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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

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Wittmann, Patrizius: Johann Philipp von Gebsattel, [4], erwählter Fürstbischof von Bamberg
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Kirchenbaukunst in der württembergischen Residenz, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0031

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26

dieser zum Bischof weihen (2. Februar 1610) entfernte
den unwürdigen Weihbischvf O,. I. Schoner/o?) setzte an
seine Stelle den ebenso seeleneifrigen als gelehrten I)r. Forner,
errichtete das Bamberger Jesniten-Kollegium ^''^) und entfaltete
als Bischof wie als Fürst bis zu seinem Tode (20. Dez.
1622) eine Wirksamkeit, welche ihm die Bewunderung seiner
Zeitgenossen erwarb. Durch ihn wurde so viel als mög-
lich gut gemacht, was Johann Philipp vernachlässigt oder
verdorben hatte. Auch das Domkapitel hat durch die Wahl
Johann Gottfrieds eine, wenn auch nicht vollständige, Genug-
thnnng dafür geleistet, daß von ihm ein Johann Philipp ge-
wählt und zehn Jahre lang sein amtswidriges Verhalten gleich-
gültig mit angesehen, wenn nicht gebilligt worden war. Darin
lag eben das Grnndübel, daß der schamlos selbstsüchtige Kasten-
geist, welcher das Fürstbistnm Bamberg, wie so viele andere,
zum Besten des Land-Adels in Beschlag genommen hatte, sich
wenig darum kümmerte, ob ein Bistum als solches zu Grunde
gehe, wenn nur das „Hochstift" mit seinen Pfründen, Ämtern
und Lehen für die ausschließlich begünstigten Edellente fort-
bestand. Im Vergleich zu den trostlosen Verhältnissen, welche
die Wahl und das Treiben eines Johann Philipp ermöglich-
ten, erscheint die 200 Jahre später erfolgte Auflösung des
alten Fürstbistnms Bamberg als ein für die Diözese heil-
sames, wenn gleich in materieller Beziehung nachteiliges Er-
eignis. 1' vr. P. Wittmann, 8enior.

I. Kirchenbaukunst in der württrmkergischen
Nestden;.
(Fortsetzung.)
In den Chor überhaupt gelangt man durch einen breit
ansgesprengten Triumphbogen, mit einfacher, scharf aus-
gekehlter, vorn in ein birnartigeö Profil znsammenlansender
Gliederung. Nur um zwei niedere Stufen über den Boden der
Kirche erhöht ist er aus dem Achteck geschlossen. Sein Licht er-
hält er durch fünf zweiteilige, lange und schmale Fenster.
Drei von diesen haben wir soeben beschrieben. Sowohl die
Seitenwände als die Netzgewölbe und Schlußsteine sind hübsch
bemalt. Die Gewölbe sind höher als die der drei Schiffe und
kommen denselben an Feinheit und Zierlichkeit gleich. Schluß-
steine finden sich überall, sowohl im Chor als in den drei
Schiffen und noch in der näher zu beschreibenden Sakristei,
und sind teilweise von sehr guter, halb erhabener Arbeit. Sie
stellen Heiligenbilder dar, welche wir nacheinander beschreiben
wollen. Wir bitten aber besonders hier um gütige Nachsicht,
wenn wir uns im einzelnen bei der Eruierung der betreffenden
Heiligen' getäuscht haben. Benützt zu diesem Zwecke haben
wir das treffliche, nur, wie es uns vorkam, etwas zu kalt
geschriebene Buch des Herrn von Münchhausen, Attribute der
Heiligen, Hannover 1846, sowie das ausführlichere Werk
Wvlfgang Menzels, Christliche Symbolik — Regensbnrg 1854,
2 Bände.
Wenn wir von Osten nach Westen die ganze Kirche
durchschreiten, so fallen uns zunächst ins Auge folgende Schluß-
steine im Chor:
1. Die hl. Mnttergottes mit dem göttlichen Kinde ans
dem Schoß.
2. St. Leonardus. Wir kommen ans diesen Heiligen,
einmal des Namens halber, da es sehr einlenchtet, ihm die
E. B. v. Deinlciii a. a. O. S. 18.
E. B. v. Deinlcm a. n. O. S. 20 ff.
1V«) -,Vnnuarium coli. 8. 7. Uamv. m> !>. ,611 :,ll :i. 1709,
lom. 1.- (Mskr. der K. B. zu B.)
"") E. B. v. Deiiilein a. n. <7.

erste Stelle nach Maria und ihrem göttlichen Sohne einz"
räumen, und dann wegen der Ketten in der Linken, weil <6
ja bekanntlich der Patron der Gefangenen ist. Ist aber dei
Stab in der Rechten wirklich ein Bischofsstab, so ist, da
St. Leonhard wirklich nie Bischof, sondern nur Einsiedler war,
unsere Berechnung verfehlt. S. v. M., S. 86/87, Mzl. I, 474.
3. St. Margareta (?). Es ist zwar nur eine hl. FraN
oder Jungfrau, die wir ohne weitere Attribute vor uns sehen,
aber wir denken an sie, weil sie die Namenspatronin der da-
maligen (dritten) Gemahlin des Stifters der Kirche, Gral
Ulrich des Vielgeliebten war, Margareta, geborene Prinzessin
von Savoyen. Dieselbe wurde anno 1453 mit ihm vermählt
und starb im Jahre 1479, so daß er sie noch um ein Jahr
überlebte.
Ganz deutlich dagegen sehen wir rechts unter dem Mutter-
gottesbild das gleiche Wappen des Baumeisters Albrecht Georg,
welches wir am Apostelthor der Stiftskirche schon zweimal
angetroffen, nämlich das sogenannte Sternenwappen, d. b-
einen Schild mit einem Sparren und drei Sternen um diesen-
Ebenso treffen wir sein Steinmetzenzeichen links, das dein
in der Stiftskirche (s. o.) sehr ähnlich ist. (S. Klemm, württ.
Baumeister rc., S. 103.)
Aus all diesem können wir ruhig entnehmen, daß er
(1470—74, s. o.) auch als „fürstlicher" Baumeister die St-
Leonhardskirche zu Stuttgart erbaut hat.
Im Langhaus sind in den Schlußsteinen abgebildet:
1. Ein Engel, eine Wage in der linken Hand haltend,
St. Michael.
2. St. Stephanus, als Jüngling die Palme des Mär-
tyrers in der Rechten, in der Linken anscheinend Steine
tragend (?). (S. v. M., S. 127, Mz., II, 1410.)
3. St. Laurentius (Lorenz), ebenso nur mit dem Unterschied,
daß er in der Linken die Palme, in der Rechten den Rost,
auf dem er gebraten wurde, hält (v. M., S. 146, Mz>
II, 288/9).
4. St. Georgius, nicht, wie sonst zu Pferde, sondern als
Ritter in voller Waffenrüstnng sich auf sein Schwert stützend,
um das sich ein schlangenartiges Untier (Drache) windet
(v. M., S. 42, 52, 132,' 142, Mz. I, 325 ff.).
Oben im rechten Seitenschiff blicken herab:
1. St. Udaldricns als Bischof mit dem Bischofsstab in
der rechten und einem Buch, auf dem ein Fisch liegt, in der
linken Hand.
2. St. Petrus, die Schlüssel in der Rechten, ein Buch
in der Linken.
3. St. Berenwardns? (dargestelll mit einem Hammer
in der Rechten, einem Kelch in der Linken. Er war eilt ge-
schickter Goldarbeiter und ist daher Patron der Goldschmiede.
S. v. M., S. 68). So sehr auch sonst die verschiedenen Sym-
bole ans St. Berenwardns Hinweisen, so glauben wir doch
viel richtiger zu gehen, wenn wir statt seiner St. Eligius,
Bischof von Noyon (anno 665) annehmen. Der erstere, d. h-
Berenwardus, ist nämlich in Süddeutschland eigentlich unbe-
kannt (wir fanden z. B. nicht einmal seinen Namen in dem
großen „Heiligen-Lepikon von Heim und Stadler", Augsburg,
und ebensowenig bei W. Menzel. S. übrigens Wetzcr
und Welte, Kirchenlepikon 2. Auflage, II. Pd., S. 453 ss.)-
Dagegen wird der hl. Eligius sehr verehrt, nicht nur in den
Städten, sondern auch auf dem Lande. Er ist Patron der
Schlosser, Schmiede und insbesondere der Hufschmiede. Die
Legende weiß von ihm namentlich die wunderbare Heilung des
Vorderfußes eines Rosses zu erzählen. Deshalb wird er meist
abgebildet mit einem Hammer in der rechten und einem Vor-
 
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