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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 5.1888

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Aktenstücke zur Vorgeschichte der Säkularisation, [2]
DOI Artikel:
Beck, Paul A. [Hrsg.]; Seybold, Johann Georg [Bearb.]: Lateinisch-deutsche Redensarten, Sprichwörter etc., [1]: Auslese aus dem "Fasciculus adagiorum latino-germanicorum" von Joh. Georg Seybold als Beitrag zum ulmisch-schwäbischen Sprachschatz
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https://doi.org/10.11588/diglit.20203#0088

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wie zu verhindern seyi; möge, das; der ^eutraliläts-Nahme, wie es
leiclstlich geschehen könnte, nicht in olleulas armorum ausschlage, oder
gar mißbrauchet werde, zu unersetzlicher Gefahr und Schaden der wenig
übrigen Ruhe des Tentschen Reichs und dessen in gegenwärtigem Un-
glück noch nicht gantz verflochtener Churfürsten, Fürsten, Ständen und
Creyßen des Reichs, welches alles vor der Hand in behörige Erwcgnng
zu ziehen, und mit Genehmhaltnng deren Theilhabere anzugeben seyn
würde, mithin gar tieffe zu sehr hänckliche Fragen und Folgen in Ventre
hat, wann anderst die Herstellung einer solchen Reichs - oder Lonkoecke-
rntions-^rinncke für keine feindliche Überziehung vermeinet und ge-
achtet oder nach und nach hierzu eingcspielet werden solle: indessen nnd
insonderhcitlich die annoch neutralen Creyste ohnehin nrehristen Thcils
in ihrer obwohl frehlich nicht sattsamen Verfassung stehen, nnd in benö-
thigten Fall mit eigenen Kräfftcn so versetzen sind, das; durch die alte
oder auch neue Verbindnisse die zur innerlichen Nothwehr bedürfftige
Mittel noch wohl aufznbringcn seyn würden.
So wenig nun wegen so vielen erheblichen Umständen noch zur
Zeit glaublich zu seyn scheinet, das; man zur Aufrichtung einer so ge-
nannten Reichs-l^eutralitäts-Armadc die Stände ernstlich zusammen zn
bringen hoffen könne, noch weniger kan meines Ermessens vcrmuthet
werden, das; man die unverantwortliche Begierde, die Fürstliche Hoch-
stiffter, als die Erbschafft GOttes, wegen menschlicher Erbschafften, welche
man keines Theils unter Rcichs-Satzungs-mäßige Erkänntnis; setzen will,
dem gegenwärtigen Krieg anfznopffern, sich unter Catholischen auch nur
von weitem sollen wohl beyfallen lassen, indcme hiermit zu dem gantzen
Verfall des Fürst!. LoUegii, mithin auch zu einer wesentlichen Ver-
änderung nnd Verstellung der gantzen Neichsverfassung gleichsam so
mnthwillig als gottlos würde getrieben werden, nnd obschott cs den;
gemeinen Wesen nach das Ansehen haben solte, das; man durch 8ecu-
lurilirnng vbgemeldter geistlicher Reichs - Fürstenthümcr ein gleiches
Friedens-Opffer, wie bey dem Wcstphälischen Frieden geschehen ist, wie-
der zu erfinden gleichsam ehrbar gcmeinet sehe, das; cs damahlen ver-
schiedene Fürstliche Ertz - und Bistthümer nicht durch den Friedens-Schluß
eigentlich seycn lecularilirt, sondern in der bereits voransgegangencn
8eculariürnng in den Stand, lvie selbe vorhin gewesen seyn, belassen
worden, nnd wegen die Entkräfftnng des Catholischen Wesens und der Ober-
Macht fremder Königreichen haben aufgeopffert, und in jenen Händen
belassen werden müssen, in welchen sich selbige damahlen unglückseliger
Weis befunden hätten, ohne Hoffnung, selbe wieder herauszubringen,
nnd wann nebst deine die damahlige Zeit - und Kriegs-Länfften wie auch
ansserste Zerrüttung des tentschen Reichs in Betracht genommen wird,
so wird der Unterschied gegen die jetzige Umstände gleich bei dem ersten
Anblicke sich dergestalten in die Augen stellen, das; kein scheinbarer Vor-
wand mehr übrig bleibe, um dieses unchristliche Vorhaben auf einige
Weise rechtfertigen zn können, nnd das; Lmllolici, welche dadurch be-
friediget, und opulentiores werden wollen, eben so wenig den Frieden
mit GOtt als dessen Scegen und Gnade würden zn hoffen haben, jene
aber, welche sich mit andern Folgen und Catholischen Theils etwan
schmeicheln mögen, seiner Zeit diesen ohnbedachtsamen Rath sich selbst
sehr beschwerlich finden, die überbleibende weltliche Fürsten aber sich in
einem sehr zergliederten Fürsten-CoUeLio und sehr erschwchrten Nach-
barschafft und später Berenung würden gestellct sehen. Daher» ich auch
dahin gestellct seyn lasse, ob es Ernst seye, eben also dieses dleutrnlitäts-
Olaucoma als diese Lecularilations-Impietät an den gemeinen Reichs-
Tag zn bringen, und mit entdeckter später Schand hinanszutreibcn, da
bevorab Sr. Kayserl. Majestät Jhro dargegen hegende Abneigung be-
reits öffentlich geänssert haben, nnd nicht weniger gar offenkundig ist,
wohin die Königin in Ungarn und der König in Engelland sich diesfalls
auch sollen erkläret haben, wie dann allen benachbarten Königreichen und
sonderlich denen See-Mächten überhaupt vieles daran gelegen zn seyn
scheinet, das; das dadurch allenfalls gantz verstellte imperii und
die dadurch abznändern seyende Nachbarschafft in andere Art und mäch-
tigere Hände nicht verfalle, Massen es bey denen hierobigen Fürstl.
Stifftern schwerlich verbleiben, sondern ex errpite inckenniilationis oder
andern von dem Zaun herunter gernpfften Ursachen auch zu denen
Westfälischen Stifftern, nnd in jenen an der Schweitz ohnzweifentlich
gar bald kommen dürftste, welches denen General-Staaten, der Cron
Engelland nnd der Schweitz lut, mnnn zeitlich, denen -4. C. verwandten
Fürsten aber ihrer offenbahrer Umständen halber nnd nicht weniger
Reichs-Ständen nnd der Reichs-Nilterschafft deutlich würde beyzubringen
seyn: Und weilen dem Vernehmen nach das Frantzösische Beyspicl, das;
nämlich in Franckreich die Bistthümer verändert, und der Religion doch
kein Schade zugefüget worden seye, hiebey will aufgeworfen werden; so
ist dargegen von sechsten offenkündig, das; unsere Tentsche Verfassung
ans diese Weise nicht gearthet, nnd das Reich ausser seinen Cvllegial-
Verfassnngen stellen zn wollen, eben so viel seye, als dasselbe gantz zu
verunstalten, mithin gar übern Haufen zn wersfen.
Ew. Liebdcn werden hieraus meine enge vertrante Gedancken über
die so haickle Vorfallcnheit, so weit man solche bey so dunckeln Um-

ständen noch zur Zeit zn benrtheilen vermag, zn vernehmen, und selbe
nach Dero hochvernünfttigen Begabnis; zu- oder abzugcben, auch mir von
Dero fernerweitigen Meinung die gefällige Eröffnung zu thnn geruhen,
Jhro zugleich anheim gebend, ob es nunmehr» von der Zeit seye, sich
gegen beede iVIaterias obwohlcn adsgue strepitu zn regen, mit Chnr-
und Fürstlichen Gesandten, jedoch wegen der Religion gestalten Dingen
nach, zu reden, und eine bessere Aufmercksamkeit zn erwecken, anbey in
Engelland, Holland, der Schweitz nnd an dem Wienerischen Hof diese
Beträchtlichkeiten allgemein anfzuwerffen und zn erkennen zn geben, das;
man sich mit allem Ernst und standhaftster Gegcnsetznng gegen die
^utlloreg der Stöhrnng der noch übrigen wenigen Reichs Ruhe in dem
Schlust ohnbedencklich stellen würde, gleichwie ich meine Neichs-Gesandt-
schaftsten unter heutigem ckato dahin allbereits anweise, um nicht nur mit
der Ihrigen sich darob zn verstehen, sondern auch bei mehr nnd mehr
anszubrechenden scheinenden Ruff des obbenannten bcederseitigen Vor-
habens mit denen übrigen geist- und weltlichen Chur- und Fürstlichen
Catholischen nnd C. verwandten Gesandten in ein gutes Vernehmen
zn treten, folgsam zn sehen, was man befindenden Umstünden nach vor
weitere Ziel und Maas zn nehmen habe? wie Ich dann schlüstlich da-
vor halte, das; mit Chur-Sachsen, welches bey diesem Höllen-Tantz nur
würde Zuschauer bleiben, und gewistlich leer ausgehen, nnd mit denen
sämtlichen Chur- und Fürsten sich zwar vorsichtig, jedoch getreulich zu
unterreden seye, gestalten ich mit Meinen Frcinckischen Mit-Ständen auf
solchen Fils; würcklich angcfangen habe, nnd von dem Erfolg Ew. Lieb-
den vertrante Nachricht zu geben nicht unterlassen werde.
(Schlust folgt.)

Lateinisch-deutsche Redensarten, Sprichwörter re.
Mitgcteilt von Amtsrichter a. D. P. Beck.
Auslese aus dem sTn8cicu1u8 n6n§iorum 1ntino-§ermnm-
corum« vou Joh. Georg Seybold (Ulm bei Balth. Kühue
1654) — als Beitrag zum ulmisch-schwäbischen Sprachschatz.
^.b usino Innnm (sc. petere); Bratwurst im Huudsstall
sucheu.
Tc^uo nä ^8inum; vom Pserd aus deu Esel.
^.bsicere 1rn8tnm (cl^peum); verloren geben, Stangen
und Spieß fallen lassen.
^ dove mnsori 6i8cit nrnre minor; wie die Alten
sungen, so zwitschern hernach die Jungen.
Xk>8entem 1ne6it, c^ui cum edrio 1iti§nt; wer mit einem
Trunkenen hadert, der zankt mit einem Abwesenden.
^.d8Hue dnculo ne inZreclitor; geh' nie ohne Gewehr.
^.d>8 re hui vndit, re8 8ibi nulln cnäit, 's Hnndssntts
Bruder hat gut verlieren.
^ cnne non mn§no 8nepe tenetur nper (Ovi6); es ist
nicht immer an der Größe gelegen, sollst nberliefe eine Kuh
einen Hasen.
Acetum Imbet in pectore; er ist nit gar ein Narr.
^.ctum e8t; ans ist's.
^.6 coroni6em (rmwilicum) u8c^ue 6e6ucere; das
Trinkgeld verdieneil.
^.66e purum pnrvo, mo6icum 8upern66e pu8i11o,
Tempore 8ic pnrvo mn§num cumu1nbi3 ncervum (Ovicl);
wer den Pfennig nicht so gut aufhcbt, als den Batzen, der
kommt nicht zu einem Gulden, wer auf den Kreuzer nicht
schaut, kommt nicht ans den Gulden.
mermurnm ncjunm bibunt, citrn men8urnm oUnm
come6enke8; deil Kreuzer klemmen nnd den Gulden fahren
lassen.
I)eo vocntu3, rite pnrntu8; wein Gott giebt ein Alnt,
dem giebt er auch Verstand.
^6 §rnecn8 Enlendn8; all St. Nimmerleilts Tag, zu
Pfingsten ans dem Eis.
Xubuc coelum volvitur; der alte Gott lebt noch.
^.Zbuc tun me38i3 in berbn e8t; die Sach' steht noch
im „G'rathwohl".
incitn8 re6nctu.8; er ist schachmatt, zu Platz gerickt.
 
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