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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

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Litterarisches
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0009

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larisation mit ihren traurigen Details. Aus dem Anhang ist hervor-
zuhebcn die Beschreibung der 1738—1753 im Barockstil erbauten Kirche.
10<H8 Meter lang, mit Kuppel iibcr der Vierung und zwei Türmen
über dem Hauplportal gehört sie zu den größten in Süddeutschland.
Thätig waren am Bau und seiner Ausschmückung die auch anderwärts
geschätzten Baumeister Fischer von München, der Stukkator Feuchtmayr
aus Augsburg, die Maler Nikolaus Guibal und Gebrüder Josua und
Bartholomäus Scoddi ans Stuttgart, Johann Spiegler (Kuppel, Decken
und Hochaltar) und Herrmann von Konstanz, Januarius Zick aus
München und Meßmcr von Hvhcntcngen. Die kostbare, viel von Ge-
lehrten ausgesuchte Bibliothek bewahrte 466 meist im Kloster selbst ge-
fertigte Handschriften vom 8. Jahrhundert an, darunter 62 mit Malerei
geschmückte, und 762 teilweise sehr seltene Wiegendrucke. Der von
?. Gabriel Haas 1794 verfaßte Katalog hat nicht weniger als 1224
cnggeschriebcne Seiten. Der größere Teil der Klostcrbücherei ist jetzt der
K. öffentlichen Bibliothek, der kleinere der K. Privatbibliothck einvcrleibt.
Das alles ist nun von vr. Holzherr objektiv mit der ihm eigenen
Accuratesse und Sauberkeit iu angenehmer, den Leser nicht ermüdender
Schreibart mit großer Erudition abgehaudclt. Oft, so scheint es dem
Leser, hätte er gern statt des Hinweises aus die Quellen mehr Stoff
gegeben, aber er mußte sich Reserve anferlegcn, um den Umfang des
Buches nicht zu sehr zu vergrößern. Lobend ist besonders anzuerkenncn,
daß die kulturhistorische Seite, soweit es die Quellen ermöglichten, ge-
hörig Hervorgeboben wurde; noch ausgiebiger ist die Litteratnrgcschichtc
bedacht und sind die kunsthistorischen Notizen zutreffenden Orts nicht
vernachlässigt. So ist denn durch diese mit liebevollem Fleiße bearbeitete
gediegene Spezialschrift, was schon Böhmer nachdrücklich gefordert hat,
ein weiterer schätzenswerter Baustein für die Oermnuln sacra und für
das nahe (1889) achthundertjähricsc Jubiläum der Gründung
Zwiefaltens eine würdige Festschrift geliefert worden. Sic darf, zumal
bei ihrem billigen Preise, allen Freunden der Kirchen-, Kultur- und
Kunstgeschichte, vorab in Schwaben, namentlich aber den Landkapitels-
bibliotheken zur Anschaffung (und — Zirkulation) warm empfohlen werden.
Schließlich noch einige ergänzende Bemerkungen. Die Seite 2 der
Schrift erwähnten wertvollen Totcnbüchcr des Klosters sind inzwischen
von 11r. Banmann iu den XecroIo§. Oerman. I p. 240—268 korrekt
ediert worden. S. 20 lies inonasl. statt monnrt. Ob der nach S. 20
und 170 von Berthold von Sperbcrscck aus dem hl. Land gebrachte
und 1102 den» Kloster geschenkte Krcnzpartikel, weiterhin der Kreuz-
Partikel in einem romanischen Vortragckrcnz, den Otto von Steißlingen
vom Patriarchen von Jerusalem erhalten hatte, die von demselben Otto
geschenkte, viel begehrte Hand des hl. Stephanus, der aus Hirsau über-
tragene Leib des hl. Aurelius und andere Reliquien sich noch in Zwie-
falten befinden, ist nicht gesagt, ja aus der Fassung des Textes S. 170
das Gegenteil zu erschließen. Nach „Königreich Württemberg, heraus-
gegcbeu vom statistischen Landesamt", 1886. Bd. III, S. 748 jedoch sind
sie dort noch vorhanden. Die von der Klosterfrau Hedwig Gräfin von
Dillingen ('s 1138) geschenkte »palln altarls ruben auro rnckinns mnje-
state Del et 8. 3. /Vpo8toloruin ekügäebug ivtertexta» wird S. 30
allgemein als ein langes Gewand „zum Kirchcnschmuck" bezeichnet. Da,
obwohl für die Altartücher Leinwand vorgeschriebe» war, damals bis-
weilen auch kostbarere Stoffe, wie Seide, verwendet wurden, wird diese
palla vielleicht als Altartttch, wahrscheinlich aber als nrttipenclium, —
die »rnappula auro ümbrintn- (S. 31) derselben Stiftern! wahrschein-
lich als Korporale oder Altartuch aufzufassen sein (vergl. A. Schund,
der christliche Altar S. 208—216; S. 116 und 124 ff.). S. 30 werden
die von dem Mönch Levpardus (1123), welcher Maler, Glasmaler und
Sknlptor war, gefertigten plennria nach Sulgers Annalen als Wasch-
becken, nach Herrgotts veter. cki3cip1. monast. I. 83 als „Kirchcnzierateu,
cap8ae" erklärt. Sie können aber auch kunstreiche Deckel für liturgische
Evangelienbücher gewesen sein, welche plenarin hießen. S. 67 fehlt
das Datum der Schutzbulle Pius II. S. 126 ist das Datum für den
westfälischen Friedensschluß 1649 statt 1648 ein Druckfehler oder Inpsus
calami. S. 153 erscheint der angsbnrgische Stuecator Fenchtmayr mit
dem Vornamen Taver. S. 170 als Joseph. Der ebendort genannte
Mcßmer aus Hohenteugen heisst mit dem Vornamen Johann Georg;
er malte auch u. a. für die Präinvustratenserkirche Weissenau 1767 bis
1768 drei Altarblütter. —..Zweckmäßig hätte dem Anhang ein über-
sichtliches Verzeichnis der Äbte samt ihrer Regicrungszcit beigegeben
werden können. Ganz besonders aber muß immer und immer wieder
von seiten der Kritik für derartige historische Publikationen auch müßigen
Umfanges in Anbetracht der reichen Fülle von Detailangabcn auf die
Herstellung von genauen Orts-, Personen- und Sachregistern gedrungen
werden. Durch die dem Fachmann dadurch ermöglichte raschere und
genauere Ausnützung wird der historische Stoff erst recht flüssig gemacht
und der Wert solcher Schriften hiedurch wesentlich erhöht.
Bavendorf. Pfarrer K. A. Busl.

Das so zeitgemäße Missionshaus St. Otliil
(Post Türkenfeld, Bayern) für Deutsch- O st a i r ^ ^
und der erstmals pro 1888 erscheinende '
Ottiliens - Miss ionökalender
Verdient schon jeder gute Kalender die Unterstützung der
likeu, um so mehr ein solcher, der von einem Hause ausgeht, dei>
alleiniger Zweck in der Ausbildung und Aussendung v
Missionären besteht. ^
Schon jetzt ist durch besondere göttliche Hilfe die erst seit i" >
bestehende Genossenschaft im stände (mit Gutheißung der Propaga"
elf Missionäre und vier derselben Genossenschaft affiliierten
sionsschwcstcrn nach den deutschen Gebieten Ostafrika'-'
entsenden, um dort den Samen des göttlichen Wortes unter den ar'i ,
Schwarzen anszustrcuen. Die erste Station wird iu einem U.'!.,,,
baren Landstrich nahe der Küste errichtet. Die Ausrüstung der
näre umfasst nur das Notwendigste und besteht in Kleidern, Bucw^,
Stoffen, Werkzeugen für verschiedene Gewerbe, Ackergeräten u.
Der Kostenaufwand ist ein bedeutender. Als Tag der Abreise war
11. November festgesetzt. Nach dem feierlichen Abschied wurden
Missionäre iu Prozession zur Bahn geleitet und begaben sich unmittel
nach Altötting, wo sie sich noch dem Schutze der Himmelskönigin .
pfählen, und setzten dann die Reise nach Rom fort. Dort wurden >
dem heiligen Vater vorgestcllt, um seinen Segen zu empfangen, '
verweilten daselbst einige Tage. Am 20. November schifften sie stw
Brindisi zur Fahrt nach Sansibar ein. ,
Wir schließen mit den ermunternden Worten unseres heiligen ViP..
Leo XIII. in seinem Rundschreiben vom 3. Dezember 1880 an die B>E
des Erdkreises, in welchem er bei einer Stelle, die von der Unterstütz)'
der Missionen handelt, denselben zuruft: „Geben wir uns alle M''
den Missionen wieder jene Hilfsmittel zu verschaffen.... einerseits ^
Verkündigung des Evangeliums, anderseits die Gebete und Almosen u
frommen Gläubigen. Die Wohlthätcr werden durch ihre Gebete
Almosen wahre Gehilfen der in der Ferne wirkenden apostoliw'^
Männer und machen sich zu Genossen ihrer Arbeiten und ihrer ^
dienste. Sicherlich wird der reichste Lohn jenen erwarten, der mit euu '
wenn auch bescheidenen Geldbeitrag und mit frommen Gobey '
womit er die Gabe begleitet, die hl. Missionen unterstützt. Umsoim' ^'
da er dadurch verschiedene Liebeswerke auf einmal verrichtet und so ,
Gehilfe Gottes bei der Rettung der Seelen wird — was die hl. 2>a
das göttlichste aller göttlichen Werke nennen."

u>"

Miszellen.
Allotria. Große Gelehrte trieben und treiben zuweilen
Zeitvertreib allerhand gelehrte Allotria, in welchen vermutlich ihr Ge>
von der Hauptarbeit ausruhen wollte. So schrieb der berühmte Hech^
bergcr Pandektist Thibant in seinen Mußestunden „ü ber die R e' „
beit der Tonkunst"; und der bekannte Kanonist und Gering'
Georg Philipps, der Mitbegründer der „Histor.-politischen 24v(
schrieb in seinen „vermischten Schriften" neben einem Aufsatze „über ^
Herrlichkeit und Ehre der Wissenschaft" eine Abhandlung „über
Ursprung de r Katze n m usike n" (!); der geistreiche Romanist Jhci"'
über das „Trinkgeld" rc. Ileck-
Dcr Schwarze. Als einstmals ein Pfarrer seiner Geweih
verbot, den Teufel nicht bei seinem Namen zu nennen, riet er ihn«-' '
denselben einfach immer bloß den „Schwarzen" zu heißen. Ein Ba>'
kam nun bald daraus eines Morgens zu seinem A m t in ann, we>o>
mit seinem Familiennamen Teufel hieß, und sagte zu ihm: „G'G
Morgen, gestrenger Herr Schwarz!" — „Kerl", sagte der Aintwa)!
„bist du toll?! weißt du nicht, wie ich heiße?" — „Oh ja!" versetzt^
Bauer, „ich weiß es wohl, aber ich darf den Schelm nicht nennen."
Lecb- ^



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