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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

DOI Artikel:
Brinzinger, Adolf: Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster, [27]
DOI Artikel:
Kirchenbaukunst in der württembergischen Residenz, [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0060

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herzogliche Regierung von Stuttgart aus den Weiterball. Das
Domkapitel zu Augsburg verlangte eine Vcrtretungsklage
Württembergs in Augsburg. Württemberg antwortete: „es
anerkenne Augsburg nicht als juäex, vielmehr werde der
Herzog weiter Vorgehen." Der Bau ruhte indessen vom
23. November 1773 bis Herbst 1774. Mitte Juli 1774
kam Superior Paul Kiuker nach Ennetach als Beichtvater
der Dominikaner-Nonnen. Sein Nachsolger als zweiter Superior
iu Oessiugeu wurde Pater Stanislaus Wols Ueünitor provinciae.
Er kam 22. Juli 1774 nach Oeffingen und betrieb mit großem
Eifer den Weiterbau. Am 12. August 1774 hatte er Audienz
aus der Solitude bei Serenissimus Herzog Karl, welchem
er alle Garantie bot bezüglich der Wahrung der Rechte des
Pfarrers und der Weilderstädter Kapuziner, auch bedauerte,
wenn die Franziskaner irgend welchen Fehler in dieser An-
gelegenheit begangen hätten. Er bat schließlich um Erlaubnis
zum Weiterbau. Herzog Karl war sehr freundlich und ver-
sprach, mit,seinen Räten weiteres verhandeln zu wollen, und
äußerte, „wenn man mir als Landeöherrn hätte gebührende
Insinuation von diesem Bau gemacht, würde es vielleicht nicht
so weit gekommen sein". Jetzt aber opponierte anss neue in
Stuttgart der Oesfinger Ortspfarrer Jäger: man solle
entweder 1) den Bau gar nicht gestatten oder 2) neue con-
Uitiones von den Franziskanern verlangen. 12. November 1774
schrieb der Stuttgarter herzogliche Kirchenrat nach Augsburg:
„daß die Franziskaner von Oeffingen wegbleiben möchten."
Am 18. November 1774 wurde Superior Stanislaus Wolf
nach Kempten versetzt. Der neue Superior Philibert Obwexer
ging jetzt energisch vor und suchte mit vollstem Recht die
ganze Angelegenheit zu endgültiger Entscheidung zu bringen
beim kaiserlichen Reichsgericht in Wien. Anfangs 1775 gingen
die Akten nach Wien ab, wo um Fortsetzung des Baus petitioniert
wurde. Inzwischen war Maximilian v. Rodt Bischof von Konstanz
geworden. Am 15. März 1775 fragte Augsburg an, „ob die
Franziskaner auf eigene Gefahr hin den Bau sortfetzen wollten?"
„Ja! sie wollen es, wegen der großen schon anfgewendeten
Unkosten," lautete die Antwort der Franziskaner. 24. April
erfolgte der Weiterbau, 20. Mai verbot aber Württemberg,
„daß Arbeiter und Material aus Württemberg bezogen werden
dürfe", welches Verbot Augsburg 26. Mai „auf sich ruhen
zu lassen" befahl. 13. Juni 1775, am Fest des hl. Antonius
von Padua, erlaubte das kaiserliche Reichsgericht in Wien
den Weiterbau, Württemberg remonstriert, wird aber abge-
wiesen. Trotz aller Anfeindungen vollendeten jetzt die Straß-
burger Franziskaner das Hospiz und feierten am 1. August 1775
das Portinnknlafest in ihrer neuen Kirche. — Die Geschichte
dieser Klostergründnng giebt uns ein interessantes Bild der in
diesem kleinen Ort damals sich kreuzenden verschiedenen geist-
lichen und weltlichen Rechtsansprüche.
(Fortsetzung folgt.)

I. Kirchenbaukunst irr der Uüirttcurdergischen
Residenz.
(Fortsetzung.)
III. Die Hospitalkirche.
Im Norden der Stadt lag der „Touruieracker", neben
welchem sich schon in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
die „Liebfrauenkapelle" erhob (von 1350 an). „Nach und
nach entstand die „obere Vorstadt". Anfangs war sie be-
völkert nur von Leuten niederen Standes, später aber, nach
ihrer Ummanerung wurde sie die „reiche Vorstadt", da sich

immer mehr „Hof- und Kanzlei-Verwandte", d. h. reichere
und vermöglichere Leute in ihr ansiedelten. Derselbe Gras
Ulrich der Vielgeliebte, der die St. Leonhardskirche von 1470
bis 1474 geballt hatte, nahm den Neubau der Liebfrauen-
kapelle , bezw. ihre Umgestaltung in die Kirche des mit ihr
verbundenen Klosters vor. Er hatte eine besondere Vorliebe
für die Predigermönche (Dominikaner). Den Grundstein zur
neuen Kirche legte er schon im Jahre 1471 und übergab die-
selbe mit fertigem Ehor im Jahre 1473 den genannten Mön-
chen als Klosterkirche, nachdem er ihnen in demselben Jahre
ihr Kloster neu gegründet hatte. In dem Gedanken nämlich,
daß „in seiner sehr volkreichen Residenzstadt Stuttgart sich
noch kein Mönchskloster befinde, was doch für das Seelen-
heil der Bewohner sehr förderlich wäre", bat er den Papst
Sixtus IV. um die Erlaubnis der Berufung von Prediger-
mönchen. Diese wurde ihm auch ohne Zögern unter dem
16. Apnl 1473 gegeben, und im Juni desselben Jahres zogen
ein Prior und zwölf Mönche aus Nürnberg in Stuttgart
ein. Ihnen überließ Graf Ulrich die kirchlichen Gebäude und
dazu einen daranstoßenden Platz, auf dem sie auch sogleich den
Bau eines Klosters begannen. Mit diesem kamen sie aber
sehr langsam vorwärts: erst anno 1505 wurde der westliche
Teil des projektierten Gebäudes fertig und das ganze von den
Mönchen niemals ausgeführt. Dies alles versiunbildete ein
im Kreuzgang in Stein gehauener Engel mit der Inschrift,
indem er einen Zettel mit beiden Händen hielt: »TVruo Do-
mini 147z in vi^ilia assumtionis IVlaiiae, autoritate Uapae
Lixti ^uarti sub» Imperators Dricierico tertio, venerunt,
Dratres kraeUicatores 6e I§urenber§ et receperunt (ad) ge-
neröse Eomite Dclalrico Ue Wurtemberg aream istam pro
aediticanUa sui orciinis clomo aci cllvae matris doirorem.«
(„Im Jahre 1473 in der Vigil (Vorabend) der Himmelfahrt
Mariä (15. August), d. h. am 14. August sind unter der
Autorität des Papstes Sixtus IV., unter dem Kaiser Fried-
rich IV. (nach heutiger Benennung; gemeint ist eben der Vor-
gänger Maximilians I., der von 1451 —1493 regierte) die
Brüder Prediger von Nürnberg gekommen und haben von
dem edelmütigen Grafen Ulrich von Württemberg diesen Bau-
grund erhalten, um darauf ein Ordenöhaus zur Ehre der
(hl.) Mutter Gottes zu erbauen.") In einem „andern
Gang", nicht weit vom Krenzgang, nahe bei der Kameral-
stnbe, war an der Wand über einer Thüre Graf Ulrich im
Harnisch abgemalt; derselbe kniete und trug eine Kirche in
beiden Händen, welche er der allerseligsten Jungfrau, die das
Ehristuskind auf dem Arme hielt, anbot, hiuter ihm staud ein
Bischof, der die rechte Hand dem Grafen auf die Schulter
legte und in der linken Stab und Fisch hielt (St. Udalricus).
Darunter war das württembergische Wappen mit der Jahres-
zahl 1473 und über dem Bilde ein Zettel, ans dem in roten
und weißen Buchstaben stand: »Ills septin§entis clecies
septem tridus annis Lol in virginoos post^uam se con-
tulit artus, Dapsis, Dlricus pater Eomitum^ue, Ducem-
Hue, Hoc declit esse sacrum Nariae veneradile septum,
OrUinis ad nostri, Hui praedicat, integra vota.« (Heidlf.
S. 28.) („Als zweimal siebenhundert (1400), zehnmal sieben
(70), drei (3) Jahre hingeschwunden, nachdem die Sonne sich
in jungfräuliche Glieder verwandelt hat (d. h. in der Frühe
(eines Tages) des Jahres 1473), hat Ulrich, der Vater der
Grafen und der Herzoge (er war ja wenigstens Vater des
zweiten regierenden Herzogs Eberhard II. und Großvater des
dritten regierenden Herzogs Ulrich I. u. s. w., übrigens Be-
weis dafür, daß das Bild erst nach 1493 gemalt ist), dieses
befestigte (wörtlich umzäuute, ummauerte) Heiligtum Maria zu
 
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