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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 9.1892

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Stengele, Benvenut: Die Berufung der Jesuiten nach Konstanz, [1]
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15867#0072

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64

Gottesdienst dieser neugewonnenen Katholiken zu halten, das
Wort Gottes denselben ferner zu verkünden und ihren Kin-
dern den katholischen Unterricht zu erteilen, das war in der
Folge Sache der Kapuziner, die in der dortigen Gegend zu
diesem Zwecke ein Klösterlein erhielten.
Da die Jesuiten in Konstanz immer mehr Verdienste um
die Verbreitung der katholischen Religion sich erwarben und
abermals wieder mehrere Irrgläubige zum wahren Glauben
zurückgeführt hatten, so verwendete sich selbst Kaiser Rudolf
für dieselben, und beauftragte den Grafen Friedrich von Fürsten-
berg und den Doktor der Rechte, Gallus Hager, in seinem
Namen beim Magistrate von Konstanz dahin zu wirken, daß
daselbst ein Kollegium für die Jesuiten entstehen möchte. Der
Senat gab zwar hierzu unverweilt die Zusage, setzte aber
solche Bedingnisse und Beschränkungen, daß die Jesuiten Be-
denken trugen, darauf einzugehen, und lieber bessere Zeiten
abwarten wollten.
Im Jahre 1600 verloren sie noch dazu ihren Gönner,
den Kardinal Andreas von Oesterreich, durch den Tod, welcher
am 12. November zu Rom erfolgte. Doch war auch sein
Nachfolger auf dem bischöflichen Stuhl zu Konstanz, Johann
Georg von Halweil, ein Mann von großer Frömmigkeit, ihnen
sehr geneigt; nicht nur, daß er sie zu seinen Beichtvätern er-
wählte, und sie in Diözesanangelegenheiten zu Rate zog, über-
trug er ihnen auch nach dem Tode des Pfarrers von Meers-
burg, seiner Residenz, das Pfarramt.
Im Jahre 1601 wurde es endlich Ernst mit der Errichtung
eines Jesuitenkollegiums zu Konstanz. Es ergingen darauf
bezügliche päpstliche Schreiben sowohl an den päpstlichen Le-
gaten in der Schweiz, Turrianns, als auch an den Magistrat
von Konstanz selbst. Als Platz für das Kollegium war an-
fangs ein Teil des bischöflichen Palastes angewiesen, während
für das zu gründende Gymnasium vier an den bischöflichen
Garten anstoßende Privathäuser ausgemittelt wurden. In-
dessen hieß das Domkapitel es nicht gut, den einen Flügel
des bischöflichen Palastes für gedachten Zweck zu verwenden,
weshalb dafür ein Kapitelhaus mit der St. Katharinakapelle,
für das Gymnasium aber der Hofkasten und das Kapitel-
Syndikatshaus, Oberpfleg genannt, überlassen wurden.
Der Fürstbischof erbot sich, von feinen Tafelgeldern
18 000 Gulden herzngeben, und das Domkapitel war willig,
600 Gulden zu erlegen. 11m die Summe der erforderlichen
40 000 Gulden voll zu machen, wurden acht NeichSprälaturen
in Schwaben um entsprechende Beiträge, mit deren Festsetzung
der Reichsprälat Wegelin von Weingarten betraut wurde, an-
gegangen. Demgemäß verhieß der Abt von Salem 4000 fl.,
der von Weingarten 3000 fl., der von Ochsenhansen 3000 fl.,
der von Weissenau 1350 fl., der, von Roth 1350 fl., der von
Marchthal 1350 fl., der von Schussenried 1350 fl. und der
von Pctershansen 600 fl., in Summa 16 000 fl., wodurch
die erforderliche Summe von 40 000 fl. ergänzt war. Die
erwähnten Prälaten halten sich jedoch ausbedungen, daß sie
dieses Geld nur für den Unterhalt der Jesuiten und sonst zu
keinem andern Zwecke geben, nnd daß, wenn sie seiner Zeit
eine Pflanzschule (Lontudernium) für Religiösen in Konstanz
errichten wollten, der zeitliche Rektor des Jesuitenkollegiums
hierüber Aufsicht und Sorge jederzeit übernehmen sollte.
Nachdem auch der Ordensgeneral Klaudius Aqnaviva in
Nom die Genehmigung zur Errichtung des Kollegiums gegeben
hatte, wurde sogleich der Bau begonnen; ein zur katholischen
Kirche übergetretener und in der Baukunst wohl kundiger
Bürger hatte sich erboten,^ hiezu unentgeltlich Hilfe zu leisten, und

eine Witwe Namens Katharina Wall, vermachte zu diesem Zwecke
4000 Gulden in ihrem Testamente. Zum Kirchenbane fanden
sich manche Wohlthäter sowohl in der Stadt, als auf dem
Lande. Ein vornehmer Mann verehrte der Kirche zwei herr-
liche Oelgemälde, die heilige Magdalena und Hieronymus vor-
stellend. Selbst der Herzog Wilhelm V. von Bayern schickte
derselben kostbar gefaßte hl. Reliqien in schwarz gebeizten, mit
Silber gezierten Kästchen nnd Pyramiden.
Wie schon 1599, ließ der Abt von Weingarten auch
während der 40tägigen 'Fastenzeit des Jahres 1603 zwei
Jesuiten von Konstanz kommen, die ,von seinem Kloster aus
nach Altdorf und Ravensburg sich begaben, und in diesen
Städten predigten und Christenlehren hielten, in letzterer Stadt
aber eine Prozession am Karfreitage veranstalteten und ein
Schauspiel, die Leidensgeschichte Jesu vorstellend, gaben. Erstere
begleiteten der Magistrat, die Patrizier und kaiserlichen Be-
amten in Trauerkleidern; zu letzterem fanden sich sehr viele,
ja selbst Protestanten, ein und wurden zu Thränen gerührt.
Da man eben im Begriffe war, den Grund zum Baue
der Kirche zu legen, starb der Fürstbischof Johann Georg zu
Meersburg am 11. Januar 1604. In tiefe Trauer versetzte
dieser Todesfall die Jesuiten, da sie befürchten mußten, daß
der vorgehabte Ban wieder ins Stocken geraten möchte. Allein
Jakob Graf von Fugger, bisher Dompropst, den die Wahl
des Domkapitels auf den bischöflichen Stuhl erhob, war den
Jesuiten nicht minder günstig gesinnt als sein Vorgänger. Er
versicherte dem ?. Otto Eisenreich, der bald darauf aus Rom
angekommen war und dem neugewählten Fürstbischof zur ver-
dienten hohen Würde ehrerbietigst Glück wünschte, daß erden Bau
auszuführen und zu vollenden sich werde angelegen stin lassen,
da sein Wunsch sei, daß bald Kollegium nnd Kirche stehen und
die Schulen ihren Anfang nehmen.
(Schluß folgt.)

Miszellen.
Maximilian Raßler, geboren in der früher vorderösterreichi-
schen Stadt Wald sec im 17. Jahrhundert, einer der fünf sogenannten
„Donanstädte", Jesuit, welchen weder die Oberamtsbeschreibung, noch
Eggmanns Geschichte von Waldsee, noch die „w. Landesbeschreibung"
kennt, wurde im Jahre 1676 Professor der Philosophie an der llni-
versiiät Ingolstadt, dann 1685—1688 der scholastischen Theologie an
der katholischen Universität Dillingen, um. 1692 des kanonischen Rechts
nnd bekleidete auch zweimal, sowohl von 1693—1697 als von 1709
bis 1712, an der letztgenannten Hochschule die Würde des Kanzlers. ^
Als solcher hatte er vor allem über die Kathvlizitttt der Anstalt zu
wachen und war er äs lacto Kommissär des Bischofs. Er hatte darauf
zu sehen, daß die monatlichen Disputationen bei de» Theologen und
Philosophen gehalten wurden, nnd konnte denselben beiwohnen, so oft
er wollte. Er hatte weiter monatlich die Buchdruckerei nnd Buchhand-
lung zu besuchen nnd nachzusehen, was heransgegcben nnd verkauft
wurde. Seine Bemerkungen teilte er dem Rektor mit. Raßler verfaßte
u. a. folgendes Werk: »Vinclicatlo contra vinclicias s. ack viucllcias Iiisto-
ricas 14. u. kllentrein pro UI. Lonringsii censnra responsio, gna ve-
ritas oppuZnati Olploinatis Olnclavicnsis clenno astruitur, Z partes,
Oampiäuni 1711 (kol.)- (von Antiquar Lndw. Rvsenthal in München
in seinem großen Katalogwert: Lidllotllsca catllolico-tlieolo^ica, pars 8,
Rr. 41, sud Ziff. 7009, S. 42 zu 12 M. ausgeschrieben). Max Raßler
ist nicht zu verwechseln mit zwei andern gleichnamigen Dillingcr Pro-
fessoren Franz nnd Christoph Raßler, welche gleichfalls Schriftsteller
waren. ' . Uck. ' s
Die rätselhaften Skulpturen ans der Zenobnrg bei
Meran oder an der Schloßkapcllc zu Tirol scheinen »ach L. 'Staub
(Herbsttage in Tirol, dns.Etschland, S. 205) seltsamerweise anS der- i
selben Hand zu sein, wie die Steinbilder an der Johanniskirche zu
Schwäbisch-Gmünd. — clc.

Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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