostergebände einschlüssig des Gartens ist ange-
schlagen um 6000 fl. Nun besteht dahier noch eine eigens
Fabrik, wo das Kapuzinertnch verfertigt wird, wovon die gatzK
Provinz, in 17 Klöstern bestehend, beteiligt ist. Dieses Ge-
bäude mit allen Gerätschaften ist angeschlagen um 2000 P
und stehen also den sechs diesseitigen Kapuzinerklöstern hieran
zu 705 sl. Übrigens hat die Fabrik kein Vermögen. Die
ganze Provinz in 17 Klöstern bestehend hat ex DeZuko weilcnw
Herrn Pfarrers Gäsers an das gräfliche Haus Wurzach 3000 ch
zu fordern, welches zwar heute noch anerkannt wird, wovon
aber seit 100 Jahren keine Interessen bezahlt wurden. Man
will also nur den Anteil, welcher den sechs diesseitigen Ka-
puzinerklöstern vom Kapital zusteht, mit Weglassung der In-
teressen hier aussetzen mit 1052 fl. Die Fahrnisse betragen
1265 sl. 36 kr. Die Kirchengeräte betragen 1217 fl. 20 0-
Summe des Vermögens 11139 fl. 56 kr. Zu 60 hl. Messen
sind gestiftet, 500 fl. Zur Unterhaltung des ewigen Lichtes
400 fl. Die Lasten im Kapitalanschlage 900 fl. Demnach
bleiben an Vermögen 10 239 fl. 56 kr. Das Kloster hm
vom eigenen Vermögen keinen andern Ertrag als den voin
Garten, und dieser kann angeschlagen werden um 100 fl. Dann
die Interessen von 500 ft. Kapital, welches für 60 hl. Messet
gestiftet ist, ck 4 Prozent mit 20 sl.
An bestimmten Beiträgen erhielt das Kloster
1. Von der Stadt Wangen alles Rind- und Bratfleiscky
unbestimmt was gebraucht wird, unbestimmt — 600 sl. Alle-
Holz unbestimmt, beiläufig 80 Klafter Tauueuholz ck 2 fl. 45 kr-
220 fl. Dam: wird das Gebäude gauz vor: der Stasi
uuterhalteu und beträgt im Durchschnitt 50 fl. Zusammen
im Geldanschlag von der Stadt Wangen 870 fl.
2. Von den: Spital daselbst, an Geld und Naturalien 66 s -
3. Von der Grafschaft Wurzach an Geld und Getreide 98
4. Von der Stadt Wurzach an Getreide 12 fl.
5. Von der Grafschaft Wolfegg an Getreide und Karpfen
65 fl.
6. Von der freiherrlich Ratzenriedischen Herrschaft a"
Getreide und Karpfen 27 fl.
7. Von der gräflich Quadtischen Herrschaft zu Jsni a"
Getreide und Getränk 22 fl. 26 kr.
8. Von der Wallfahrt Pferrich an baaren: Geld 40 st-
9. Von den umliegenden Pfarreien für Hostien 100 ß-
Zu deu uubestimmten Beiträge:: gehört:
1. Der Termiu in den früher genannten Gebieten.
2. Das Geld, welches gewöhnlich für hl. Messen zu lest"
bezahlt wird, mit 550 fl. Summe der jährlichen Einkünfte
1970 fl. 26 kr. Jährliche Ausgaben 100 fl. Folglich bliebe"
ausschlüssig des Termins übrig 1870 fl. 26 kr. Noch zur Ze^
ist den: Kloster das bestimmte jährliche Almosen von alle"
benachbarten Herrschaften und ebenso von der Stadt Wange"
ungekränkt verabfolgt worden. Auch ist der Termiu, einige un-
bedeutende Ortschaften, die zu Wangen gehören, abgerechnet, bis-
her gestattet worden. Die Kapuziner glauben, daß so lange diest
Unterstützungen nicht aufhören, sie keinen Zuschuß nöthig habe"-
Wangen, den 22. Jänner 1804.
Wilhelm Mosthafs.
(Fortsetzung folgt.)
 
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