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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

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Wittmann, Patrizius: Johann Philipp von Gebsattel, [3]: erwählter Fürstbischof von Bamberg
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Brinzinger, Adolf: Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster, [25]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0023

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dem Fürstbischof, wie dem Weihbischof daselbst die ernstesten
Vorstellungen über ihr Verhalten machen.
Der Herzog hielt sich als katholischer Neichsfürst und
zumal deshalb hierzu berechtigt, weil der Stifter des Bistums
Bamberg, der hl. Kaiser Heinrich II., dem bayerischen Herzog-
tum entstammte. Fürstbischof Julius war mit der Sendung
des Propstes König einverstanden und teilte diesem eine Reihe
von Klagcpunkten ^) gegen Johann Philipp mit, deren Rich-
tigkeit von zwei Bamberger Domherren, Johann Gottfried
von Aschhausen und Sebastian Schenk von Staufsenberg, be-
stätigt wurde, nämlich:
„1) der Fürstbischof glaube kein Fegfetter:
2) Fasten halte er für Menschengedicht;
3) Keuschheit bezeichne er als unmöglich:
4) Konkubinen betrachte er als Eheweiber;
5) Festtage der Heiligen habe er aus dem Kalender be-
seitigt ;
0) er sage, ehe er zum Priester und Bischof sich weihen
lassen wolle, gedenke er etwas anzufangen, wovon man singen
und sagen solle;
7) die Pfarrer fänden von ihm lutherischen Edelleuten
gegenüber keinen Schutz;
8) Irrgläubige würden als Taufpaten zugelassen;
9) wer nicht beichten und kommunizieren wolle, könne es
nngescheut unterlassen;
10) Irrgläubige dürften durch Prädikanten sich trauen
lassen und daun in Bamberg Hochzeit halten;
11) Johann Philipp besuche nicht mehr die Vigil;
12) den Papst hasse er aufs tiefste;
13) ebenso die Jesuiten. In einer Komödie habe man
den Teufel in Jesuitengestalt auftreten lassen;
14) auf das tägliche Messelesen halte Johann Philipp
nichts; einmal in der Woche sei nach seiner Meinung genug;
15) in Forchheim habe er die Schloßkapelle in einen
Saal umgewandelt;
16) die Schloßkapellc in Giech in eine Schlafkammer
nebst Abort;
17) derselbe halte nichts von den Heiligen überhaupt;
18) insbesondere auch von Unserer lieben Frau;
19) baufällige Wallfahrtsorte lasse er nicht wiederher-
stellen unter dem Vorgeben, er wolle sich der Abgötterei nicht
teilhaftig machen;
20) er habe befohlen, die Bilder sollten von den Altären
weggeschafft werden;
21) an die Altartafel der Kammermeisterin habe er an
die Stelle des Bildes Unserer lieben Frau das Wort Jehova
setzen lassen;
22) Wallfahrten zu den hl. Gräbern wolle er nicht dulden:
23) ausgeschaffte Irrgläubige nehme er wieder auf;
24) sein Hofnarr lösche in der Kirche die Kerzen aus
mit dem Beifügen, sein Herr sage, man solle dem Tag die
Augen nicht ausbrennen;
25) ebenso äußere der Hofnarr, man solle Kruzifixen
und Heiligenbildern keine Ehre bezeugen, denn sein Herr sage,
sie seien bloß Holz und Stein;
26) Johann Philipp stehe im Bunde mit lutherischen
Fürsten;
27) seiner Schwester habe er den Habermann , >mt
Silber beschlagen, als ein köstliches Kleinod verehrt;

'-") Instruktion vom tt. November 1608 (s. Stumpf a. a. O.
S. 20).
Stumpf a. a. S. 29—32.
'-'") Vermutlich ein häretisches Andachtsbuch.

28) zum „Vater unser" habe er die Worte gesetzt-
„denn Dein ist die Kraft, die Macht und die Herrlichkeit" ^
29) keusche Priester fänden bei ihm keinen Platz; Kow
kubinarier dagegen seien ihm lieb und wert;
30) lutherischen Predigern sei gestattet, ihren Kranken
das Abendmahl zu spenden;
31) in der Goldwoche seien fremde Fürsten mit neun
Trompetern von den 13 begleitet worden, welche Johann
Philipp unterhalte;
32) Hofjunker und Kammerknaben habe derselbe in großen
Zahl;
33) von diesen werde am goldenen Sonntag öffentlich
! Fleisch gegessen;
34) Dr. Scheufelin werde, weil er katholisch geworden,
nicht als Rat angenommen;
35) bei seinem Wappen habe der Fürstbischof Stab und
Kreuz beseitigt wissen wollen, weil das Narrenwerk sei."
(Schluß folgt.)

Geschichtliche Notizen Liber einige im Umfang
des jetzigen Tandkagitels Stuttgart gelegein'
Pfarreien, Riechen und Rlölter.
Mitgeteilt von Kaplan Brinzingcr.
tFortsepuug.)
D) Einige berühmte Tote von Öfsinge n-
Der früher unmittelbar an der Kirche gelegene Gottesacker zN
Öfsingen ist 1830 in die Nähe des Pfarrhauses verlegt und
vergrößert worden, er wurde am 11. Juli 1830 von Pfarrer
^ Schneider von Offingen cingeweiht. Daselbst liegen begraben
, folgende auswärtige merkwürdige Persönlichkeiten laut Toten
buch des Pfarramts Öfsingen, da bis 1806 öfters Katho'
liken von Stuttgart und Ludwigsburg sich hier beisetzen ließen-
1) 1678 17. August obiit 3tut§ardiae ^.ulae pi^'
toris uxor Domina iVIaria Orueber(in) cum licentia 5^'
rcmZsimi Ducis Iiuc ducta et ritu catbol. 8epu1ta.
2) 1681 31. Jan. Johann Franz Dürrheimer tbeoD'
^iae Laccalaureu8 , juris Eanonici Landidatu8 et Earn^'
rariu8 capituli ^eullusani. (Pfarrherr in Öfsingen voN
1656—81).
3) 1681 19. Juli Johann Friedrich Gruber, Hofmaler'
gestorben in Stuttgart.
4) 1692 22. Jan. Sebastian Draiscnberger (Lieutenant^)'
obiit in Lcbmiden.
5) 1696 5. März obiit Johann Sebastian Eisenbartb'
per 15 circiter anno8 parocbu8 Oelün§en8i8.
6) 1708 21. Jan. ?mna De1icit38 de kave, praen^'
biÜ3 et §enero3a domina, uxor Domini Dmmanuelm Dudo
vici de Dbonbarmen, mortua Narbäcbii ex lebri ma1i§nw
8epulta in ecclema navi in medio e re§ione catbedrae.
7) 1711 12. Oktober. D83lin§a Imc vectu8 terr<^
mandatu8 e.8t Oari38imu8 Dominrw )oanne8 Viku8 DoD
man. blevmi. Eapituli Eatbedralm 0on8tantien8i8 pra^'
lectu8 D88lin§en8i3, patria vero Dl6n§en8i8, ^uatridr^
ante D88lin§ae mortu3 aetati8 8uae zz.
8) 1715 I.März. 8tut§ardia buc vecta in coemeter^
sepulta e3t peri1Iu8tri88ima et §enero8L IIarom38a de Suö'
land, conjux Eapitanei Duci3 VVürtember§en8i3 de Su^
land, nata IZaroni88a de Ebordenbacb Lel^a, mulier. r>
relertur, incomparabiliter 8pecio8a, aetati8 8uae circiter 2
pÜ38ime in cbri8to obiit. ^
!)> 17l9 9. Sept. 8epuitu8 e8t in coemeterio ad iatn-''
 
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