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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 9.1892

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Renz, Gustav Adolf: Die Reichsschenken von Schmalegg-Winterstetten, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15867#0039

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31

Dir Mrichsschenken Vvn Schmalegg-Winker-
stetlrn.
Von Rciiz - Rcgcnsburg.
Es war ein hochausehuliches, uraltes Rittergeschlccht,
diese Herren vvn Schmalegg mit ihren nachmaligen Ab-
zweigungen in Winterstetten, Bienburg, Ittendorf, Otterswang,
bis ins 11. Jahrhundert zurück reichen seine Wurzeln, als
ein edler mächtiger Stamm wuchs es allmählich empor und
seine Neste breiteten sich weithin aus im heldenreichen
Schwabenlande. Zu vollster Blüte gelangte aber diese an
Edelsinn, Frömmigkeit, Reichtum, Treue und Tapferkeit gleich
ausgezeichnete, oberschwäbische Adelsfamilie, als sie sich mit
den Reichsschenken von Winterstetten in Eins verschmolz und
hiebei das kaiserliche Schenkenamt auf sie überging. Von da
ab teilte sie sich in zwei Zweige, deren einer auf dem alten
Stammschloß Schmalegg bei Ravensburg verblieb, während
der andere auf der wettergrauen Burg Winterstetten hauste,
später nach vielfachen Besitzentänßerungen und infolge rauf-
lustiger Streifzüge mit ungünstigem Ausgang und dadurch beding-
ten Gütervcrlnsten allmählich immer mehr verarmt, nur noch auf
Burg und Herrschaft Otterswang beschränkt, verlor sie sich zu
Ende des 14. Jahrhunderts im damaligen Herzogtum Wirtem-
berg, wo noch vereinzelt Schenken von (Schmalegg) Winter-
stctteu anftretcu, um dann im 15. Jahrhundert ganz zu ver-
schwinden.
So hat eben auch dieses einst hochberühmte Adels-
gcschlecht, wie so viele in deutschen Landen dem Wechsel der
Zeiten und Schicksale seinen Tribut entrichten und in Ver-
gessenheit versinken müssen, während gerade seine nächsten
Anverwandten die Truchsessen von Waldbnrg wohl umbraust,
doch nicht erschüttert vom Sturme der Jahrhunderte heute
noch von ihrer stolzen, erhabenen Höhe ans eine ruhmgekrönte
Vergangenheit zurückblicken dürfen. Ich habe in folgendem
versucht, die Ritter und Schenken von Schmalcgg-Winterstettcn-
Otterswang einer kurzen Bearbeitung oder besser Zusammen-
stellung zu unterziehen, soweit dies die mir hier zu Gebot
stehende einschlägige Litteratnr gestattete.
Die ersten historisch in Betracht kommenden Nachrichten über
die Schmalegger datieren aus dem Anfang des 12. oder Ende des
11. Jahrhunderts und zwar erscheint zuerst ein R. vclollus de
Lmalun elllleZ) der zum Seelenheile seines Vaters Ep Po
von SchmaleggH dem Kloster Weingarten zwei Güter,
das eine in Detzenweiler ^) und das andere in Geratsberg ^)
überläßt. Desgleichen schenkt seine Gemahlin Tnta') dem-
selben Gotteshaus ein Gut zu Liebcureute H und ein eben-
solches zu Harterateruti 5) zu Gunsten einer ins Nonnen-
kloster Weingarten aufgcnommenen Tochter. Beider Söhne
Gerung und ChunoH schenken demselben Kloster ein Gut
zu Ibach °) und Eiuhaldcn?) und treten später selbst als
Mönche dort ein. Außer diesen beiden geistlichen Söhnen
scheint genannter Rudolf von Schmalegg, dessen Todestag der
Weingarten Nekrolog am 14. Juni angicbt noch einen
dritten Sohn und Erben gehabt zu haben, der uns wiederholt
in Urkunden aus jener Zeit begegnet, nämlich Konrad (I.)

') Weing. Codex i. Wirt. ll.-B. IV, XI; IV, XIII u. IV, XU.
2) Gemeinde Wolketsweilcr OA. Waldsee.
Gemeinde Schmalegg.
U Gemeinde Grünkram.
Jetzt Kickach, Gemeinde Baienfnrt.
°) Gemeinde Hasenwciier, snmltiche OA. Ravensburg,
st Gemeinde Cggcnrente OA. Wangen,
ltson. Oei'm. I, 22t> n. 227.

von Schmalegg. Zwischen 1140 und 1150 übergiebt der-
selbe dem Kloster Weingarten eine Besitzung gleichfalls in
Halden o) und ebenso im Ruhil, ") 1147 treffen wir ihn in
Augsburg, wo er als Zeuge in der Traditionsurkunde des
Herzogs Welf VI. für St. Ulrich und St. Afra in Augs-
burg genannt ist. Da dieser Konrad von Schmalegg in
den derzeitigen Zeugenaufführungen stets in der vordersten
Reihe der Welfischen Dienstmannen verzeichnet steht, so mag
die Annahme berechtigt erscheinen, daß er damals am welfischen
Hofe eine anszeichnende Ehreustelle bekleidete und deshalb auch
einer der Begleiter Welf VI. von Spoleto zum Kreuzzug
gewesen ist. Einige Jahre später, 1154 12. April befindet
er sich wiederum im Gefolge desselben Herzogs, als dieser auf
seinem Stammschloß zu Ravensburg die Kirche St. Petri in
Guastalla in seinen Schutz nimmt, ^) und im darauffolgenden
Jahre 1160 bezeugt er die Schenkung eines Gutes zu Jttiugen
uud der Kirchenvoglei in Neßlingen (Kanton Thurgau) an das
Stift Jttiugen. ^) In dieser Urkunde wird auch erstmals aus-
drücklich hervorgehoben, daß die Ritter von Schmalegg welfische
Ministerialen waren, da Konrad (I.) von Schmalegg mit Fried-
rich , Dietho und Hermann von Ravensburg, Friedrich von
Waldbnrg u. a. hiebei »de lamilia Wellouis« be-
zeichnet wird. Noch einmal finden wir diesen Konrad (I.)
von Schmalegg zu Theuringen in Verbindung mit Ortolf
und Rudolf von Schmalegg und in Gesellschaft einer
großen Anzahl von Grafe» und Rittern, als Zeugen in einer
Bestätigungsurkunde des Herzogs Heil,rieh von Bayern und
Sachsen für das Cistercicnserkloster Salem, derznfolge sein
Ministerielle Otto von Hasenweiler diesem Kloster ein Gut in
Schwandorf und Rcichenbach geschenkt hat. ") Von da an
geschieht dieses Konrads (I.) keine Erwähnung mehr , dagegen
ist obiger Ortolf von Schmalegg, allerdings nur zwei-
mal urkundlich, uud zwar das einemal noch in welfischcr
Gefolgschaft anfgeführt, nämlich zwischen 1162 und 1182 zu
Altinbrugg als Zeuge in einer Urkunde des Herzogs Welf VI.
für Kloster Kreuzlingen") und sodann 1188 2. April in
Hof am Rhein als ebensolcher zugleich mit Heinrich von
Schmalegg in einer Bcstätigungsurkunde Herzog Friedrichs
von Schwaben für die St. Joh. Bapt. Kirche zu Stein-
gaden. ") Dieser vorbezeichnete und von dieser Zeitperiode
ab häufig in der Umgebung der Herzoge von Schwaben, als
hohenstausischer Ministerielle vorkommende Heinrich (I.) von
Schmalegg, wohl der bedeutendste seines Geschlechts, müßte
also, falls Ortolf als ein Sohn Konrads (I.) von Schmalegg
recipiert wird, ebenfalls ein direkter Nachkomme des letzteren
gewesen sein, da hier ausdrücklich bemerkt ist: »Ortollus
et Iraker ejus Idaiuricus de 3 maleneolce.
Schon ein Jahr zuvor, 1187 l. Juni befindet er sich
mit Herzog Friedrich von Schwaben in Tübingen, als dieser
für Kloster Bebenhansen eine Urkunde ausstellt ^) und 1197
30. Juli ist er am herzoglichen Hoflagcr auf der Burg
Schweiuhausen, wo er mit Truchseß Heinrich von Waldburg,
Schenk Albert von Tanne u. a. als Zeuge einer Scheuknug
(der St. Christina Kapelle, oberhalb der Stadt Ravensburg

ch Gemeinde Eggenrente.
") In der Gegend vo» Wolkeisweiler.
") dlon. Loica XXII, 75.
'0 Siäli», Wiribg. Gesch- U, 275.
Stalin, a. a. O. II, 277.
'0 Zcilschr. f. d. Gesch. des Obcrrh. XXXV, 2U.
Wiribg. ll.-B. II, 139.
'0) ltlon. Loica VI, 499.
") Wiribg. II.-B II, 249.
 
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