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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

DOI Artikel:
Kirchenbaukunst in der württembergischen Residenz, [12]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0070

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von Schwaben
— Zugleich Organ für deutsche lrirchengeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher IVeltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Rottenburg.

Durch alleBuch Hand-
lungen, sowie gegen Ein-
sendung d. Betrags direkt
v.d.Expedition d.Deut-
schen Volksblatts in
Stuttgart, Urbansstr. 94,
kann das Diözesan-
Archiv allein zum Preise
von M. 1. 60. halbjähr-
lich, das Pastoralblatt
allein zum Preise von M.
1. 60. halbjährlich bezogen
werden.

Mit einem Vereine von Geistlichen und ill Verbindung mit Geschichtsgelehrten heransgegeben
von Dp. Engelbert Hvfele, Pfarrer in Ummendorf.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an I)r. Engelbert Hosele, Pfarrer in Uminendorf b. Biberach, gerichtet werden.

Nr. 17.

Stuttgart, den 1. September 1888.

5. Jahrgang.

Inhalt: Kirchenbaukunst in der wiirttenibcrgischen Residenz. (Fortsetzung.) — «Das ncwe lied gct von Weiszenbnrg und vil andern dingen."
Ein Lied ans dem Bauernkrieg von Jorg Wetzet ans Schnssenried. Mit einer Einleitung von Amtsrichter a. D.P. Beck. — Litterarisches.

I. Kirchenbaukunst in der ivurttembergischrn
Residenz.
(Fortsetzung.)
Im Westen zeigt sich unter ziemlich hohem Giebel ein
mittelst Nnndstaben und Hohlkehlen profiliertes rundbogiges
Portal, das durch einen ähnlich gegliederten Pfeiler in zwei
durch Spitzbögen abgeschlossene Hälften geteilt wird; darüber
befindet sich ein nicht sehr hohes vierteiliges Spitzbogenfenster
und zu beiden Seiten desselben je ein dreiteiliges, durch den
Einbau der Empore verkürztes desgleichen. Auf der Süd-
seite befindet sich ein dem westlichen ähnlicher Hanpteingang,
auf dessen von einem Kapitäl bekrönten Mittelpfeiler das oben
erwähnte Marienbild, ein Werk von handwerkstüchtiger Arbeit,
steht, mit einer Reihe von sieben Fenstern, von denen das
über dem Portal vierteilig ist, während die andern nur drei-
teilig sind und das erste und letzte ebenfalls wegen Einbanten
verkürzt wurden. — Die nur an der West- und Südwand ange-
brachten Strebepfeiler der Kirche sind glatt, haben ein geschweiftes
Pultdach und davor einen einfachen Giebel, ans dessen Spitze
eine Kreuzblume steht; die des Chores dagegen sind in ihren
oberen Absätzen verziert. — Der moderne viereckige Turm
(Daten s. Nr. 14) mit vier rnndbogigen Fenstern im Glocken-
haus (das drei Glocken und eine Schlaguhr hat; die schwerste
derselben, mit einem Gewicht von 18 Zentnern, hat der be-
kannte Kurz in Stuttgart 1845 gegossen, s. Beschreibung des
Stadtdirektionsbezirks Stuttgart) einem Umgang mit eisernem
Geländer, einem hölzernen Aufsatz, und einem mit Schiefer
gedeckten Dach ist der Oftseite des südlichen Seitenschiffs vor-
gebaut. Die dem ehemaligen Klostergarten zngekehrte nördliche
Seite der Kirche hatte früher nur zwei Thüren, die sich nach
den Krenzgängen öffneten, und erhielt erst später die (erwähnten)
vier Fenster.
Der achteckige Chor im Osten ist länglicht und hat drei
große Glasfenster, von denen das mittlere den gekreuzigten
Christus mit Johannes Evangelista und der Mntter-
gottes Maria und noch die den Krenzesstamm in inbrün-
stiger Liebe umklammernde, büßende Maria Magdalena
darstellt. Unten steht: Glasmalerei von F. Gerner ans Stutt-
gart, zurzeit in Obertürkheim, 1878.
Die beiden anderen Glasgemälde haben nur Vig-
netten und sind sonst bloß ornamentiert, besonders mit Lilien.
Rechts sind Jesaias und Hesekiel, links Jeremias und Daniel

dargestcllt; das rechte ist gestiftet von Frau A. H. 1877, das
linke von Pfarrer Otto Schmid und feiner Frau Anna, geb.
Sick, ebenfalls 1877. Mit der Wand auf der rechten
Seite (immer heraldisch gesprochen) laufen noch zwei weitere
Fenster nur bemalt, ein weiteres ist vermauert.
Die (alten) Netzgewölbe sind nun hübsch bemalt, der
Untergrund blau und die Sterne golden. Sie enthalten sieben
Schlußsteine und zwar in folgender Reihenfolge:
1) Die allerheiligste Mnttergottes und das
I esuski n d.
2) Lcce liomo, d. i. Christus mit seinen Marterwerk-
zeugen, insbesondere mit Besen und Peitsche.
3) Eine Frau, in der Linken ein Buch, mit der Rechten
den Zeigefinger emporhaltend, wahrscheinlich St. Elisabeth, auf
die allerseligste Jungfrau zeigend.
4) Ein Mönch, in der Linken den AbtSstab tragend,
vielleicht St. Dominikus.
5) Ein Bischof mit dem Bischofsstab in der Rechten und
mit ausgeschlagenem Buch in der Linken.
6) Ein Mann in Mönchökleidnng, in der Rechten ein
Schwert, wohl St. Paulus.
7) Das (kleine) württembergische (Hirschhorn-)Wappen.
Unter dem ersten Schlußsteine, dem Muttergottesbild, ist
das sog. Sternenwappen des fürstlichen Baumeisters Albrecht
Georg von Stuttgart gemalt, das sowohl mehrmals in der
Stiftskirche, insbesondere am Apostelthor, wie an der Leonhards-
kirchc angebrachte Wappen mit dem blauen Sparren und den
drei goldenen Sternen ans rotem Grund. Dies ist uns ein
deutlicher Fingerzeig, daß derselbe Mann sowohl an der einen,
der Stiftskirche wenigstens von 1463—1495 gearbeitet hat,
als er die andere, die Leonhardskirche allein von 1470—1474
erbaute, wie er endlich die dritte, die Liebfrauenkirche, von
1471—1473 und bis 1493 vollendet hat. Aber auch drei
Jahrhunderte hernach hat sich ein anderer schwäbischer Künstler,
nämlich Dannecker, hier verewigt, indem er am 20. Juni 1834
der Hospitalkirche das Modell seiner berühmten Christnsstatne
als „Weihegeschenk" übergab, welches dann mit einem eisernen
Gitter umgeben wurde.
Weiter zeichnen sich ans durch die kunstvolle Behandlung
die aus Eichenholz geschnitzten Chorstühle, welche in zwei
Reihen von je vierzehn Ständen in drei Abteilungen an den
Seiten des Chores hinlanfen. Es stehen jedoch nur noch ihre
hintersten Teile an ihrer ehemaligen Stelle, die vorderen
 
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