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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

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Sambeth, Johann Georg: Bilder aus der Geschichte Mergentheims, [12]
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Berichtigung
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Litterarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0045

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40

Halter Florian Schulter gincz noch weiter: er zerstörte auch
das hoch- und dentschmeisterische Privatgebäude, welches nächst
dem Kloster gestanden war, vollends und scheute sich nicht,
den Grundstein des Klosters zu erheben und die darunter be-
findliche silberne Platte samt den Dokumenten sich anzueignen.
Auch die noch brauchbaren Materialien des zerstörten Klosters
verwendete er zu seinen: Nutzen.
Nachdem nach Beitreibung der Schweden der erste Er-
bauer des Klosters, der Hoch- und Deutschmeister Johann
Kaspar von Stadion, im Herbste 1634 wieder in seine Resi-
denz eingezogen war, bildete eine seiner Hauptsorgen die als-
baldige Wiederherstellung des Klosters. Wohl war es in
einen Trümmerhaufen verwandelt, aber dadurch ließ sich der
eifrige und fromme Fürst nicht abschrecken. Er ging deshalb
sogleich ans Werk, bei dem ihm abermals der Guardian
?. Remigius von Würzburg helfend zur Seite stand. Dieser
sandte anfangs 1635 tüchtige Patres, welche wieder die erste
Wohnung, das sogenannte Spangsche Haus, bezogen.
Wie sehr dem edlen Stifter dieses Werk am Herzen lag,
erhellt daraus, daß er auch von Wien ans, wohin er hatte
reisen müssen, seiner Regierung in Mergentheim befahl, so
schnell als möglich den Ban zu betreiben. Der Statthalter
erhielt von Wien 2. Mai 1635 einen fürstlichen Erlaß des
Inhalts, daß keine Zeit zu verlieren, sondern sogleich mit
dem Bau zu beginnen sei. Der Bürgerschaft solle von der
Kanzel aus wie unter der Fahne vor dem Rathaus angekün-
digt werden, daß alle, die von dem zerstörten Kloster Mate-
rialien sich angeeignet hätten, bei Vermeidung höchster Strafe
dieselben wieder beischaffen müssen.
Ans dies hin wurde ein Teil der entwendeten Materia-
lien wieder zurückgegeben, aber die Negierung erfuhr auch,
daß noch immer ein großer Teil sich im Privatbesitz befinde.
Darum erschien nach Zurückkunft des Hoch- und Deutschmeisters
anfangs 1636 ein zweiter schärferer Erlaß, der die Herbei-
schasfung des Entwendeten befahl. Infolge desselben wie der
damit verbundenen kräftigen Nachforschung der Negierung
wurde noch verschiedenes beigeschasst.
Nun waren alle Hände mit der völligen Wiederherstellung
beschäftigt , und den Edelfingern, die bei der Zerstörung ge-
holfen, wurde zur Vergeltung durch ein Negiernngsdekret vom
15. März 1635 die Pflicht anserlegt, den Platz abznränmen
und Hand- und Spannfronen beim Ban zu leisten.
Am 3. Mai 1635, dem Feste der Auffindung des hl.
Kreuzes, wurde auch das neue eichene Kreuz, mit den Leidens-
Werkzeugen geziert, wieder anfgerichtet. DaS war ein Tag
des Jubels und der Freude nach so vielen Leiden für die
ganze Gemeinde. Es war ein Donnerstag; früh sieben Uhr
wurde das Engelamt in der Stadtpfarrkirche gehalten, zu dem
sich die ganze Gemeinde und alle Behörden Ungesunden hatten.
Von da zog man bei herrlichem Maiwetter in festlicher Pro-
zession über den Markt und die Bnrggasse vor das Jges-
heimer Thor ans den Platz, wo unterdessen an demselben
Orte wie das frühere, nur viel größer, das neue Kreuz war
ansgerichtet worden. Vor demselben stand ein Altar und
eine Kanzel. Hier wurde Predigt und feierliches Amt ge-
halten, und dann zog die Prozession, alles in freudiger und
gehobener Stimmung und mit herzlichem Danke gegen den
barmherzigen Gott und den gnädigen Fürsten, wieder in die
Stadtpfarrkirche zurück. (Fortsetzung folgt.)
Berichtigung.
In der lateinischen Urkunde betr. Absolution Beerdigter re. (siehe

Meine Beiträge zur Geschichte einzelner Psarreien von Dr. Vochezer,
Diöz.-Arch. Nr. 2, Seite 8) sind mehrere Druckfehler stehen geblieben,
die im folgenden berichtigt werden.
DIricus, Dei ^ratia episcopus Oonstantiensis, commissarius acl
inlra scripta a secke apostolica cleputatus, ciilecto in Oöristo ple-
bano, in Ovnclurnon salutem in eo, hui est ornnium vera salus.
Dx parte suöclitoruru seu paroclrianoruru ecclesie paroclüalis >o
Ovnclurnon nostre clioecesis nokis 68t intirnutuin, cprock nonnulli
clerici, ecclesiastice persone, seculares ne reguläres, et la^ci
utriuscpie sexus in villa, ecclesia, 8eu parocöia preclictis et inlra
ipsius parocöie 1imite8, cpci pro eo, ciuocl guonckam Duckovico ckc
Ilavaria p08t et contra proce88us aclversus eunciern Duclovicum ac
lau(t)ores, consiliatores, auxiliatores, coinplice8 et se^uaces ipsius
uc aclöerentes eiclem auctoritate apostolica cluclum lactos et Iiabiros,
ucilre8erunt eicpre auxiliurn et con3iliuin cleclerunt et ccun eo, pre-
terguocl in crirnine participaverunt, excolninunicutioni8, suspensionis
et interclicti 8ententÜ8 teneöantur astricti, non odtento denebcio
aösolutionis 8uper lruMSinocli 8ententÜ3 cle ineclio 8int sudlati, guocl-
gue eorum corpora aligua in campis et extra c^rniteria, ac aliyua
in eccle8Ü3, c^initeriis et inlra liinite8 paroclrie preclicte 8unt 8epulta.
()uare pro parte eoruinclein ckelunctorurn et 8epultoruin nodis öumi-
liter Gerat supplicatum, ut eo8 auctoritate 8ecli8 apo8tolice, not,in
cle3uper comini88a, at> öujusinocki 8ententÜ8 absolvere et licleliurn
orationiöus aliisgue sullra^iis actzuvari lacere cli^naremur. Xos
attenclente8, guoct sicut errantit>u8 bliis nos clecet ex paterne cari-
tatis ollicio manuin levaininis exöidere, ut acl 3a1uti8 viam reclucan-
tur, 8ic etiam convenit, ut ei8, gui ex öoc 3eculo tran8ierunt, opem
salutaris auxilii inpenckamus, omnes et sin^ulos liususmocki clerico8,
eccle8ia8tic»8 per8ona8, 8eculare8 et reguläres ac lavcos utriuscpie
sexus, ciui, ut preclicitur, ligati premissis 8ententüs in villa, ecclesia,
seu paroclria, prelatis et inlra esu3 limites clece38erunt, 8eu sunt
sepulti et cjuibus tamen signa poenitentie apparuerunt in morte,
ad omnibus liususmocki 8ententÜ8 secunckum lormam ecclesie etiam
adsolvimus, ipsoscpce lacimus lickelium orationibus »liiscpie sullragüs
acksuvari, ckummocko alic^uick canonicum non olisistat, presentem per
tenorem. Datum Oonstantie anno clomini millesimo LOOXD»""
nono, XI. Kal. 8cpt. — Original in der Pfarrregistratnr zu Ein-
thnrncnberg.
Ferner: Seite 8, Spalte 2, Zeile 15 von unten ist statt Karzingcn
zu lesen: Kenzingen. _
Bittorarisches.
St. Herme negild, Fürst von Baetika, Schauspiel mit
Gesang in 5 Akten von Mar Steigenberger. Augs-
burg 1888, bei Or. M. Huttler. 06 Seiten.
bl,. Der durch seine geistreichen und schwungvollen Leistungen
bekannte Verfasser ediert hier ein bereits in einem engern Kreis mit
großem Beifall aufgeführtes Schauspiel. Dessen Inhalt ist ein wich'
tigcS Ereignis der Kirchengeschichte, die Bekehrung Spaniens znm katho-
lischen Glauben. Der Titelheld ist der am IN. April gefeierte Mär-
tyrer Hermencgild, Sohn deS arianischen Gotenkönigs Leovigild. Bischof
Leander wird ans Anstisten des arianischen Bischofs Sunna, der alS
Mephisto deS Stückes vorzüglich gezeichnet ist, verbannt und nimmt Ab
schied. Hermenegild kommt mit einer Gesandtschaft seines Fürstentums
nach der Hauptstadt Toledo, um dem König zu huldigen, wobei eS
ans SnnnaS Heyen zwischen Katholiken und Arianern Streit gicbt,
den der erzürnte König dadurch abbricht, das; er innerhalb drei Tagen
Rückkehr znm Arianismus fordert. Da die Bactikaner mit Hermenc
gild ihren katholischen Glauben verteidigen, wird Sevilla belagert und
bei der ängstlichen Defensive Hermcnegilds erobert. Dieser schmachtet
in der Burg Jtalika, und da er die Zumutsragen SnnnaS zurückwcist,
wird er am Osterabend auf Befehl seines Vaters enthauptet. Von
Hcrmenegilds Geist gerufen, kehrt Leander zurück, die Frevler trifft die
Strafe des Himmels-, von Angst und Reue gequält stirbt der König,
sein Sohn Nceared gicbt den Katholiken Gewissensfreiheit und nimmt
selbst deren Glauben au, Leander verkündigf freudiges Ostern für die
Kirche. — Mit geringer Ausnahme ist das Stück in 5füs;igcn Jamben
ohuc Reime geschrieben. In der Disposition zeigt sich der seine Ge-
schmack des Verfassers, im frischen oft knapp gehaltenen Dialog der
Scharfsinn. Besonders ergreifend sind die eingefügtcn Lieder, wofür
einfache Originalkompositivncn mit Klavierbegleitung bestehen. Das
Stück liest sich sehr anziehend und ist, gut anfgeführt. sicher von ergrei-
fender Wirkung. Es ist nicht, wie religiöse Stücke häufig, — eine dra'
matisiertc Legende, sondern hat dramatischen Gehalt. Da sich ihm dir
„großen Bretter" kaum öffnen, muß man wünschen, daß es um so mehr
die kleinen katholischen Anstalten und Vereine freundlich aufnehmcn.

Stuttgart, Buchdrnckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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