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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

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Wittmann, Patrizius: Johann Philipp von Gebsattel, [7]: erwählter Fürstbischof von Bamberg; (4. Februar 1599 – 26. Juni 1609)
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Brinzinger, Adolf: Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster, [23] Die Pfarrei Öffingen bei Cannstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0007

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weisnngsbefehl gegen die Prediger dieser Pfarreien erlassen
und katholische Priester für dieselben bestimmt wurden, sandte
der Landesherr, unter Beiziehung des Amtmanns von Burg-
kundstadt, eine Kommission in die bezeichneten Ortschaften,
durch welche die Würzburger Anordnungen in Vollzug gesetzt wer-
den sollten. Nun widersetzten sich die erwähnten Gemeinden mit
bewaffneter Hand. Zur Strafe dafür ließ ihnen der Fürst die
Waldgerechtigkeit entziehen, Handel und Wandel verbieten und
die Rädelsführer in Hast nehmen. Darauf antworteten die
verhetzten Gemeinden mit einer Klage beim Neichskammergericht.
Sie mußten sich jedoch fügen. Im Jahre 1604 verübten
einige Zeulner wieder neue Frevel, indem sie das Haus eines
Bürgers völlig verwüsteten. Bürgermeister und Rat ließen
die Übelthäter ungestraft. Der Vogt von Burgkundstadt nebst
den Bürgern, welche er von da nach Zeuln mitgenommen, zog
sich von dieser Ortschaft eilends zurück, als er mit Flinten-
schüssen am Eingang derselben empfangen wurde. Von Johann
Philipp dagegen wurden die Frevler zum Schadenersatz und
zu Strafarbeiten angehalten. Die Widerspenstigkeit in beiden
Pfarreien zu bewältigen, gelang jedoch erst seinem Nachfolger,
Johann Gottfried, und zwar nur teilweise und unter den
größten Schwierigkeiten. *") Bezüglich der Gegenreformation
hat demnach Johann Philipp als Landesfürst einen größeren
Eifer gezeigt, als man von einem Manne erwarten sollte, der
niemals Priester, geschweige denn Bischof war. Ohne Zweifel
hatte derselbe auch andere gute Eigenschaften. Für das bischöf-
liche Amt fehlte ihm aber der Berns und es ist wahrscheinlich,
daß er sich deshalb nicht weihen lassen wollte, weil er sich
dessen klar bewußt war. Auf die Fürstenwürde, welche nur
als ein Anhängsel des Bischofsamtes betrachtet werden konnte,
wollte er dennoch nicht verzichten. Schon diese Thatsache für
sich allein genügte, um ihn verdächtig zu machen. Als
im Jahre 1604 der Auditor der päpstlichen Nuntiatur zu
Prag, Paul Torelli, im Auftrag des Papstes uach Bamberg
kam, um Johanu Philipp bezüglich dieses und anderer Klage-
punkte zur Rede zu stellen, beteuerte der letztere, er sei un-
schuldig verleumdet wordeu, und erbot sich, aus das Bistum
Verzicht zu leisten; was ihm aber, wie die Folge zeigte, keines-
wegs ernstlich im Sinne lag.'") (Fortsetzung folgt.)

Geschichtliche Nöthen über einige iur Umfang
des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene
Pfarreien, Kirchen und Klöster.
Mitgcteilt von Kaplan Brinzinger.
(Fortsetzung.)
11) Die Pfarrei Öffingen bei Eannstatt.
Ältere Dokumente über deren Geschichte fehlen. In der Pfarr-
registratnr und in Konstanzer Archivalakten (jetzt in Notten-
burg) fanden wir jedoch einige seither unbekannte Nachrichten,
worüber wir im folgenden berichten werden.
Die Territorial- und Patronats-Herr-
schaft von Öffingen. Auf der Hochfläche zwischen dem
Neckar- und Remsthale, von Eannstatt etwa 4,5 Kilometer
entfernt, liegt frei und offen das freundliche katholische Pfarr-
dorf Öffingen (Uffingen, Effingen, Oeffingen) mit etwa
900 Einwohnern, worunter 80 Evangelische. Der Ortsname
ist erstmals erwähnt im Jahre 789 in dem Traditionenbuch
der Abtei Lorsch (an der Bergstraße); in dem sogenannten
Eockex principis oliin I^nuresllamermis abbatiae ckiplo-
-") Chron. dipl. G. d. F. B. B. im k. Kr. A. B.. Vlll. 13-15.
62—63; vrgl. Schematismus des Eb. B. 1876, S. 12?.
"b) Stnmpf a. a. O. S. 26.

makicus wird nämlich in x>u§o Kecl<er§c)^ve eine villu „Uf-
fingen" genannt, womit wahrscheinlich Öffingen gemeint sein
wird?) Im Uber ckecimutjonis von 1275 ist der „rector
von Oeffingen und Dünne" (— vom Thennhof, einem Filial
von Öffingen) unter den Zehnttributpflichtigen des Dekanats
Gruenbach (— Grimbach, OA. Schorndorf im Remsthal) auf-
geführt,") also war Öffingen schon damals eine selbständige
Pfarrei, mit einem Pfarrer (— R,ector ecclesiae) an der
Spitze. Schon seit Mitte des 13. Jahrhunderts gehörte, wie
die älteren Pfründbeschreibungen berichten, Öffingen als Freyg"t
zum Haus Wirtemberg und Vogteiamt Waiblingen. Als Al-
lodialbesitzung war nach vorhandenen Tausch- und Verkaufs-
Urkunden der Ort immer angesehen und stand außer dein
kaiserlichen Blutbann in keinerlei Lehensverband. Das Hans
Wirtemberg bezog Zehnten von einigen Morgen Ackers unk
übte die Territorialherrschaft aus „bis Eberhard der Greiner
am 11. Septbr. 1369 seine Burg und Dorf Hofen, das Dorf
Öffingen, die Vestin und das Dorf Mühlhausen an Reinhard
von Neuhausen gegen dessen halbe Burg Neuhausen ver-
tauschte."^ Von 1369 bis 1618, also im ganzen 249 Jahre
lang blieb jetzt eine Linie der Herren von Neuhausen iw
Besitz der Gutsherrschast Öffingen und hatte es inne „als ein
von ältesten saeLulm an mit aller einem jeden Reichsstand
angemessenen Landes- und Territorialhoheit auch in Religion-?-
sachen begabtes unmittelbares Rittergut" (Auszug eines Reichs-
tagsabschieds von 1555). Am 14. August 1618 verkauften
aber die Herren von Neuhausen ihre Besitzung Öffingen "w
42000 Gulden an das Domkapitel Augsburg, „wie eine vow
Kaiser Ferdinand gnädigst erteilte Kaufspacifikation sann
Blntbannsdiploma vom 3. Juni es bestätigt". H 6 Jahre naw
dieser Augsburger Besitzergreifung war das Normaljahr lN
Reformationssachen (nnnus ckecrekorius), und 1648 folgte
der westfälische Friede. „Kein Bürger in Öffingen durfte D
zu einer anderen als der katholischen Religion bekennen. Dw-
ju8 aclvocatiae et retentionig halte die Öffinger Territorial;
Herrschaft." H Das Patronatsrecht an der Kirche besaß da-
Kloster Adelberg. Schon 1255 bestätigte Konstanz dem Klostw
Adclberg seine Rechte an die Kirche in Öffingen. 1277 mach!
Wirtemberg den Hof des Klosters Adelberg in Öffingen stene^
frei. 1313 kaufte Kloster Adelberg von Swenegcr von Lichten
stein für 250 Pf. Hof und Kirchensatz zu Öffingen und law
so in Besitz des Patronatsrechts, welches mit Aushebung de-
Klosters in der Reformationszeit an die Herzoge von Wirtew-
berg überging?) In einem Lagerbuch des Klosters Adelbwü
von 1597 Folio 43 heißt es beispielsweise: „Die Pfarrpsrülu
zu Öffingen hat das Kloster Adelberg zu verleihen." ^) Herzog
Karl beruft sich sodann auf sein von Adelberg überkommen^
Kollaturrecht, als er am 7. März 1769 „die vakante Psarft'
Öffingen kraft des unserem Kloster Adelberg zustehenden ju^
collaturae dem Hofkaplan Franz Anton Michael Setze"
konferierte. Öffingen gehörte seit ältesten Zeiten immer
Bistum Konstanz, vor der Reformation zum Dekanat Eanw
statt, auch Schmidheimcr und Waiblinger Kapitel genau"'
nach der Reformation wurde es dem Landkapitel Eßlinge''
später Neuhansen, seit 29. Sept. 1818 dem Dekanat -Ltuttg-?
zugeteilt. Nach alter Tradition war es in ältesten Zeile
Filial von Schmiden, welches als ehemalige Mutlerkirche

0 Stalin, Wirt. Gesch. 1841, I. 303 und 386.
2) Freib. Diözes.-Archiv 1865, 65 und 68.
? K. Staatsarchiv Stuttgart..u„d Stalin, Wirt. Gesch. 3, 353.
<) Konstanzer Akten über Öffingen, jetzt in Nvttenburg be""
Bnchofl. Ordinariat. Faszikel 335.
°) Obcramtsbeschr. Cannstatt 1832, S. 181 und 1886, 124.
 
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