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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

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G., A.: Das Kloster und die Klosterkirche in Neresheim, [2]
DOI Artikel:
Vochezer, Joseph: Kleine Beiträge zur Geschichte einzelner Pfarreien: Absolution Beerdigter in der Pfarrei Einthürnenberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0013

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8

Beschützer der Kirche" durch sich selbst wurde, sei es iu
Frankreich, wo Calvin die „echte" Religion zu verbreiten
suchte. Und was nutzte denn das Rauben und Stehlen?
Machte es die Räuber reicher? Der Vater der Reformation
selbst leugnet dies, und sagt: „daß sie in den Gütern der
Kirche nur eine Quelle der Armut fanden", und wendet an
die Fabel von einem „Adler, der von dem Altäre Jupiters
diesem Gott geopferte Fleischstücke stahl, aber zugleich auch
eine glühende Kohle mit sich nahm, welche sein Nest in Brand
steckte". Und der „Beschützer der Kirche" in England rief
ans: „wahrlich wenn diese Vielfraße den Braten verschlungen
haben, verschlucken sie auch die Schüssel noch und mein ganzes
Reich würde nicht genügen, ihren Wanst zu stopfen". Gewiß
zwei unparteiische Urteile über die Wahrheit des Satzes „Un-
recht Gut, thnt nicht gut!" Die Äbte unseres Klosters zur
damaligen Zeit waren Benedikt I., Meinrad und Benedikt II.
Es war die Zeit der schwedischen Invasion. Die schwedischen
Generale erhielten bekanntlich vom König für erwiesene „treue"
Dienste Klöster und sonstige Stiftungen. Neresheim fiel dem
General Lorenz Hoskirch zu, nachdem es durch den schwedischen
Reichskanzler Oxenstierna als Kriegsbeute erklärt worden war.
Dieser schwedische Reichskanzler stiftete bekanntlich einen Bund
der protestantischen Städte. Zu jener Zeit war das deutsche
Nationalgefühl so tief gefunken und ist — venia, veibo —
die deutsche Charakterlosigkeit so hoch gestiegen, daß die Fürsten
ihn „nnlerthänigst" baten, das Direktorium des Bundes
zu übernehmen, ihn, der in seiner „Bescheidenheit" nur so
weit ging, das Kurfürstentum Mainz zu begehren.
(Fortsetzung folgtZ

R leinr Beiträge zur Geschichte einzelner Pfarreien.
Von vr. Vochezer.
Absolution Beerdigter in der Pfarrei Einthürnenberg.
1349. August 22. Konstanz. Bischof Ulrich von Konstanz
absolviert als hiezu beauftragter päpstlicher Kommissär alle
Geistlichen und Laien der Pfarrei Einthürnenberg, welche als
Anhänger Ludwigs von Baiern in die über denselben und
dessen Helfer verhängten kirchlichen Zensuren gefallen und ohne
Lossprechung von denselben aus diesem Leben geschieden waren,
von diesen Zensuren, wenn die Betreffenden bei ihrem Tode
Zeichen der Neue gegeben haben, und macht sie teilhaftig der
Gebete und Fürbitten der Gläubigen.
Ullricus, Dei ^rakia epDcoprm 0on8tantien8i8, com-
mi88ariu8 acl intra 8cripke a 8ecke ap08to1ica 6epukaku3,
clilecko in Ollri.8to plebano in Onclurnon -ralukern in eo,
hui e.8k omnium vera 8alu8. Dx parke Ludclikorurn 8eu
paroclrianorum eccle8ie paroclnali.8 in Onclurnon N03kre
clioece8i8 nodm e8k inkirnatum, c^uocl nonnulli clerici, ec-
cle8ia.8kice pergone, 8eculare8 ac re§ulare8, ek la^ci ukri-
u8c^ue 86XU8 in villa, eccle8ia, 8eu parocllia preüicki.8 ek
intra ip8iu8 paroclrie lirnikL8, cpii pro eo, cpiocl cpionclarn
Duclovico cle Ilavaria po3k et contra proce.88U8 aclver8U8
eunclem Duckovicum ac tau(k)ore3, con8iliakore8, auxilia-
tore8, complice.8 et 8eciuace8 ip8iu8 ac aclllerenke8 eiclern
auckorikake apo8kolica cluclnrn 5ack08 et lladiko8, acllle8e-
runt eic^ue auxiliurn et con8iIium Ueckerunk et cuin eo,
prekerc^uocl in crirnine parkicipuverunk, excornmunicationi8,
8U8pen8ioni8 et inkerclicki 8entenkÜ8 kenedankur a8tricti,
non odtento deneticio ab>8olukioni8 8uper Uuju8Mocli 8en-
tenti.8 6e meckio 8int 8udlaki, cpioclczue eorum corpora
alic^ua in carnpm et extra c^miteria, ac ali^ue in eccle-

8Ü8, c^ miterii8 et intra Iimite3 parocllie preckicke 8unt
Zepulka. ^uare pro parte eorurnckern cletunckorum
8epuItorum nobi8 llurniliter suerat 8upplicatum, ut ec>s
auctoritate 8ecki3 apo8toIice, nobi8 cle8uper comrni88L, ab
I>uju8mo6i 8ententÜ8 ab8olvere et lldeliuin orakionibuZ
alii8<^ue 8uflraZÜ8 acl juvari sacere Ui^noremur. Xo8 nt'
tenclente8, c^uock sicuk errunkibu8 6IÜ8 no8 ckecet ex PN'
terne caritati8 ollicio rnanuni levarninm exllibere, ut ne!

8aluti8 viarn reckucantur, 8ic etiam convenit, ut ei8, czu>
ex lloc 8eculo tran3ierunt, opem 83lutari8 auxilii inpew
6arnu3, omne3 et cin§ulo8 lluju8mocli cIerico8, ecclesin'
8tica8 per80N38, 8ecul3res et reguläres ac la^coZ utrius-
<gue 8exu8, ciui ut preclicitur, Ii§aki premi88i8 8enkenkil6
in villa, eccle8i3, 8eu parocllia, pretaki3 et inlra eju8 1iM>'
te3 clece88erunt, 8eu 8unt 8epulti et ciuibu8 kamen 8i§ntz
poenitentie apperuerunt in rnorte, ab omnillus lluju8moe>t
8ententÜ8 8ecunckum lorrnam ecc1e8ie etiam all8oIvirnu5,
ip808^ue 5acimu8 llclelium orationibu8 a1Ü8ciue ZutlraZil^
acljuvari, Uummoclo alic^uick canonicum non ob8i8kak, Pvch
8entcm per tenerem. Datum Oon8tantie anno clornll^
mi1Ie3imo ccc XD mo nono XI. Kal. 3ept. Qriginal iv
der Pfarrregistratnr zu Einthürnenberg.

Zum näheren Verständnis dieser Urkunde bemerken wir''
Am 23. März 1324 wurde über Ludwig von Bayern von
Papst Johann XXII. der Bann ausgesprochen ; am 9. Apt^
1327 geschah dies auch über einige genannte Anhänger Lud-
wigs. Am 27. Januar 1330 erneuerte der Papst das Verbot,
Ludwigen zu gehorchen. Auch unter Papst Benedikt XII., dein
Nachfolger Johannes XXII., blieb die Exkommunikation über
Ludwig verhängt. Benedikts Nachfolger, Papst Klemens
erließ unter dem 12. Februar 1343 eine neue Bannbulle-
Derselbe verhängte am 13. April 1346 abermals in sehr gH
schärften Ausdrücken über den Kaiser den Dann, welcher ich'
mehr gelöst wurde. Trotz des Bannes hielten aber viele geiN
liche und weltliche Herren zu Ludwig. Am 13. Juni 1331
hatte sick auch Truchseß Johannes von Waldbnrg verpflicht^,
Ludwig dem Bayer zu dienen, ewig bei ihm zu bleiben
ihm zu warten mit feinen Festen und mit all seiner Macht'
Da Einthürnen zum Gebiet des Truchsessen Johannes gehörte,
so wurde cs eben damit auch auf die Seile Ludwigs bC
Bayern gezogen, verfiel damit aber auch den geistlichen Slrasti',
welche über Ludwig und feine Anhänger verhängt wordc>'
waren. Diese waren Fnterdikt über die Pfarrei und Exko"^
munikation über alle Angehörigen derselben, welche ihrr>"
Herrn, dem Truchsessen von Waldbnrg, und mit demsell'O'
Ludwig dem Baver anhingcn. Da der Diözesanbischos Nikolaus
von Karzingen ans seile des Papstes war, das Patronach
recht in Einthürnen den Herren von Schellenberg zustand, tz'
ist nicht zu zweifeln, daß in Einthürnen meistens, wenigst^
von den betreffenden Pfarrern, den geistlicben Befehlen
horsam geleistet wurde. So kam es denn, daß dort manä"'
Verstorbene nicht in geweihter Erde begraben wurden. Ä"'
II. Oktober 1347 starb Ludwig der Bayer. Wahrscheinlw'
war schon vorher Truckseß Eberhard von Waldburg, be>^
Einthürnen damals gehörte, von Ludwig zurück und ans st'^
Karls IV. getreten. Jedenfalls befand er ficb anfangs 1^'^
bei letzterem. Daher hatte es jetzt keine Scknvierigkeit nielN
an den Bischof von Konstanz, Ulrich v. Pfeffcrhard, welck^
vom Papst das Bistum Konstanz nebst verschiedenen Abfol>'
tionsvollmackten erhalten hatte, die in obiger Urkunde aNill''
gebene Bitte zu stellen und deren Gewährung zu erhalten.

Stuttgart, Buchdruclerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Bolksblatt".
 
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