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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 9.1892

DOI Artikel:
Schöttle, Johann Evang.: Zur Geschichte des Klettgaues, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15867#0016

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Anwaldts anrnffen, was sich gepührt fürderlich handlet, und
dermassen einsehens habet, daß er sich wieder billichkeit verer
nicht zu beschweren Hab, daran thut ir unser ernstlich Meinung
geben zu Speier am sechs und zwanzigsten tag Jnlii re. im
sechs nnd zwanzigsten, und stet ir fürstlich Durchleüchtigkeit
mit eigner Hand UerckinLiräus, 7V6 iVlnuttatum SereniZsimi
Oni principis -Vrcttickucis pprium, Harrach Canzler, nnd
Ferenberger unterschrieben rc. Vnd zu vrkund mit unser Wil-
helms Herrn zu Rappvltensteinö zu Hochenagkh und Gervl-
degks am Wasichin Landvogts vorgenant anhangenden insigel
versiglet. Geben ist zu Freybnrg ini Prisgan am ersten tag
des monats Octobris nach Christi unsers lieben Herrn Gebnrth
gezahlt fünf zehen hundert zwanzig und sechs iar.
Gerbert, 310te Urkunde, III. Bo. S. 412—413.
Die vier Waldstädte.
König Albrecht, st 1308, 1. Mai, hatte vor, seinen Kin-
dern und Nachkommen drei Fürstentümer zu bereiten, nämlich
eines in Schwaben, das andere im Elsaß und das dritte in
den oberen Landen, d. h. im Schweizerland, welches nämlich
Tnrgau, Ergan (Aargau) Uechtland und Chnrwalchen in sich
begriffe. Daraus erklären sich die so zahlreichen Erwerbungen
von Gütern, Orten, Kirchensätzen, Herrschaften durch die öster-
reichischen Herzoge, ja sogar Städte legten sie an, um sich
ihre Besitzungen zu sichern. Unter ihnen bekamen vier den
Namen „Waldstädte", urbes silvestres, und zwar:
1. Rheinfeldeu, Uttenolslcln.
Rheinfeldeu war die vornehmste unter den vier Wald-
städten. Sie wurde schon von den Grafen v. Zähringen
erbaut, nach deren Abgang zur Reichsstadt gemacht, hernach
von Kaiser Ludwig dem Bayer n. 1331 nebst noch einigen
anderen Städten an die Herzoge Albrecht nnd Otto von
Oesterreich um 20 000 Mark Silbers Konstanzer Währung
mit der Wahlfürsten Brief ans Wiederlosnng versezt und ver-
pfändet. Landvogteibuch I, 155.
Am bekanntesten ist Herzog Rudolf von Rheinfeldeu,
Gegenkaiser wider Heinrich IV , in der Schlacht an der Elster
im Oktober 1080.
Sein Geschlecht stammt von den Ettikonen, Herzogen
von Elsaß ab, welche schon n. 660 historische Bedeutung
hatten.
Seine erste Gemahlin war Mathilde, Schwester Kaiser
Heinrichs IV. Anfänglich stand er gut mit Heinrich, stritt
mit ihm Wider die Sachsen n. 1075, wurde schwer ins Gesicht
verwundet nnd auch zwei Söhne Grafen Eberhards yon
Nellenbnrg sielen hier, nämlich Albert und Lheobald. Als
Kaiser Heinrich von seinem Lasterleben nicht abljeß und die
deutschen Fürsten immer wieder aufs neue hinterging, ver-
schworen sich gegen ihn Herzog Rudolf von Schwaben und
Burgund (Rheinfeldeu), Berthold von Zähringen, Herzog von
Kärnten nnd Welf, Herzog von Bayern und die meisten an-
dern Hohen in Schwaben nnd Sachsen. Ans der Gcncral-
besprechnng zu Forchheim wählten sie am 4. Marz 1077 den
trefflichen Rudolf zum Könige, der am 24. März Mitfasten 77,
gekrönt wurde. Rudolf versprach, das Reich nur als ihm
zur Verwaltung anvertraut zu übernehmen nnd auf jedes Erb-
recht für seinen Sohn zu verzichten. Dagegen haben die
päpstlichen Legaten noch hinzugefügt, er solle das Unrecht
bessern, die Bistümer nicht nach Geld und Gunst vergeben
und durch päpstliche Autorität wurde beschlossen, daß das
Reich fortan ein reines Wahlreich sein und nicht mehr,
wie bisher Gewohnheit gewesen, an die Erben des Königs
Stuttgart, Buchdruckerei der Aktie

übergehen solle. Bei seiner Krönung in Mainz erhoben die
simonistischen Kleriker einen Aufstand gegen ihn. Man wollte
das kaiserliche Palais in Brand stecken und Rudolfen er-
morden. Bischof Sigfried von Mainz stellte sich als Geisel
für Rudolf, sei aber so beschimpft worden, daß er Mainz nie ^
mehr betreten habe. Gregor VII. sandte Rudolfen die Krone
mit der Aufschrift: »Uetrn cleclit Uetro, Uetrus clinclemL
Unclolptto«. Ostern feierte Rudolf in Augsburg; darnach
hielt er in Eßlingen am Neckar eine Fürstenversammlung,
zog von da ab, um die Veste Sigmaringen zu belagern, da
aber indes Heinrich von Canossa her durch Kärnten mit
einem Heere heranrückte, zog Rudolf nach Sachsen ab. Die ^
Fürsten am Rhein nnd in Gallien halfen zu Heinrich, ver-
stärkten sein Heer, so daß dieser izt vom Zun bis an Main,
am Neckar und an der Donau bis nach Ulm alles verwüstete,
eine Heinrichs würdige vaterländische That! Diese Ver-
wüstung Schwabens durch Heinrich kränkte Rudolfen gar sehr.
T^nno 1078 hielt König Rudolf Weihnachten in GoSlar
bei den Sachsen. An der Unstrut kam es zur Schlacht.
Rudolf siegte, Heinrich floh. Friedrich der Stauffer hatte nun
alle möglichen Völker für Heinrich zusammengezogen, doch trieb ^
Herzog Welf von Ulm ihn wieder zurück.
Berthold, Herzog von Zähringen, Sohn des Mark- ^
grafen Berthold, hatte sich mit Agnes, der Tochter Rudolfs,
vermählt. An Ostern 1078 war -die Vermählung. Das -
Jahr 1080 schien für Rudolf günstig zu beginnen. Nach;
Epiphanien kam Heinrich nach Sachsen. Am 6. Kald. Febr.
— 25. Januar kam es zur Schlacht. Heinrich mußte fliehen; !
doch war die Schlacht nicht entscheidend; in der aber an der
Elster fiel Rudolf, von einem Pfeile aus der Hand Gott-
frieds von Bouillon getroffen, vom Pferde ins Wasser. Die j
Seinigen hoben ihn sogleich auf und brachten ihn ans Land.
Versehen durch .einen Bischof starb er noch an demselbigcn
Tage, Mitte Oktober 1080. In Merseburg wurde er feier-
lich beerdigt. Seine Regierung währte drei und ein halbes ^
Jahr. Die Armen beweinten ihn. Er war ein Vater des ^
Vaterlandes, gerecht, ein unermüdeter Verteidiger der Kirche. ^
Die Sachsen opferten viel zu seinem Seelenheile. Nach sei-
nem Tode erst wurde nun das Herzogtum Schwaben an
Friedrich de» Stauffer übertragen, der izt schon weittragende
Plane im Herzen hegte.
Interessant ist, was sonst kein Geschichtsschreiber crZ
wähnt, daß in diesen Kämpfen zwischen Heinrich und seinem'
Gegenkönig Rudolf erstmals die Bezeichnung „Ultramontanc"
aufkam. Die Anhänger Rudolfs wurden damit bezeichnet,
weil der Papst auf ihrer Seite stand. Somit verdienen
diesen Namen diejenigen, welche für Recht nnd Wahrheit,
Glauben, Religion und gute Sitte, Mannhaftigkeit und Ehren-
haftigkeit, für sittliche Würde deS Mannes nnd für sittliche ^
Ordnung einstehen und die das Oberhaupt der Kirche, den
Stellvertreter Christi, für sich haben. Die Anhänger dcch
lüderlichen Heinrichs, in dessen Hofgelagen nicht einmal die^
Frauen des Adels, geschweige denn die Jungfrauen sicher
waren, ja er schändete Mütter und deren Töchter, verdienten
den Namen „Ultramontane" freilich nicht; aber die edelstew
nnd besten Männer standen auf seiten des ultramontanen
Rudolf- Diese Schilderung Heinrichs ist ans Gerberts »llncts
et Inka Uuclolptti«.
(Fortsetzung folgt.)

>escllschast „Deutsches Volksblatt".
 
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