Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

DOI Artikel:
Wetzel, Jörg; Beck, Paul A. [Hrsg.]: "Das newe lied get von Weißenburg und vil andern Dingen.": ein Lied aus dem Bauernkrieg
DOI Artikel:
Litterarisches
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0073

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
68

!-. Landaw hat sich besannen,
der gleichen Spcier am Nein,
nnd seind znm lewen kommen;
des mag in bester sein,
dann hettens mäßen kochen
vil der selzamer gest;
leicht heit man sie zerbrochen,
sie seind nit narren gewest!
; Dstat Weißenbnrg ist worden
ein apt in kurzen jaren
nnd hct nit an den orden,
die plat was in nicht gschorn;
der lew der wolt sie weihen
nnds kloster geben ein,
er hat sie leren singen
Danhcnser zn latein.
? Sie hant sich laßen hören,
was in der lew mög thun?
ein rattcnnest zerstören,
würgen ein altes hnn!
dPfalz Hab in vor erschvßen
ein ent in einem see,
ein gans soll der in laßen,
der lew könd auch nit me.
» Sie tratent auf dem Pflaster
hcttent ein großen bracht,
redtent dem fürsten laster,
habcnt in gar veracht,
ist lang von in geschehen,
vor etwan manchem jar;
weil mans hat übersehen,
meintcnt, sie hettents gar.
Der le>v ließ sich nit schrecken,
er nam die weingart ein,
thet zen gar greulich blecken
und spiiw unsauber drein,

daß in die manr ward krachen,
man wer schier glansin nein,
gelt er vertrib ins lachen,
lert sie demütig sein!
» Meinst, mag der lenw erschießen
ein ent nnd auch ein gans?
ich glaub du blest ind büchsen,
sehe für dich, großer Hans!
nit mach den lewen brummen,
erzürnen auch nit me,
daß er nit wider komme,
dirs rattcnnest zerstör!
1 Fürwar es nimpt mich ivnnder,
daß ein stat hat solchen bracht,
an diesem end besunder
ein fürsten so veracht,
der in so wol ist glegcn
allenthalb vorm thor;
sich könd kein bnrgcr regen,
er sing in gleich davor!
2 Sol ich die warheit sehen,
so ist in mancher stat
dü büberei nit geschehen
von Herren in dem rat,
nn von den bösen knabcn,
richten zu die spil;
die nenchst daheiment habent,
do woltent gewinnen vil.
» Der uns das nenw thnt singen
nnd hat gemacht dis lid,
thnt sich Jörg Wetzet nennen,
geborn von Schüstenried:
der wil das lidlein schenken
bcid frawen und auch man,
daß iedcr soll gedenken,
was er vor Hab gethan.

''Anmerkungen. 1,? — schwäbischen Bund. 3,8 — Uebermnt ge-
stillt. 4,, In einem andern Kriegslied über die Belagerung der Stadt Pavia
„. . . . gar ain hüpschcr spruch" von dem Straßburger Peter Stnbenfol,
welcher die Schlacht unter Frnndsberg mitgcsochten (Liliencron a. a. O.
Nr. 37«, 36, S. 428), heißt es n. a. über die Schweizer, 8. V. „Kühbnben" :
Das thet die paurcn ser verdrießen,
ain rat thetten si bald beschließen,
wi si nit langer möchten bleiben,
haimziehcn zn küen und weiden
cind tragen anß dem stal den mist
ee in der kübcl wnrd zerknist....
4,v Vom 9.—13. Atärz lag Herzog Ulrich mit einer Schweizer
Schar, die aber dann ans Geheiß der Orte anscinanderlief, vor Stutt-
gart 5,». S. Liliencron II, 428,i? ff. 6,v. S. Zimmer mann, Gesch.
des großen Bauernkriegs S. 139. 7,». — Wnrzach in Oberschwaben;
der Tag von W. am 14. April 1525; s. Zimmermann a. a. O. S. 721.
7.. . Der von Rache erfüllte Markgraf verurteilte eine Schar seiner
Bauern, geblendet zn werden; als sie um Gnaden flehten, antwortete
er, er wisse, daß sie geschworen hatten, ihn nicht mehr anzusehen, er
wolle sie nicht meineidig machen (a. a. O. S. 857). 8,,. Bei Hcrreu-
berg schlug man sich am 9. Mai 1525 (S. 739). 9,i. Das sind:
Kurfürst Ludwig von der Pfalz und der schwäbische Bund. 9,?. — sie
für den (ans fremder Jagd erlegten) Hirsch strafen. 10,,. Hcilbronn
übergab sich schmachvvllerweise den Aufständischen am 18. April 1525;
nnd tagte dann dort der Ausschuß nnd die Kanzlei der Bauern (S. 456).
12—13. Dieselbe Stadt stand im pfälzischen Krieg von 1504 ans würt-
tcmbergischer Seite und nahm damals pfälzisches Lehensgnt (Neckar-
gartach) von Herzog Ulrich zu Lehen. 13,-,. Neckarsnlm, am 27.
Mai 1525 den Bauern geöffnet, ward am darauffolgenden Tage beschossen
(S. 827). 13,8. Der Tag von Weinsberg — am 21. Mai (S. 817).
14,2,4. Zu Königshofen spielte sich dies am 2. Juni, zu Ingolstadt am
4. Juni 1525 ab (S. 830 und 846). 15,8. — „dich zu verbinden mit".
16,3, 17—19,,. Mainz unterwarf sich am 17. Juni 1525 (S. 8,33/34).
19,8. D. i. Pfalzgraf Heinrich (IV.), Bruder des Kurfürsten Ludwig.
20.. . — ein Ueberbleibsel von Bauern (vom mhd. aleibe). 2l,3. D. i.
der unglückliche Amtmann von Zell. 22. Hier war die Tragödie am
24. Juni (S. 865). 24,,. Pfälzischer Marschall. 25. Landau — s. S. 866.
25,o. — „für so manchen s. Gast". 26—31. Weißenburg ergab sich
erst nach heftigem Widerstand am 7. Juli. Hier war das Außerordent-
liche geschehen, daß die Bauern Herrn der Stadt wurden, so unstät

schwankte in dieser Reichsstadt die Gesinnung der Bürger hin und her.
Die alte große und reiche Abtei, der Stolz des elsüßischen Landes in
den ältesten Zeiten seiner Kultur, war ganz besonders ein Gegenstand
des Hasses der neuen, gleich bei Beginn der Reformation entstandenen
Sekten geworden. „Sollen wir," so frngen die pessimistischen Bürger
von Weißenbnrg, „uns von den Bauern um Gut und Leben bringen
lassen, um den Abt zn schützen, der uns selbst bedrückt und beschwert ?"
Und so sehr auch der Magistrat nnd der bessere Teil der Bürger Ein-
halt gebot, die Stadt fiel in die Hände der Bauern und die Abtei in
Trümmer. Später nach dem in dem Gedicht nicht erwähnten fürchter-
lichen Blutbad von Zabern führten dann die Fürsten von der Pfalz
und Trier den dem Treiben der Bauern nutz- nnd schonungslos preisge-
gebcnen Abt zurück nnd nahmen die ungetreue Stadt in schwere Buße.
30,3. „Du blest in büchsen — du zahlst Strafe (Grimm, d. Wb. II, 69).

^literarisches.
Geschichte des fürstlichen Hauses Wald bürg in
S ch w a b e n v o n Dr. Ioseph Nocheze r. I in A n f-
trage S e i n e r Du rcb la uch t desF ü r st en Fr a n z
von Wald bürg zu Wolfegg-Waldsee. Erster
Band. Kempten. Kommissions-Verlag der Joseph
Köselschen Buchhandlung. 1888. 994 S. 15 M.
Schon Georg III., Reichserbtruchseß von Waldbnrg, der selbst
einen Abriß seines thatenrcichen Lebens verfaßte, ließ die württembergi-
schen Archive, Klöster, Städte rc. durchforschen, um eine Geschichte seines
ruhmreichen Hauses zn schreiben. Den Grund dazu legte der Domherr
Matthäus von Pappenheim in Augsburg, damals der erste Ge-
schichtsforscher über die adeligen Geschlechter in Schwaben, in seiner
„Lronica von den Truchsessen des Herzogtnmbs Snaben". Diese später
fortgesetzte nnd erweiterte Chronik gab im I. 1777 Graf Maximilian
von Zeit heraus. Ein zweiter im I. 1785 erschienener Teil setzte die
Geschichte des Waldbnrgischen Hauses bis gegen Ende des 17. Jahr-
hunderts fort. Begreiflich entspricht diese für damals treffliche Chronik
nicht mehr dem Stande der heutigen sehr fortgeschrittenen Ge-
schichtswissenschaft. Daher ist nnd bleibt cs ein hohes auch um die
vaterländische Kirchen- nnd Profangcschichte erworbenes Verdienst des
edlen Durchlauchten Fürsten Franz von Waldbnrg zu
W o lfeg g-W a ld see, der den wahrhaft fürstlichen Entschluß gefaßt,
mit edler, eines Mäzenas würdiget! Liberalität ein förmliches, quellen-
mäßig erschöpfendes großartiges Geschichtswcrk seines uralten, thaten-
nnd ruhmreichen durchlauchtigen Geschlechtes schaffen zn lassen. In
glücklicher Wahl betraute Hochderselbc mit dieser ehrenvollen aber riesigen
litterarischen Arbeit einen eben in der phhsischen und geistigen Vollkraft
stehenden gleich den alten Necken natnr- nnd hochwüchsigen Oberschwabett,
einen aufstrebenden, talentvollen Gcschichtsgelchrten nnd -forscher, dem
die angestammte schwäbische Gründlichkeit im Bunde mit dem dazu
in ganz außerordentlichem Grade nötigen Bienenflciße und unermüdliche
Ausdauer in besonderem Maße eigen ist. Welch' riesenhafte Arbeit es
gewesen, allererst das gewaltige, überall zerstreute, vielfach noch gar nicht
edierte nnd in nnd unter vergilbten und verstaubten Aktenstößen ver-
schüttete, oft schwer und nur von geübtem Kennerauge zu entziffernde
Material quellenmäßig und erschöpfend zn erheben und zu sammeln und
dann erst zu einen: organischen wissenschaftlichen Ganzen in fließendem
historischen Stile nnd Einem Guß zu verarbeiten, dokumentieren die im
Vorworte aufgeführlen zahlreichen vom Verfasser durchforschten Archive
und Bibliotheken nicht nur in Württemberg, sondern in ganz Deutsch-
land, Oesterreich und Schweiz — zeigt aber in glänzendem Resultate
der nun erschienene erste, laut aller von unfern besten Fachmännern
I)r. Banmann, I)r. Stehle, I)r. Hart mann, Or. Zingeler
erschienenen gründlichen Rezensionen nacti Form nnd Inhalt vollendete
mächtige Band. Galt hier zwar der schwäbische Spruch: „Gut Ding
braucht lange Weil", so kann der Verfasser jetzt wieder ohne Ueber-
eilung oder nach den: oberschwübischen Provinzialismus „hofele" an:
2. und 3. Bande, wozu bereits das Material vorliegt, weiter arbeiten,
bis die gelehrten, adeligen und anderen sich interessierenden Leserkreise
den vorliegenden, die Arme ermüdenden ersten Band bewältigt und ver-
daut. Für das Diöcesan-Archiv aber hat die umfassende spezifisch
schwäbische Monographie noch den besonders hohen Wert, daß sie zugleich
eine Menge kostbarer Bausteine zur schwäbischen Kirchengeschichte liefert,
abgesehen von den vielen litterarischen Abfällen für das Archiv, welche
in dem sonst allzu umfangreichen Werke keine oder nur gedrängte Ver-
wertung finden konnten. Dies zeigt schon ein Einblick in das volle
90 Scitei: umfassende Orts- und Pcrsonen-Negistcr, indem sich die
Namen fast aller historischeil Städte, Dörfer, Klöster, Kirchen, adeligen
Geschlechter finden.

Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
Annotationen