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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

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Brinzinger, Adolf: Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster, [23] Die Pfarrei Öffingen bei Cannstatt
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Litterarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0008
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Dtt-
>mngen daselbst einen Teil des Kleinzehnten bezog. Auch
^ Schmiden besaß Kloster Adelberg einstens das Patronats-
/cht. Durch die Herren von Nenhausen und durch das Dom-
^itel Augsburg blieb Össingen der katholischen Religion treu
galten inmitten seiner protestantischen Umgebung. Kurz vor
^ Reformation scheint auch das Kloster Salmannsweil in
H-mngen Güter besessen zu haben. „Im Jahre 1520 beschwert
nämlich der Abt von Salmannsweil bei der Bundes-
^Tierung des schwäbischen Kreises gegen Wolf von Neuhausen,
den Maierhof des Klosters zu Ösfingen widerrechtlich in
s flitz genommen habe, angeblich um sich für die Plünderung
^>Nes Dorfes Össingen durch den Bund zu entschädigen. Aus
Wie Beschwerde erfolgte ein von Montag nach convermo
^uli 29. Januar 1520 datiertes Schreiben der zu Augsburg
^'sammelten Botschafter, Hanptlente und Näthe des Bundes
^ Statthalter und Räthe in Stuttgart mit dem Ersuchen,
Iß von Neuhansen zur Zurückgabe des Hofes aufzusordern,
s^Agensalls her Bund selbst den Hof für den Abt in Besitz
^hmen werde" (K. Staatsarchiv in Stuttgart). In der Zeit
30sährigen Krieges wurden Versuche gemacht der neuen
Eingang zu verschaffen in Öfsinaen. Die Psarrherren

Hegnach und Neckarrems mußten abwechselnd an Sonn-
daselbst predigen, auch sollte der lutherische Abendmahls-
Wpfang jedem Öffinger frei stehen. Allein diese Einladungen
^iten keinen Erfolg, „weil man nicht wußte, wie es noch
?fhen möchte", b) Unter Herzog Eberhard III. erfolgte ein
(Jlaß von der herzoglichen Regierung, wornach fremde Aus-
^nder zum Predigtbesuch anzuhalten seien und nur ein Jähr-
ig als Beisitzer geduldet werden sollen. Hierauf verordnet
^ Augsburger Kapitel am 8. Juni 1650: „daß die un-
^Hvlischen Amtsangehörigen Manns- wie Weibs-Personen
Besuch des kath. Gottesdienstes anzuhalten seien". H Zur
Markung des alten Glaubens wurde ans Betreiben desselben
,.Ngsbnrger Domkapitels 1772 in Ösfingen ein kleines Fran-
^kanerkloster errichtet, worüber wir später näheres berichten
Zrden. 1803 siel Ösfingen bei der Säkularisation an die
Wvne Bayern, am 18. Mai 1810 durch Staatsvertrag mit
^Z)ern an Württemberg und zum Oberamt Cannstatt?) Die
'üärrstelle ist jetzt im königlichen Patronat.
X. L. Die Psarrherren zu Ösfingen seit 1619.
We Liste der älteren Herren ist nicht mehr sestzustellen. Seit
^19 hatte Ösfingen laut Psarrbüchernotizen folgende
0 Pfarrer:
^ 1) Mathias Zihler 1619—1620, geb. Neuhausen aus
^ Fildern, 1620 ckimissus. 2) Johannes Riegger 1621—1626,
zu Ehingen, Frühmesser geworden in Lauingen 1626.
Wendelin Hezer 1629—1649. 1644 versah die Pfarrei
^ Peter Klaus, gewesener Konstanzer Pfleger zu Eßlingen,
W penuriam sncerckotum 4 Jahre lang. 4) Konrad Darath
,.49— 1651. 5) Johann Jakob Ziegler 1651 — 1655.
W Michael Eblin 1655 —1656. 7) Franz Dirrheimer
,^56 - 1681. 8) Sebastian Eisenbarth 1681 — 1696.
W Theobald Steinmayer 1696—1722. 10) Johann Martin
Mele 1722- 1755. 11) Johann Debler 1755 — 1764.
1?) Joseph Gulde 1764—1769, vorher Kaplan in Donzdors.
J^) Michael Sei; 1769—1772, vorher Hofkaplan in Stutt-
^'t. 14) Jakob Jäger 1772—1776, vorher Hofkaplan wie
Zeiz. 15) F^nz Joseph Weiser Z (vorher ebenfalls Hof-
^hlan, 1785 sodann Pfarrer in Ningingen) 1776—1784.
o) Memminger, Oberamt Cannstatt 1832, 182.
') Konstanzer Ärchivalakteu.

^) Königreich Württemberg 1882, I. 105.
'') Seiz nnd Weiser, siehe Diözes.-Archiv

1884, 42.

3

16) Mathias Zihler 1784— 1822. 17) Andreas Steimle
1823 — 28, vorher Pfarrer in Dätzingen. 18) Joh. Bapt.
Schneider 1828 — 1849. 19) Franz Joseph Kränzle
1850—1871, jetzt in Jgersheim. 20) Jakob Jettinger seit
5. Juni 1871. (Fortsetzung folgt.)

Literarisches.
Geschichte der ehemaligen Benediktiner- und
Reichs-Abtei Zwiefalten von Or. Karl Holz-
herr. Stuttgart. Kohlhammer 1887. S. V und 182.
Preis 2 Mark.
Zu den berühmtesten Klöstern Deutschlands zählte die reichs-
unmittelbare Benediktiner-Abtei Zwiefalten im iviirttembergischen
Donaukrcis, gegründet im Jahre 1089 pon den Grafen Kuno und
Liutdold von Achalm und von dem berühmten Abt Wilhelm von Hirsau
am 29. September desselben Jahres mit 15 Mönchen besetzt. Aus
dieser Ansiedelung entwickelte sich — anfangs unter nicht geringen
Schwierigkeiten — eine fruchtbare Pflanzstätte materieller und geistiger
Kultur, aus welcher Jahrhunderte lang segensreiche Einwirkungen auf
weite Kreise hervorgegaugen sind. Anerkannt war die Ordnung und
gute Zucht, welche im Kloster im allgemeinen herrschte und selbst in den
unruhigsten und trübsten Zeiten nie so tief,,sank, wie in vielen anderen
Klöstern, weshalb ihm viele Mönche als Äbte, Prioren, Novizenmeister
in andere Bencdiktincrklöster Deutschlands, der Schweiz, ja selbst nach
Böhmen (Kladrau) zu Ncformzwecken entnommen wurden. Zwiefalten
war eine Heimstätte für die Wissenschaften und Künste, namentlich
Malerei, Goldschmiedekunst und Musik. Seine eigene und die von ihm
später in Ehingen und Nottweil geleiteten Lehranstalten standen in An
sehen. Die Seelsorge übte es in zehn ihm zugehörigen Pfarreien aus.
Entsprechend dem Erfahrungssatze: „Unter dem Krummstab ist gut
wohnen", erfreuten sich die 5000 Unterthauen eines milden, für ihr geist-
liches und leibliches Wohl besorgten Regiments.
Die reiche äußere und innere Geschichte dieses Klosters hat un-
geachtet des bedeutenden handschriftlichen Materials, das sich trotz aller
Ungunst der Zeiten erhalten hat, seit Sulgers 1690) Annalen keine
ausführlichere Bearbeitung mehr gefunden. Es war darum ein ver-
dienstliches Unternehmen des Herrn Professors a. D. 1)r. Holzherr
in Heidelberg, eines geborenen Württembergers, welcher sich durch seine
Geschichte der Reichsfreiherrcn von Ehingen als Geschichtsforscher schon
vorteilhaft bekannt gemacht hat, das; er der nicht geringen Mühe sich
unterzog, eine dem heutigen Standpunkt der Forschung entsprechende
Monographie über Zwiefalten auszuarbeiten. Rücksichten auf den hier
verstatteten Raum verbieten es, in einem Auszug dem Leser ein Bild
von dem reichen Inhalt der Holzherrschen Arbeit zu geben: dieses ist
bereits in den Nummern 187—193 „des „Deutschen Bolksblattes" 1887
geschehen. Hier mus; eine kurze Übersicht über die sieben Abschnitte
genügen, in welchen der Verfasser die Geschichte Zwiefaltens abhandelt.
Der erste Abschnitt giebt ein genaues Verzeichnis der Quellen und
Hilfsschriften zur Geschichte des Klosters. Es ist früher schon in den
„Studien aus dem Benediktinerorden" 1887, 2. Heft, erschienen. Der
zweite Abschnitt „handelt von der Gründung des Klosters; der dritte
von den ersten Äbten bis zur Verbrennung desselben 1247 und von
der ersten Blüte namentlich unter Abt Ulrich (1095—1139); der vierte
von dem Wiederaufbau 1249 bis zum Eintritt der wiirttcmbergischen
Schutzherrschaft im Jahre 1491 und von dem tüchtigen Abt Georg II.
Fischer (1474—1514), welchem das Kloster seine zweite Blüte und die
innere Festigung verdankte, welche es in den nahen Stürmen der Refor-
mation anshalten lies;. In diesem Abschnitt wird auch die Pflege der
Wissenschaften im Kloster von der Mitte des 13. bis zum Ansang des
16. Jahrhunderts geschildert. Der fünfte Abschnitt führt die Bedräng-
nisse während der Neformationszeit, im Bauernkriege und dreistigjährigeu
Kriege vor. Ans dem vordem von 10 000 Menschen bewohnten, jetzt
entsetzlich verwüsteten Klostergebiet lebten beim Abschluß des westfälischen
Friedens kaum einige Hunderte. Im sechsten Abschnitt lernen wir die
merkwürdig schnelle Erholung des Klosters kennen, das rasch einer dritten
Blüteperiode entgegeneilt, die bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts
dauert und während welcher es 1750 die volle Reichsunmittelbarkeit
erlangt. Mit dem Aufblühen der von Zwiefalten mit großer Munifizenz
unterhaltenen Lehranstalt in Ehingen trat diejenige im Kloster selbst
zurück und zeigt sich auch eine Abnahme der schriftstellerischen Thätig
keit, welche jedoch um 1750 wieder steigt. Ihr Hauptvertreter ist der
außerordentlich fruchtbare Schriftsteller 1'. Magnoald Ziegclbauer, ge-
boren zu Ellwangen 1689, 7 1750, Verfasser u. a. der epochemachenden
llistoria rei literariae Orck. „8. Leneckictl itt 4 Foliobändett. Der
siebente Abschnitt schildert die Äbte von 1750—1802, die Bedrängnisse
des Klosters in dem französischen Kriege von 1796—1801 und die Säku-
 
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