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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

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Sambeth, Johann Georg: Bilder aus der Geschichte Mergentheims, [15]: eine fürstliche Leiche
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G., A.: Das Kloster und die Klosterkirche in Neresheim, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0075

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Hauptkirche zu Mühlhausen beigesetzt und später unter zahl-
reicher Begleitung, besonders des Adels, in die fürstliche Re-
sidenz gebracht. Am 5. Dezember 1641 kam er daselbst an
und wurde alsbald in der Hof- und Nitterkapelle ans das
Paradebett gelegt, während da wie in der Stadtpfarrkirche
täglich Epegnien gehalten wurden.
Vermöge Befehles des neuen Hoch- und Deutschmeisters,
Erzherzog Leopold Wilhelm, der schon zwei Jahre vorher
zum Koadjutor des Verstorbenen war bestimmt worden, sollte
der hohe Verblichene mit allen seinem Rang und Stand ge-
bührenden Ehren begraben werden. Darum brauchte es vom
15. Januar 1642, an welchem Tage dieser Befehl ergangen
war, längerer Vorbereitung, bis das feierliche Leichenbegängnis
konnte gehalten werden. Endlich wurde es auf den 25. Fe-
bruar 1642 angesagt.
Am Abend des 24. Februar ließ der Hofmarschall allen
in Mergentheim anwesenden Landkomtnrcn, Kapitnlaren,
Rittern, Ordenspriestern und Dienern, deren es sehr viele
waren, denn zur Leiche des Hochmeisters war jeder zu kommen
verpflichtet, der nicht verhindert war, eröffnen, das; sie sich
am 25. Februar in aller Frühe bei Hof, d. i. im Schlosse,
die Priesterschaft aber in der Pfarrkirche versammeln sollten.
Eine Stunde vor Tagesanbruch am 25. Februar wurde
sodann die Leiche durch einige Hofoffiziere in Begleitung der
Priester, welche Windlichter trugen, in aller Stille, ohne Ge-
sang und Geläute, ans der Schloßkapelle in die Stadtpfarr-
kirche gebracht, dort ans das abends zuvor errichtete Parade-
bett gelegt und dieses mit den fürstlichen Auszeichnungen
geschmückt.
Dann begaben sich die bei Hof versammelten Ordens-
herrn ebenfalls in die Stadtpfarrkirche, die schon mit leid-
tragenden Unterthanen ganz gefüllt war, denn alles wollte den:
gütigen, so sehr für das Ordensgebiet besorgten Vater die
letzte Ehre erweisen.
9cnn wurde die Leichenrede gehalten, welche die hohen
Vorzüge und Tugenden des hingegangenen Deutschmeisters, be-
sonders auch seine Verdienste um die Residenz Mergentheim
und um die Erhaltung des katholischen Glaubens, in ergrei-
fender Weise schilderte und den Gehorsam des betagten Mannes
gegen den kaiserlichen Ruf ins Feldlager hervorhob nnd znm
Gebet für die Ruhe der Seele dieses so treuen und pflicht-
eifrigen Ordensmannes anfsordcrtc. Die treuen Mergent-
heimer konnten sich in der Erinnerung alles dessen, was er
ihrer Stadt gethan in schweren Zeiten, der Thränen der
Dankbarkeit nnd Liebe nicht erwehren, wie noch heute mancher
zu seinem Denkmal in Ehrfurcht und frommer Rührung
hinanfschant nnd ihm Gottes reichste Vergeltung wünscht.
Nach der Predigt winde der Sarg von sechs Ordens-
rittern von dem Paradebett genommen nnd in folgender Ord-
nung in die Kapuziner-Kirche verbracht:
1. Sechs Trompeter, die Trompeten zur Erde gesenkt,
mit schwarzen über den Arm herabhängenden Flören, je zwei
und zwei.
2. Der Hosmarschall.
3. Ein Kammerdiener des Verstorbenen mit dem Küraß
desselben ans einem Trinmphpserde.
4. Ein Lieutenant mit einer weißen damastenen Fahne,
in der das Ordenswappen zu sehen war.
5. Das erste Trancrpferd, mit fünf Wappen behängen.
6. Der Amtmann von Heuchlingen mit einer weiß-
damastenen Fahne, ans der das preußische Kreuz abgebil-
det war.
7. Das zweite Trancrpferd mit sechs Wappen.

8. Der Amtmann vom Nenhaus mit einer schwarz-
damastenen Fahne, die das Wappen des Verstorbenen zeigte.
0. Das dritte Trancrpferd, mit zwei Wappen behängen.
10. Ein Graf von Hannsperg, Deutschordensritter, mit
einer schwarzen Trauerfahne ohne Wappen.
11. Das vierte Trancrpferd mit langer schwarzer Schleppe,
die nachgetragen wurde.
12. Ein Priester mit einem silbernen Kreuze.
13. Der Lehrer mit acht in weiße nnd schwarze Röcke
gekleideten Schülern nnd der Tranermnsik.
14. Zwölf Weltgeistliche in Ehorröcken.
15. Die Dominikaner in ihrem weißen Gewände und
schwarzen Mantel.
16. Die Kapuziner mit braunem Habit und Mantel.
17. Die Dentschordenöpriester mit ihren weißen Mänteln,
ans deren linker Seite das schwarze Ordenskrenz zu sehen war.
18. Der Prälat des benachbarten Eistercienserklosters
Schönthal, das auch in Mergentheim eine Besitzung hatte, mit
dienendem Gefolge.
19. Mesner nnd Ministranten mit Weihwasser, Rauch-
faß nnd Schiffchen.
20. Zwei Natsgebietiger der Dallei Franken nnd der
Komtur voll Frankfurt. Sie trugen die Ordenskleinodicn,
nämlich die goldenen Sporen, Schwert nnd Kreuz, jedes auf
einem schwarzsamtenen Kissen, das Schwert entblößt, aber die
Spitze zur Erde gesenkt.
21. Die Leiche, von sechs Ordensrittern getragen.
22. Auf jeder Seite der Leiche gingen zwölf Männer mit
brennenden Fackeln.
23. Der Abgeordnete der Ballei Elsaß nnd Burgund,
der Landkomtnr der Ballei Franken, der Statthalter und die
übrigeil Ordensritter.
24. Kanzler, Räte und alle übrigen fürstlichen und
städtischen Diener, denen eine unabsehbare Volksmenge folgte.
Als der Zug vor dem Kapnzinerkloster ankam, brachte
man die Pferde dem Gottesacker zu auf die Seite.
Die Leiche wurde auf das auch in dieser Kirche errichtete
sog. cnstrum cloloris oder Paradcbett gebracht, die Insignien
wieder ans die Bahre gelegt nnd dann der Leichengottesdienst
feierlichst abgehalten. Bei dem Trauer- wie bei dem Lobamte
ging man je zweimal znm Opfer; auch die Armen wurden,
wie das immer beim deutschen Orden der Fall war, sehr
reichlich bedacht.
Nach beendigtem Gottesdienste wurden die Insignien
von der Bahre genommen, die Tranerlieder gesungen, das
Leichentuch entfernt nnd der Sarg in die unter der Kirche
befindliche Gruft der Kapuziner gebracht, wo auch die In-
signien wieder ans die Bahre gelegt wurden. Da wurden
noch die gewöhnlichen Gebete gesprochen nnd die Gruft ge-
schlossen.
Die Leichenkosten, worunter auch die ans diesen Sterbfall
geprägten Münzen begriffen sind, betrugen 9965 sl. 40 kr.
fränkisch oder 11491 fl. 35 kr. rheinisch.
(Fortsetzung folgt.)

Das Kloster und die Klosterkirche in Neresheim.
Non Pfarrer A. G.
(Fortsetzung.)
Wir wissen ja sogar, das; in manchen bayerischen nnd
österreichischeil Kirchen Maria Theresia, die Kaiserin, als
Mutter Gottes dargcstcllt ist, so in einer ganz in der Nähe
voil Donanwörth, welches Bild erst in neuester Zeit durch
 
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